Monat 05-2006

Vertikalschiebefenster aus Holz – traditionelle Form neu entdeckt
Kein Platz für einen weiteren Anbau auf dem bestehenden Firmengelände – in dieser Lage befand sich die Franz Tölke GmbH in Lohne, nahe Oldenburg. Um zu expandieren entschied sich die Geschäftsführung daher, für das Maschinenbauunternehmen auf neuem Grund einen kompletten Neubau mit zweigeschossigem Verwaltungstrakt und angeschlossener Produktionshalle zu errichten. Besonderer Planungswunsch beim modernen Verwaltungsgebäude: Großzügige Fensterfronten sollten den Mitarbeitern viel Licht bieten. Gesucht wurden gut mit der Architektur und der horizontalen Stahlausfachung harmonierende Fenster. Architekt, Tischlereibetrieb und Bauherr
entschieden sich schließlich für die ungewöhnliche Variante mit Vertikalschiebefenstern aus Holz in bisher noch nicht da gewesenen Abmessungen.

Verwaltungstrakt erhielt eine der Produktionhalle angepasste Optik
Die Franz Tölke GmbH fertigt für die chemische, kosmetische und Lebensmittel-Industrie Sondermaschinen zum Sortieren, Verschließen und Transprotieren von PET-Flaschen. Der Neubau wurde auf einem 14.000 m² großen Grundstück errichtet. Die Produktionshallen nehmen 4.000 m² und das Verwaltungsgebäude eine Grundfläche von zwei Etagen à 700 m² ein. Durch eine Ausfachung, bestehend aus feuerverzinkten Stahlträgern ausgemauert mit schwarzgrau gebranntem Torfbrandziegeln, erhielt der Verwaltungstrakt eine der Produktionshalle angepasste Optik. "Diese horizontale Optik wollten wir auch bei den Fenstern fortsetzen und nicht durch herkömmliche Wendeflügelfenster stören", berichtet Architekt und Projektleiter Stefan Schwerter des Architekturbüros Helmes & Schwerter GmbH, Lohne. "Des Weiteren sollte eine ständige, natürliche Lüftung möglich sein, ohne nach innen stehende Fensterflügel, die den Büroalltag stören. Als Lösung boten sich Vertikalschiebefenster an. Es war allerdings gar nicht so leicht, einen Anbieter zu finden, der die entsprechenden Fenster in den gewünschten Größen liefern konnte. Das größte Fenster hat Ausmaße von 4 x 2,35 Metern. Bei diesen Ausmaßen stoßen viele Tischlereien und Beschlaghersteller an ihre Grenzen, denn die Fertigung setzt sehr viel technisches Know-how voraus. Aus Gründen der Optik, der Wärmedämmung und des Preises kamen Holzfenster zum Vorschlag und wir suchten Fensterbau- bzw. Tischlereibetriebe, die Vertikalschiebefenster mit den großen Maßen herstellen können", so Schwerter weiter. Die gewünschten Vorgaben erfüllen konnte schließlich die Tischlerei Diekmann GmbH aus Vechta, die mit 35 Mitarbeitern Holzfenster, Türen, Treppen, Möbel und Innenausbauelemente fertigt und sich fast als einzige Firma ohne Bedenken und Gewährleistungsausschlüsse an die Produktion der Fenster heranwagte.
 
Schiebefenster in Spezialanfertigung
"Die Fertigung der Vertikalfensterelemente war schon eine Herausforderung. Elemente mit einer Breite von 4m, 3m oder 2m und einer Höhe von 1,17 pro Element fertigt man nicht alle Tage. Abgesehen von der Größe spielt das Gewicht natürlich noch eine wichtige Rolle. Ein Element wiegt ca. 220 bis 250 kg. Das muss erst einmal eingebaut und später bewegt werden", berichtet Jürgen Diekmann, geschäftsführender Gesellschafter der Diekmann GmbH. "Zusammen mit dem Beschlaghersteller haben wir schließlich eine Konstruktion mit einem stärkeren Tragseil und größeren Halteklammern entwickelt, die einwandfreies Funktionieren ermöglicht", so Diekmann weiter.
Insgesamt wurden für den Verwaltungstrakt 38 Fenster produziert, 18 davon als Vertikalschiebefenster, hauptsächlich mit den Maßen 4m x 2,35m, 3m x 2,35m, 2,30m x 2,35m oder 1,70m x 2,35m. Diekmann setzte dabei auf qualitativ hochwertiges Arbeiten mit einer innovativen, vollautomatischen Fensterproduktionsanlage, die in zwei Durchläufen zwei Hirnhölzer und zwei Längsprofile fertigt, am Ende verleimt und dann in die Oberflächenbehandlung gibt.
Um die Fensterrahmen sowohl innen als auch außen der Architektur anzupassen, wählten die Beteiligten zwei verschiedene Farbtöne. Auf der Außenseite wurde der Farbton Fenstergrau aufgebracht, der gut zu Stahl und dem schwarzen Stein passt. Innen harmoniert der Farbton Hellelfenbein mit der Ahorn-Kirsche Kombination der Inneneinrichtung.

