Fenster- und Türenhersteller Porta Systems in der Krise (09/17/2002)

 
Im Holzgeschäft ist längst der Wurm drin

Suche nach einem starken Investor / "Liquiditätsenge"



Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Porta Systems AG erhalten ihre August-Gehälter mit Verspätung. Ursache dafür ist die schwierige wirtschaftliche Lage des Unternehmens.

"Die Löhne und Gehälter werden erstmals zur Monatsmitte ausgezahlt", teilte Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Büsching mit. Er und Prokurist Andreas Harre sprechen von einer "Liquiditätsenge". Auch in den kommenden Monaten müssten die Mitarbeiter damit rechnen, dass ihre Löhne und Gehälter später ausgezahlt werden als gewohnt.

Die Probleme in der börsennotierten AG sind nicht neu. Die Aktionäre erfuhren im Juli, dass die negativen Ergebnisse der Vorjahre sich auch 2002 fortsetzen. So wurde zur Jahreshälfte ein Fehlbetrag von 2,1 Millionen Euro ausgewiesen.

Um die Kapitaldecke zu stärken, wird nach einem potenten Investor gesucht. Bis Oktober/ November sollte ein Partner für eine "strategische Allianz" gefunden werden. Nicht spekulieren wollte der Vorstand darüber, ob dies am Ende zu einer Fusion führen könne.

Die Ursachen für die Schwierigkeiten sieht die Geschäftsführung zum einen in der Krise der Baubranche, zum anderen in hausgemachten Fehlentscheidungen. So sei es falsch gewesen, die Firma Hain in Bayern zu kaufen, die Holzelemente fertigte. "Es ist zu viel Geld in einen sterbenden Holzmarkt gesteckt worden", so Büsching. Während mit Fenstern und Türen aus Kunststoff und Aluminium Geld verdient werden könne, mache man mit Holz große Verluste. Die Verbraucher setzten zunehmend auf gute Kunststoffqualität, anstatt teures Holz zu nehmen. Zudem brächen andere Marktsegmente weg. Zum Beispiel investierten Kommunen kaum noch etwas in den Denkmalschutz, wo vornehmlich Holz verwendet werde.

Der Standort Bayern ist inzwischen geschlossen worden, und die Fertigung von Holzprodukten wurde in Erfurt konzentriert. Das brachte jedoch nicht die Entlastung, die man sich davon versprochen hatte. Eine Zeitlang könne ein Unternehmen verlustreiche Sparten verkraften. "Doch inzwischen fehlt uns die Substanz, um die Probleme im Holzsektor aufzufangen", sagt Harre.

Banken und Lieferanten halten noch still

Das Gesamtunternehmen hat für den Herbst relativ starke Auftragseingänge. Kehrseite der Medaille ist, dass dadurch hohe finanzielle Vorleistungen notwendig sind - und das bei dünner Kapitaldecke. Zum jetzigen Zeitpunkt, so Büsching, machten weder die Banken noch die Lieferanten Probleme. Letztere würden allerdings nervöser. Büsching spricht davon, dass es zwar noch nicht zum Zahlungsstillstand komme, jedoch zu "Zahlungsstockungen".

Kein Wunder, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter inzwischen verunsichert sind und Angst um die Arbeitsplätze haben. "Die Situation ist nicht einfach", sagt Büsching. "Einerseits wird gefordert, möglichst 110 Prozent an Leistung zu bringen. Andererseits werden die Gehaltszahlungen geschoben." Gleichwohl stelle er fest, dass die Beschäftigten hoch motiviert seien, um dafür zu sorgen, dass das Unternehmen noch die Kurve kriegt.

Allerdings müsste dafür auch ein Investor gefunden werden. Der träfe auf ein Unternehmen, das es bereits seit 1966 gibt und seit 1998 eine Aktiengesellschaft ist. Neben der Zentrale in Nammen mit 55 Mitarbeitern gibt es noch Produktionsstätten in Bückeburg, Hüllhorst, Linthe (bei Potsdam), Erfurt und Wittenberg. Unter den 8000 Kunden sind ungefähr 70 Prozent Wiederverkäufer (ohne Montage) wie Tischlereien, Fertighaushersteller und Bauunternehmer. 30 Prozent sind Endverbraucher (mit Montage) wie Architekten, Wohnungsbaugesellschaften und Privatkunden.

Der Konzern beschäftigt derzeit 368 Mitarbeiter. In der Spitzenzeit im Jahr 2000 waren es noch 550. Der Umsatz betrug im vorigen Jahr 93 Millionen Mark (47,5 Millionen Euro). Für dieses Jahr werden 45 Millionen Euro angepeilt.
 
 
(Quelle: www.mt-online.de; Mindender Tagesblatt vom 13.09.2002)