Die Pfleiderer AG zieht sich aus dem Bieterverfahren um HORNITEX zurück (03/18/2002)

 
Zunehmende Diskrepanz zwischen Erwartungen und Realitäten

Die Pfleiderer AG, Neumarkt zieht sich aus dem laufenden Bieterfahren um die HORNITEX-Gruppe mit ihren vier Produktionsstandorten Horn-Bad Meinberg, Duisberg, Nidda und Beeskow zurück. Das teilte das Unternehmen heute in einem Schreiben dem Insolvenzverwalter Dr. Werner Schreiber mit.

Im Laufe des Insolvenzverfahrens, das sich nun bereits über mehr als neun Monate erstreckt, haben sich sowohl die unternehmerische Konstitution der HORNITEX-Gruppe als auch die Rahmenbedingungen für deren langfristigen Markterfolg nochmals spürbar verschlechtert. Im Gegenzug verfestigten sich zunehmend Vorstellungen und Erwartungen, die nach Ansicht der Pfleiderer AG nicht mehr mit den wirtschaftlichen Realitäten vereinbar sind.

Im Sommer des vergangenen Jahres, als das vorläufige Insolvenzverfahren für die Hornitex-Gruppe eingeleitet wurde, hatte die Pfleiderer AG frühzeitig ihr Interesse an einer Übernahme des Holzwerkstoffherstellers signalisiert und u.a. eine vollständige
Finanzierungszusage vorgelegt.

Auf der Grundlage einer ersten "due diligence"-Prüfung legte die Pfleiderer AG dann im Rahmen des formellen Bieterverfahrens fristgerecht zum 14. Januar 2002 ein differenziertes Angebot für alle vier HORNITEX-Standorte vor. In der Folge stand sie als einziger verbleibender Interessent aus der Holzwerkstoff-Branche im Wettbewerb mit den beiden Private Equity Investoren BridgePoint Capital GmbH und Orlando Management GmbH. Dabei konzentrierten sich die öffentlichen Diskussionen sehr schnell auf die Frage, wie viele der derzeit rund 2.500 Arbeitsplätze der HORNITEX-Gruppe langfristig erhalten werden könnten.
In ihrem Angebot sagte die Pfleiderer AG u.a. zu, rund 130 Mio. Euro zur Modernisierung und zur Stärkung der Produktionskapazitäten der HORNITEX-Gruppe zu investieren - unabhängig von weiteren relevanten Großprojekten in Beeskow und Nidda.

Hans H. Overdiek, im Vorstand der Pfleiderer AG für den Geschäftsbereich Holzwerkstoffe verantwortlich: "Diese Zusage ist ein klares Signal für die langfristigen unternehmerischen Perspektiven, die wir HORNITEX und seinen Mitarbeitern geben können. Aber erfolgreiches unternehmerisches Handeln bedeutet auch, die Konsequenzen zu ziehen, wenn die unternehmerischen Risiken die Chancen bei weitem übersteigen und das Verfahrens-Prozedere keine Chancengerechtigkeit mehr für alle Bewerber gewährleistet."

Dr. Ralf. H. Bufe, Vorsitzender des Vorstandes der Pfleiderer AG: "Auch unter schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hat sich die Pfleiderer AG stets durch einen fairen und ehrlichen Umgang mit ihren Mitarbeitern ausgezeichnet. Diesem verantwortungsbewussten Stil fühlen wir uns auch bei unseren Angeboten und Zusagen für die Gläubiger und insbesondere für die Mitarbeiter der HORNITEX-Gruppe verpflichtet. Was wir zusagen, wollen wir auch langfristig halten können."

Ungeachtet der aktuellen Entscheidung erwartet die Pfleiderer AG in den nächsten Tagen eine positive Stellungnahme des Bundeskartellamtes, bei dem sie am 25. Januar 2002 die Prüfung der kartellrechtlichen Umstände einer möglichen HORNITEX-Übernahme formell beantragt hatte.

Die Pfleiderer AG ist ein international ausgerichteter Konzern, der in den Geschäftsbereichen Holzwerkstoffe, Türen und Fenster sowie Dämmstofftechnik mit seinen etablierten Produktmarken in Europa eine führende Wettbewerbsposition einnimmt. Mit den im Geschäftsbereich Infrastrukturtechnik zusammengefassten Geschäftsfeldern Verkehr, Energie, Kommunikation und Wind besetzt das Unternehmen zudem vier Wachstumsfelder. Die Pfleiderer AG ist derzeit mit 36 Werken in 8 Ländern vertreten und beschäftigt rund 9.200 Mitarbeiter.