Glasgeschichte


Auf rund 7.000 Jahre kann die Kunst des Glasmachens von ihrer ersten zufälligen Entdeckung bis heute zurückblicken.
 
Mit größter Wahrscheinlichkeit gelang die Herstellung von Glas durch Zufall erstmals Töpfern oder auch Schmieden an den Ufern der großen nordafrikanischen Natron- und Kaliseen. Beide Handwerkszweige brauchen hohe Temperaturen bei ihren Brenn- oder Schmelz-Arbeiten.
 


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Fensterglas
 
Sand, Natron und Pottasche
Ohne große Hitze wäre kein Glas aus Sand, Natron und Pottasche entstanden. Glas ist damit der älteste künstliche Stoff, den Menschen erzeugten.

Ägyptisches Glas
Zunächst wurden Glasuren und Glaspasten – oder auch Glasperlen, Balsamgefäße, Figuren – zum Schmuck von Gegenständen, Wänden oder Decken verwendet. Diese ältesten Gläser waren farbig und wirkten steinartig.

Die Glasmacherpfeife
Syrische Handwerker entwickelten etwa 100 v. Chr. mit der Glasmacherpfeife, einem einfachen Eisenrohr, das die Glasherstellung revolutionierte, die bedeutendste Erfindung in der Geschichte des Glases.

Fensterglas
Doch Fensterglas gab es noch nicht, als die Phönizier die Methode des Glasblasens bis zur Herstellung durchsichtigen Glases verbesserten. Wahrscheinlich gab es auch damals in den Ländern des Orients gar keinen Bedarf für Fensterverglasungen. Dies änderte sich erst mit der Eroberung durch die Römer. Sie stellten als erste im 1. Jhdt. n. Chr. Fensterscheiben aus Glas in Rom her.

Römisches Gussglasverfahren
Die von den Römern zur Herstellung dieser Fensterscheiben angewandte Methode war einfach, aber neu.
Die mit Wasser getränkten Formen wurden mit Sand bestreut, in die das Glas gegossen und abgezogen bzw. geglättet wurde: Im Prinzip erfanden sie das Gussglas.

Zylinderglastechnik
Es entwickelten sich verschiedene Fensterglastechniken, so beispielsweise die Zylinderglastechnik:
Um 1000 n. Chr. wurde das Fensterglas zunächst als zylinderförmige geblasene Flasche hergestellt.
Diese zylinderförmige Flasche wird von der Glasmacherpfeife getrennt. An den Enden gekappt und beschnitten. Darum sprechen wir heute noch vom Glasschneiden. Der so entstandene Zylinder wurde dann längsseitig aufgeschnitten und danach im Ofen mit einem Holzblock zu einer Scheibe gestreckt. Auch die heutigen Echtantikgläser werden nach dieser „alten“ Produktionsfertigkeit noch heute so hergestellt.

Mondglasverfahren
Zweifellos ist das arbeitsaufwendigere Mondglasverfahren aus der einfacheren Butzenscheibenherstellung hervorgegangen. Dabei wurde eine Glaskugel geblasen, die dann geöffnet und bei mehrfachem Erhitzen zu einer runden Scheibe geschleudert wurde. Daher sprechen wir heute noch von einer Glasscheibe, obwohl es keine Scheibe ist.

Gussglasverfahren
In Frankreich kam um 1662 das Gussglasverfahren auf. Das geschmolzene Glas wurde auf einen Gießtisch aufgebracht und mit einer Kupferwalze zu einer ebenen Scheibe gestreckt.Die so erstellten Scheibengrößen hatten schon eine beachtliche Abmessungen bis zu 120 X 200 cm.Jedoch waren sie zunächst undurchsichtig. Erst durch schleifen und polieren wurden sie eben und durchsichtig.
Das Endprodukt nannte man Spiegelglas, weil es sich zur Herstellung verzerrungsfreier Spiegel eignete.

Gussglas
Schließlich wurde die Glasschmelze aus der Wanne des Ofens direkt zu den Dicken- und Ornament-Walzen geleitet. Gussglas wird heute, je nach Art des Glases, als Rohglas, Ornamentglas, Profilglas, Garten-Klarglas, Draht- und Drahtornamentglas bezeichnet.

Das 20. Jahrhundert - Das so genannte Ziehverfahren
1905 gelang dem Belgier Fourcault zum ersten Mal die industrielle Anwendung eines Glasziehverfahrens, bei dem eine Glasbahn kontinuierlich aus der Schmelzwanne gezogen werden konnte.Der Vorteil der Ziehverfahren war, dass nun blankes Glas für klar durchsichtige Scheiben maschinell einfach erzeugt werden konnte.Diese Baugläser hatten nur einen Nachteil: In der Durchsicht konnte man mehr oder weniger häufig störende Ziehstreifen und Welligkeiten erkennen.

Float Glas
1959 entwickelte die britische Firma Pilkington ein völlig neues Produktions-Verfahren zur Herstellung von Glas.Die Vorzüge lagen in der deutlich besseren Produktqualität bezogen auf optische Faktoren wie Welligkeit und Einschlüsse. Revolutionär war, dass das aus der Glasschmelze kommende flüssige Glas über ein Bad aus flüssigem Zinn fließt. Bei dem Verfahren sorgen sogenannte Toproller für die Vorschubgeschwindigkeit und dadurch für eine variable Dicke des Endlos-Glasbandes. Ihr beidseitiges Eingreifen in den noch flüssigen Glasrand ermöglicht die Produktion von Flachglas in variablen Dicken: Von 1,5 bis 25 mm durch stauchen oder ziehen des Glasbandes auf dem Zinnbad.Nach dem Floatbad gelangt das unendliche Glasband zur Abkühlung in den Kühlkanal, an dessen Auslauf die Glastemperatur auf Raumniveau abgesunken ist. Den Glaszuschnitt in Tafeln von 6 m Länge und 3,21 m Breite erledigen computergesteuerte Schneidemaschinen.Heute arbeiten weltweit nahezu 200 Floatanlagen nach dem von Pilkington lizenzierten Prinzip mit einer Tagesleistung von bis zu 800 Tonnen Flachglas. Dies entspricht 80.000 qm – 4 mm Glas oder zirka 12 Fußballfelder.Dieses Verfahren ist auch heute noch konkurrenzloser Standard in der Produktion von hochwertigem Flachglas für den Bau- und Fahrzeugsektor.Der weltweit enorm gestiegen Bedarf an Flachglas, könnte ohne die Erfindung des Floatglases heute nicht abgedeckt werden.

Quelle: Uniglas