Mehrschicht-System sorgt für lang haltbare Fensterbeschichtung
"Die Beschichtung der Fenster lag uns besonders am Herzen. Denn ein langfristiger Schutz ist sowohl für den Bauherrn als auch für uns sehr wichtig. Wir wollen natürlich, dass unsere Kunden zufrieden sind und möglichst lange Renovierungsintervalle haben", kommentiert Diekmann. Daher haben wir die Beschichtungssysteme von Gori eingesetzt, mit denen wir schon seit über acht Jahren gute Erfahrungen gemacht haben. Gori liefert uns für unsere Nadelhölzer ein optimal aufeinander abgestimmtes 4-schichtiges System mit Imprägnierung, Grundierung, Zwischen- und Endbeschichtung. Für die Fenster beim Bauvorhaben Tölke haben wir Meranti-Holz eingesetzt, da sich dieses Holz durch eine höhere Dauerhaftigkeit und komfortablere Gangbarkeit bei der Bedienung auszeichnet. Ebenfalls bietet es bei einem deckenden Anstrich eine offenporigere Oberfläche, so dass die gewünschte Holzstruktur noch gut sichtbar ist", erläutert Diekmann weiter.
Bei dem sehr gut gegen Insekten- und Pilzbefall resistenten Meranti wird auf die Imprägnierung verzichtet. Daher kam das Gori 3-Schicht-System zum Einsatz. Die Oberflächenbeschichtung wurde in zwei Kreisläufen durchgeführt: Grundierung (Gori 410) und Zwischenbehandlung (Gori 892) im vollautomatischen Flutkreislauf, die Endbeschichtung (Gori 890) im manuellen Kreislauf mittels Spritzlackierung. Auf diese Weise konnten die verschiedenen Rahmengrößen besser gehandhabt und gleichzeitig eine ausführliche optische Kontrolle vorgenommen werden. Auf beiden Kreisläufen befanden sich pro Tag je 80 Fensterprofile gleichzeitig in Bearbeitung.
"Wir haben schon einige Beschichtungsprodukte ausprobiert. Die Gori-Systeme der Firma Dyrup haben uns allerdings bisher am meisten überzeugt. Die beschichteten Oberflächen sind besonders glatt und resistent", bestätigt Diekmann.
 
Doppelter Schutz für außen
Das Rahmenprofil außen ist sogar in zweifacher Hinsicht gegen Witterung und sonstige Beanspruchungen geschützt, da diese Seite wegen der unterschiedlichen Farbgebungen innen und außen, doppelt endbeschichtet wurde. Beide Seiten erhielten den für innen gewünschten Elfenbeinton, der beim zweiten Durchlauf auf der Innenseite abgeklebt wurde, so dass nur die Außenseite den grauen Anstrich und damit einen lang anhaltenden vierfachen Oberflächenschutz bekam.
 
 

Beschichtungsaufbau:
Grundierung mit GORI 410 in weiß
 
 
Auftragsverfahren Auftragsmenge
 
 
 
 
Trocknung nach Auftrag




GORI 410
 



Fluten
Zwischen 50-70 ml/ m² transparente Grundierung
GORI 411/GORI 413
Zwischen 90-110 ml/ m² deckende Grundierung GORI 410.

10 Min. Aufenthalt über Abtropfblech (tropft länger als Imprägnierung) in einer befeuchteten Zone (zwecks Verbesserung des Ablaufverhaltens). Trockenkanal 80 Min. bei einer Temperatur von 30°C und einer Luftgeschwindigkeit von 0,5 m/sek.

Deckende Grundierung (Weiß/RAL/NCS S) für heimische, sowie tropische Nadel- und Laubhölzer auf Basis hochwertiger Alkyd-/Acrylatbindemittelkombination. GORI 410 ist auf Grund des hohen Trockenstoffgehaltes äußerst filmbildend und porenfüllend.

Zwischenbeschichtung
mit GORI 892 in weiß

Auftragsverfahren
Auftragsmenge


Trocknung nach Auftrag




GORI 892 – Eigenschaften
 
 
 
Fluten
90-110 ml/m²
 
 
10 Min. Aufenthalt über Abtropfblech (tropft länger als Imprägnierung) in einer befeuchteten Zone (zwecks Verbesserung des Ablaufverhaltens). Trockenkanal 80 Min. bei einer Temperatur von 30°C und einer Luftgeschwindigkeit von 0,5 m/sek.

