Klimaschutz fördern und Bautätigkeit anregen (10/11/2002)

 
Mit weiteren Einbrüchen bei den Baugenehmigungen wächst auch der Druck auf die Fensterbranche. Wie das statistische Bundesamt kürzlich mitteilte, ist die Zahl der Baugenehmigungen im ersten Halbjahr 2002 weiterhin dramatisch rückläufig. Der Rückgang beträgt bei Wohnungen 9,1 Prozent und bei Nichtwohngebäuden 14,7 Prozent. Diese Zahlen verstärken die nun schon seit Jahren anhaltende Talfahrt der baunahen Fenster- und Fassadenbranche. Doch aus deren Reihen kommt jetzt ein Impuls zur Korrektur dieser Tendenz: die Forderung nach Halbierung der Mehrwertsteuer bei energieeffizienter Fenstermodernisierung. Mit dieser Fördermaßnahme könnte mittelfristig ohne Einbußen bei den Steuereinnahmen nicht nur der Fensterbranche geholfen werden, sondern auch das im Kyoto-Protokoll gesetzte umweltpolitische Ziel der Reduktion der Treibhausgase erreicht werden. "In einer hochdifferenzierten Prognose-Studie wurde nachgewiesen, dass der steuerliche Anreiz zur Fenstermodernisierung enormen umweltpolitischen Nutzen erbringt", erklärte Karl Heinz Herbert vom Verband der Fenster- und Fassadenhersteller e.V. Die Studie von Prof. Dr. Bernd Meyer und seinem Mitarbeiter Marc Ingo Wolter von der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS) mbH wurde im Auftrag der im Verband gestarteten Brancheninitiative fenstermarkt-plus.de erstellt.

Hinter den Rückgängen bei den Baugenehmigungen stehen zwei Tendenzen. Zum einen die schwache Konjunktur, die sich in der Verringerung der Genehmigungen für Büro-, Handels- und Fabrikgebäude spiegelt, und zum anderen die zunehmende Sättigung des Marktes an Wohngebäuden aufgrund der Bevölkerungsstagnation in Deutschland mit den Perspektiven gesellschaftlicher Überalterung und eines langfristigen Bevölkerungsrückgangs. Auf diesem Hintergrund bekommt die Modernisierung von Altbauten einen besonders gewichtigen Stellenwert. Wie die Studie nachweist, beträgt der Bestand modernisierungsbedürftiger Fenster in Deutschland 380 Mio. Fenstereinheiten. Mit dem Anreiz eines halbierten Mehrwertsteuersatzes für den Neueinbau von modernen energiesparenden Wärmeschutzfenstern könnten in dem Zeitraum von 2003 bis 2012 160 Mio. Fenstereinheiten ersetzt werden, 40 Mio. mehr also ohne die Mehrwertsteuermaßnahme. Die C02-Emissionen können so um ca. fünf Mio. Tonnen reduziert werden. Und der sozialpolitische Effekt wäre ebenfalls nicht unerheblich, denn die Belebung des Arbeitsmarktes brächte spürbare Mehreinnahmen in die Steuerkassen und die Sozialversicherungen.

Die Forderung der Initiative fenstermarkt-plus.de nach Halbierung des Mehrwertsteuersatzes bei energieeffizienter Fenstersanierung ergänzt eine Reihe wichtiger Initiativen der Branche wie die Kampagne "Energiesparen mit Glas" der "Arbeitsgemeinschaft Glas im Bau" (AgiB) und die "Bundesinitiative "jetzt" - Zukunftsorientierte Gebäudemodernisierung e.V". "Die neuen Zahlen über den Rückgang der Baugenehmigungen machen auf dramatische Weise deutlich, wie wichtig eine Halbierung der Mehrwertsteuer zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist", erklärte Karl Heinz Herbert, "alle Effekte zusammengenommen ergeben eine schwer abzuweisende Win-Win-Situation. Nicht zuletzt steht ja auch die Ernsthaftigkeit der deutschen Klimaschutzbemühungen auf dem Spiel."
 
 
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