Fensterglas - ein Überblick für den Durchblick (09/22/2010 07:00:00 AM)

Bei der Wahl der richtigen Fenster kommt zur grundsätzlichen Entscheidung zwischen Kunststoff-Fenstern, Holz- oder Aluminium-Fenstern außerdem die Wahl des passenden Glases hinzu.

Da in den letzten Jahren durch steigende Energiekosten die Energieeinsparung eine immer wichtigere Rolle spielt, hat sich auch in der Entwicklung des Isolierglases einiges getan. Bisher bestand Isolierglas aus einem Verbund von zwei einfachen Glasscheiben, die mit einem Aluminium-Abstandhalter und der üblichen Raumluft im Scheibenzwischenraum ausgestattet waren.
Drei denkbar einfache Prinzipien haben nun in den letzten Jahren das Isolierglas zu einem hoch wärmedämmenden Energiesparglas werden lassen:
• Die zum Scheibenzwischenraum gewandte Glasoberfläche ist mit einer hauchdünnen und kaum wahrnehmbaren Beschichtung versehen und sorgt bei kalter Witterung dafür, dass die Abstrahlung der Wärme von der warmen raumseitigen Scheibe des Wärmeschutzglases hin zur kälteren Außenscheibe nahezu völlig unterbleibt.
• Der Scheibenzwischenraum wird mit dem Edelgas Argon gefüllt, ein schlechterer Wärmeleiter als Luft.
• Die Abstandhalter bestehen zunehmend aus Edelstahl oder einer Edelstahl-Kunststoff-Verbindung, die ebenfalls weniger wärmeleitend wirken.
• Zusätzlich kann durch die Einbindung einer dritten Glasscheibe in die Isolierglaseinheit der Wärmeschutz verbessert werden.

Eine optische Alternative zum Isolierglas bilden Matt- oder Ornamentgläser, die vorwiegend dort zum Einsatz kommen, wo Einblicke vermieden werden sollen. Häufig werden daher die Kunststoff-Fenster oder Holzfenster und auch die Türen in Badezimmern mit dieser Glasart versehen. Die strukturierte Glasseite liegt hierbei auf Seite des Scheibenzwischenraums.

Als Einbruchschutz bietet sich die Verwendung spezieller Sicherheitsgläser an.
Das Einscheiben-Sicherheitsglas (kurz ESG) welches durch nachträgliche thermische Bearbeitung in eine Eigenspannung versetzt wird, ist vor allem aus der Autoindustrie bekannt. Das ESG ist sehr belastungsfähig, zerfällt aber bei zu hoher Krafteinwirkung in viele kleine Glassteine.
Für den Einbruchschutz oder die Absturzsicherung wird daher hauptsächlich das Verbundsicherheitsglas (kurz VSG) eingesetzt. Hierbei werden mehrere Glasscheiben mit einer reißfesten Hochpolymerfolie in einem speziellen Verfahren zu Verbundglas-Paketen verarbeitet. Wird die Scheibe beschädigt, bricht zwar das Glas, aber die Bruchstücke bleiben an der reißfesten Folie haften.
Je mehr Folien hintereinander gelagert werden, desto mehr erhöht sich die Angriffhemmung.

Selbstreinigendes Glas kommt bisher vorwiegend in Bürobauten zum Einsatz. Dieses speziell mit Titandioxid beschichtete Glas bietet erstmals einen dauerhaften, doppelten Selbstreinigungseffekt, der die natürliche UV-Energie des Tageslichtes und den Regen zur Reinigung nutzt. Organischer Schmutz wird durch das Tageslicht gelöst und zersetzt. Regen spült anschließend den gelösten Schmutz flächig und nahezu rückstandsfrei ab.

Für den Sonnenschutz wurde eine spezielle Beschichtung entwickelt, die neben der Wärmedämmung auch die Sonneneinstrahlung verringert und somit ein Aufheizen des Gebäudes verringert. Dabei wird die für das Aufheizen verantwortliche infrarote Strahlung der Sonnenenergie reflektiert, während das Licht ungehindert in das Rauminnere scheinen kann.
Zu den neuesten Weiterentwicklungen des Isolierglases zählen elektrochrome Gläser. Hierbei handelt es sich um schalt- und regelbare Sonnenschutzgläser.
Eine innen liegende Beschichtung aus leitfähiger Polymerfolie bewirkt, dass die Transparenz der Gläser sich durch Spannungsimpulse regulieren lässt: die Farbe der Fenster wechselt von klar zu blau.

Bei starker Lärmbelastung kann der Einbau von Schalldämmglas hilfreich sein. Lärm ist dabei nicht gleich Lärm. Jedes Lärmspektrum setzt sich aus vielen Frequenzen mit unterschiedlicher Intensität zusammen. Ein Schallschutzglas muss daher nicht nur Lärm abhalten, sondern dabei ein möglichst breites Frequenzspektrum abdecken. Die schalldämmende Wirkung der Gläser hängt dabei von mehreren Faktoren ab:
• Mindestens eine Scheibe wird mit großer Dicke ausgeführt, durch hohe Masse wird der Lärm abgehalten.
• Durch unterschiedliche Glasdicken zwischen der inneren und der äußeren Glasscheibe (asymmetrischer Aufbau) wird ein möglichst großer Frequenzbereich abgehalten.
• Ein großer Scheibenabstand verbessert zusätzlich den Schallschutz.

Jedoch sind auch der Schalldämmung Grenzen gesetzt. Für die Fälle, in denen besonders hohe Anforderungen an die Schalldämmung gestellt werden, wird eine spezielle Schallschutz-Folie eingesetzt, die wie eine Sicherheitsfolie in die Glaseinheit eingearbeitet ist. Die Schallschutzfolie erfüllt dabei neben der Funktion der Sicherheitsfolie auch die Eigenschaften für höchste Ansprüche an den Schallschutz.

Die richtige Herausforderung stellt sich Herstellern von Kunststoff-Fenstern oder Holzfenstern, wenn viele der oben genannten Funktionen miteinander kombiniert werden sollen. Denn erst mit sogenannten Multifunktionsgläsern können Wärmeschutz, Schallschutz, Sonnenschutz oder Einbruchschutz sinnvoll miteinander verbunden werden.


Benny Hilke

FensterART GmbH & Co. KG
http://www.fensterart.de