Dekorative Zwischenbeschichtung für heimische, sowie tropische Nadel- und Laubhölzer auf Basis hochwertiger Alkyd-/Acrylatbindemittelkombination. GORI 892 wirkt filmbildend bei Nadelhölzern (V-Fuge, Hirnholzbereiche) und porenfüllend bei grobporigen Hölzern.
Endbeschichtung
mit GORI 890

Auftragsverfahren
Auftragsmenge

Trocknung nach Auftrag


GORI 890 Eigenschaften

RAL 1015 Hellelfenbein für innen
RAL 7040 Fenstergrau für außen
 
 
 
Spritzen
225-300 ml/m²

Flash-off Zone vor dem Trockenkanal 10 Min. bei Raumtemperatur und mit Befeuchtung (Lack soll verfließen)

 

Dekorative Endbeschichtung (Lasur-, RAL-, NCS S- Farbtöne und Weiß) für heimische, sowie tropische Nadel- und Laubhölzer auf Basis herkömmlicher Acrylatbindemittel.
 
AbkühlenNach dem Endlack ist eine Klimatisierungszone bei 18-22°C (zum Abkühlen der Teile) vor dem Abhängen angebracht.
 
Gewichtsproblem durch Einbau vor Ort gelöst
Größe und Gewicht der gesamten Fenster erlaubten es nicht, die Flügel in der Werkstatt zusammen zu setzen. Transport und Einbau wären dann nahezu unmöglich gewesen. "Wir mussten uns etwas einfallen lassen, wie wir Transport und Einbau bewerkstelligen konnten, da ein Flügel der großen Fenster ca. 250 kg wog", erläutert Diekmann. "Wir haben daher beschlossen, sowohl das Glas erst auf der Baustelle einzusetzen als auch die Fensterelemente selbst erst im Fensterloch zusammen zu fügen." Um das große Gewicht beim Einbau zu bewältigen, waren pro Fenster 4 Mann nötig. Der gesamte Einbau der Fenster dauerte vier Wochen.
Vertikalschiebefenster funktionieren wie geschmiert.
Der obere Flügel wird über eine Umlenkrolle mit Gegengewicht, beides gut versteckt in der Fensterleibung, nach unten gezogen. "Unsere Bedenken, ob diese großen Fenster auch gut zu bedienen seien, konnten schnell ausgeräumt werden. Nachdem die Entriegelung gelöst ist, kann man den oberen Flügel ganz leicht einfach nach unten schieben", lobt Christian Tölke, Geschäftsführer. "Da Vertikalschiebefenster für die meisten von uns neu sind, hat die Firma Diekmann unseren Mitarbeitern eine Einweisung in die Bedienung gegeben. Bisher läuft alles einwandfrei."

Objektdaten:
Bauzeitraum:1.11.2003 – 1.10.2004
Bauherr: Franz Tölke GmbH, Lohne
Architekt: HELMES & SCHWERTER, die architekten gmbh, Lohne
Hersteller Holzfenster: Diekmann Tischlerei – Innenbausbau GmbH, Vechta-Calveslage
Gori Beschichtungssystem für den Oberflächenschutz
der Fenster: Dyrup GmbH, Mönchengladbach
 
Vertikalschiebefenster
Die Vertikalschiebefenster, die in den USA gang und gäbe sind, werden nun auch in Deutschland wieder entdeckt. Bereits auf der fensterbau frontale 2004 haben einige Hersteller ihre verbesserten Technologien auf diesem Gebiet vorgestellt. Sie bieten eine moderne und praktische Alternative zu herkömmlichen Fenstern und haben diesen gegenüber den Vorteil platzsparend und bedienerfreundlich zu sein. Der Platzverlust durch den Öffnungsradius entfällt, da sich die Flügel parallel verschieben lassen. Auf diese Weise kann man im Sommer ganz bequem am weit geöffneten Fenster sitzen, ohne dass der Flügel stört. Dies bietet sich an für Büroräume, Restaurants, oder Küchen, in denen sich die Arbeitsfläche direkt vorm Fenster befindet.

Weitere Informationen
Dyrup GmbH
Klosterhofweg 64
41199 Mönchengladbach
Tel.: 0 21 66/9 64-6
Fax: 0 21 66/9 64-700
info@dyrup.de
www.dyrup.de

Quelle: Dörfer Partner für Kommunikation GmbH

 

 
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