Licht und Schatten am deutschen Fenstermarkt: Die abgesetzte Menge sinkt, die Preise steigen wieder (04/22/2002)

 
2001 war für den deutschen Fenstermarkt das schlechteste Absatzjahr seit mehr als 10 Jahren; seit dem absoluten Höchststand im Jahr 1995 mit fast 26 Millionen verkauften Einheiten geht der Markt kontinuierlich zurück; 2001 musste ein neuerlicher mengenmäßiger Rückgang um -12,8% auf rund 18,5 Millionen Einheiten hingenommen werden, wie die neueste Marktstudie der Berater von InterConnection ergibt.

Besonders schmerzhaft war für die Branche der Rückgang der Renovierungstätigkeit, mit deren Hilfe in den letzten Jahren einiges am sinkenden Neubauvolumen aufgefangen werden konnte. Die Zahl der für Altbaumodernisierungen eingesetzten Fenster ist nach dem schlechten Jahr 2000 (minus 14,2%) im Jahr 2001 noch ein Mal um 11,7% gesunken. Wie schon in den Jahren zuvor konnte sich der Nichtwohnbau wesentlich besser entwickeln als der Wohnbau. Während der Markt für Fenster im Privatsegment (Ein- und Zweifamilienhäuser) um -15,8% zurückgegangen ist, war der Rückgang im Objektbereich (mehrgeschossiger Wohnungsbau und Nichtwohnungsbau) mit -10% deutlich geringer. Bedenkt man, dass im Objektbereich der mehrgeschossige Wohnungsbau mit einem historischen Marktiefstand enthalten ist, so ist es im Bereich des Büro- und Geschäftsbaus sogar zu realem
Marktwachstum gekommen - ein Lichtblick, von dem aber hauptsächlich Fassadenbauer und Anbieter von Aluminiumsystemen profitieren konnten.

In Deutschland wurden im Jahr 2001 326.000 Wohnungen fertiggestellt, das entspricht einem Rückgang von -22,9% verglichen zum Vorjahr. Am meisten betroffen davon war der mehrgeschossige Wohnungsbau, der um 27% nachgegeben hat. Viele Experten beurteilen das Volumen des Wohnungsneubaus in Deutschland momentan als "klar unterbewertet", ähnlich einem börsenotierten Unternehmen, dessen kumulierte Marktkapitalisierung unter dem Wert der vom Unternehmen gehaltenen Aktiva liegt. Der deutsche Markt benötigt auf Grund seiner Bevölkerungsentwicklung bis zum Jahr 2010 ein Volumen von jährlich zwischen 350.000 und 400.000 neugebauten Wohnungen; der aktuelle Trend der Wohnbaugenehmigungen (2001 wurden nur noch 290.000 Genehmigungen ausgestellt) entfernt sich immer mehr von diesem Volumen. Daher ist damit zu rechnen, dass nach einem Anspringen des Konjunkturmotors dieses Volumen wieder aufgeholt werden muss und es durchaus zu einer dementsprechenden Rallye kommen kann. Wesentlich besser und nur knapp unterhalb des BIP-Wachstums hat sich der Nichtwohnbau entwickelt: Das Volumen der fertiggestellten Nichtwohngebäude ist, gemessen am Rauminhalt, im Jahr 2001 lediglich um -0,6% zurückgegangen, im Bereich Büro- und Verwaltungsgebäude konnte sogar ein realer Zuwachs von 13,0% erzielt werden.

