Talfahrt des Fenstermarktes verlangsamt sich (04/08/2002)

 
Im Sog der anhaltenden Baukrise wird der Fenster- und Fassadenmarkt in Deutschland weiter schrumpfen. In diesem Jahr erwartet die mittelständisch geprägte Branche mit ihren 70.000 Beschäftigten einen Rückgang um 9,1 Prozent. "Der Fenstermarkt hat seinen Tiefpunkt noch nicht erreicht, da neben dem Neubau auch die Aufwendungen für Modernisierungen weiter abbröckeln. Die Talfahrt wird sich aber verlangsamen. Nächstes Jahr erwarten wir ein Ergebnis zwischen minus 2,9 und null Prozent. Impulse erhoffen wir uns von der neuen Energieeinsparverordnung, die seit 1. Februar in Kraft ist," erklärte Karl Heinz Herbert, Geschäftsführer des Verbandes der Fenster- und Fassadenhersteller e.V., bei der Vorstellung des Frühjahrsgutachtens.

Im letzten Jahr brach der Fensterabsatz um 17,9 Prozent auf 16 Millionen Fenstereinheiten ein (eine Einheit entspricht 1,69 Quadratmeter). Das Jahr 2001 war damit das schlechteste Jahr für Fensterbauer seit Jahrzehnten. Seit 1995 werden Jahr für Jahr weniger Fenster eingesetzt. 2002 werden 14,6 Millionen Fenstereinheiten erwartet und 2003 14,6 bis 14,2 Millionen. Die Rückgänge in der Modernisierung seit 1998 schmerzen die Fensterbauer besonders, da über die Hälfte aller Fenster in Altbauten montiert werden. 2001 brach der Altbaumarkt, in dem 51 Prozent aller Fenster eingesetzt wurden, um 27 Prozent ein. Der Neubaumarkt sank dagegen lediglich um 6 Prozent. Im Unterschied zu früheren Jahren können die Fensterhersteller die Baukrise nicht mehr durch einen wachsenden Altbaumarkt ausgleichen. Die gleichzeitige negative Entwicklung beider Marktsegmente stellt die Hersteller vor schwierige Probleme und beschleunigt die Marktbereinigung.

"Statt in die Modernisierung von Häusern und Wohnungen ist zunehmend Geld in die Aktienmärkte geflossen. Dieser Aktienknick in der Modernisierung belastet auch den Fenstermarkt. Gerade am Neuen Markt ist viel Geld verbrannt, daß in der Modernisierung sinnvoller angelegt gewesen wäre. Denn Investitionen in neue Fenster zahlen sich mittelfristig durch geringere Energie- und Nebenkosten aus," so Karl Heinz Herbert. "Im letzten Jahr waren aber besonders konventionelle Modernisierungen zur Substanzverbesserung und Modernisierungen zur Energieeinsparung rückläufig. Eine Belebung erwarten wir von der neuen Energieeinsparverordnung, die den Heizenergiebedarf bei Neubauten um rund 30 Prozent senken soll Das Niedrigenergiehaus wird zum Standard, und auch der Gebäudebestand soll energetisch optimiert werden. Wärmedämmende Fenster, Fassaden und Türen sind wesentliche Bauelemente, um diese umweltpolitischen Ziele zu erreichen."

Auch die schwierige wirtschaftliche Situation in Ostdeutschland belastet den deutschen Fenstermarkt. Der ostdeutsche Fensterabsatz sinkt wesentlich stärker als in Westdeutschland. In 2001 brach der Absatz im Osten um 33,2 Prozent ein und im Westen um 13,5 Prozent. Für dieses Jahr wird ein Rückgang von 19,4 Prozent im Osten und von 6,8 Prozent im Westen erwartet. Von den 16 Millionen Fenstereinheiten im letzten Jahr entfielen 8,7 Millionen auf Wohnbauten und 7,3 Millionen auf Nichtwohnbauten. Die wirtschaftliche Erholung, die allgemein erwartet wird, dürfte bei Nichtwohnbauten kein wesentliches Wachstum auslösen, da der Flächenbedarf eines Arbeitsplatzes immer weiter sinkt.

Die größten Einbußen mußten letztes Jahr die Hersteller von Holzfenstern verkraften. Ihr Absatz sank um 24 Prozent. Holzfenster erreichten damit einen Marktanteil von 21,7 Prozent, Fenster aus Kunststoff von 53,9 Prozent, aus Aluminium von 19,7 Prozent und aus der Kombination Aluminium-Holz von 4,6 Prozent.











Der Fenstermarkt in Deutschland 1971 - 2003e


Der Fenstermarkt in Deutschland


Der Fenstermarkt in den alten Bundesländern 1971 - 2003e


Der Fenstermarkt in den neuen Bundesländern 1989 - 2003e


Window Market Europe
 
 
(Quelle: Verband der Fenster- und Fassadenhersteller e. V.)