Während der Fenstermarkt mengenmäßig um -12,8% gesunken ist, beträgt der wertmäßige Rückgang im Jahr 2001 "nur" mehr 10,6%. Dieser kleine Lichtblick ist zwei Umständen zu verdanken: Einerseits ist der Anteil des Büro- und Geschäftsbaus am Fenstermarkt gestiegen, wodurch in Summe wesentlich mehr höherpreisige Aluminiumsysteme zum Einsatz gekommen sind. Andererseits, und dieser Umstand ist für die Branche sehr erfreulich, haben viele industrielle Anbieter von PVC und Holz-Aluminium-Fenstern im letzten Jahr die "Notbremse" gezogen und ihre Preise, teilweise sogar zweimal, um bis zu 5% erhöht. Diese Strategie hat sich als absolut richtig erwiesen, auch wenn die Unternehmen dadurch den Verlust der einen oder anderen Ausschreibung hinnehmen mussten. Das Preisniveau am deutschen Markt hat, bedingt durch die vorhandenen Überkapazitäten und den dadurch ausgelösten Verdrängungswettbewerb im Jahr 2000 den absoluten Tiefststand erreicht; angesichts laufender Steigerungen bei Lohn- und Materialkosten konnte diese Schere nicht länger offen gehalten werden. Auch haben die ständige Weiterentwicklung des Produkts "Fenster" und die laufenden Innovationen dazu beigetragen, mehr höherwertige Produkte verkaufen zu können als bisher. Insgesamt ist der Durchschnittspreis der am deutschen Markt abgesetzten PVC-Fenster im Jahr 2001 um 2,7% gestiegen, Holz-Alu-Fenster-Preise haben um 1,1% angezogen und Alufenster um 3,3%; lediglich im Bereich der Holzfenster musste noch ein weiterer Rückgang um -1,4% hingenommen werden. Leider kam es auch in jüngster Vergangenheit wieder zu Insolvenzen von großen Betrieben, die versucht haben, sich wider die betriebswirtschaftliche Vernunft Marktanteile durch weiteres Preisdumping zu erkaufen.

Bei den Rahmenmaterialien hat sich der Marktanteil des Kunststoff-Fensters - besonders betroffen durch den Rückgang der Modernisierungsausgaben - bei 51,3% mengenmäßig stabilisiert, der Marktanteil des Holzfensters war weiter rückläufig und liegt nun bei 23,0%. Holz-Aluminium-Fenster konnten trotz des schwierigen Marktumfeldes ihren Marktanteil weiter steigern und liegen nun bereits bei 5,6% des Gesamtmarktes. Der Sieger des Jahres waren zweifelsohne die Aluminiumfenster, die auf Grund der erfreulichen Entwicklung im Büro- und Geschäftsmarkt ihren Marktanteil auf 20,1% des Gesamtmarktes steigern konnten.

Bei den Vertriebswegen setzt sich die Marktentwicklung logisch fort: Die Anzahl der im Wege von Ausschreibungen verkauften Fenster ist auf 11,2% gestiegen, auch der Fensterhandel konnte seinen Marktanteil leicht auf 35,5% steigern. Rückläufig waren der Direktvertrieb der Industrie auf 47,8% des Gesamtmarktes sowie der Vertrieb über Baumärkte mit einem Marktvolumen von 5,5%.

Die Prognosen für die Entwicklung des deutschen Fenstermarktes bis 2004 bringen gute und schlechte Nachrichten für die Branche: Auf Grund der weiter - bereits auf ein unrealistisches Niveau - sinkenden Wohnungsnachfrage ist auch ein mengenmäßiger Rückgang des Fenstermarktes bis 2004 im Wohnungsneubau zu erwarten. Momentan gehen die Wirtschaftsforscher für Deutschland von einem BIP-Wachstum von lediglich 0,8% für das laufende Jahr 2002 aus, im Jahr 2003 wird dann wieder ein deutlicher Wachstumsschub von 2,5% erwartet. Wenn diese Prognosen eintreffen, dann sind auch in Deutschland vor allem in Nichtwohnungsbau wieder Wachstumsimpulse zu erhoffen. Auch ist ein langsames Einsetzen der Effekte der Energiesparverordnung zu erwarten, die den Heizenergiebedarf bei Neubauten um rund 30% senken soll und somit dazu beitragen kann, dass immer höherwertige Produkte zum Einsatz kommen.

Insgesamt erwarten die Berater von InterConnection, dass der deutsche Fenstermarkt bis zum Jahr 2004 um weitere -7,4% mengenmäßig zurückgeht; wertmäßig sollte aber der Rückgang nur mehr -2,4% betragen. Allerdings bleibt die Teilung des Landes immer noch deutlich sichtbar: Während der Fenstermarkt in den neuen Bundesländern bis 2004 noch ein Mal um -24,4% nachgeben wird, kann man im Westen (Hessen, Nordrhein-Westfalen) mit einem Minus von 0,7% bereits von einer Konsolidierung sprechen, in Bayern wird sogar ein Wachstum von 2,2% bis 2004 erwartet.



Struktur der Studie Fenster in Deutschland (erscheint jährlich)



Der Mark auf einen Blick



Der Markt stagniert auf tiefem Niveau



Keine Produktgruppe wird wachsen

 

Holz bald unter 20 % des Marktes


 

Im Westen die Besten!


 

Bayern gewinnt die Champions League


 
 
(Quelle: InterConnection)