Datenverarbeitung in der Branche

Datenverarbeitung in der Branche –
Werden die Unternehmen den Anforderungen gerecht?

1. Die Beschreibung eines Zustandes
Die Branche Fenster und Türen ist in ihrer Struktur nicht einheitlich. Sowohl die Größenordnung als auch der technische Standard haben eine große Spannweite. In gleichem Maße differieren die organisatorischen Voraussetzungen zwischen manueller doppelter Buchführung und hochkomplexer ERP-Software. Diese Spreizung ist nicht verwunderlich, da die gängigen Branchenprodukte nicht im High-Tech-Bereich angesiedelt sind und mit relativ einfachen Mitteln vom Schreiner zu gebrauchsfähigen Bauelementen verarbeitet werden können. Größere, überregional agierende Unternehmen sind aufgrund ihrer Sortimentsbreite und der Professionalität imstande sich bei allen Zielgruppen im Wettbewerb zu beteiligen und mit der dv-gestützten Organisation große Volumina in zeitlich engen Grenzen zu Festpreisen an den Endabnehmer zu liefern. Der sich im Mittelfeld befindliche Teil ist sehr breit gefächert, was sowohl die Datenverarbeitung, die Vertriebsstruktur und die technologische Ausrüstung anbetrifft. Es wird versucht, datenverarbeitungstechnische Mickey-Mouse-Lösungen ohne durchgängige Kompatibilität mit hohem manuellem Aufwand in die Ablauforganisation zu integrieren. Auf dem begrenzten Markt mit weiterhin rückläufiger Tendenz, mit eklatanter Eigenkapitalschwäche und um sich greifenden Kreditrestriktionen kämpfen mehr als 15 Softwareanbieter mit wechselnder Fortune um Aufträge.

2. Was braucht die Branche?
Die Branche braucht eine strukturelle Analyse der Anforderungen, bezogen auf die unterschiedlichen Rahmenmaterialien und Ausführungen. Gleichfalls über die Geschäftsprozesse von der Anfrage bis zum Forderungseinzug. Die branchenspezifische und die kommerzielle Software müssen 100%ig kompatibel sein, um den Austausch der Daten im gesamten Geschäftsprozess zu gewährleisten. Da die Mehrzahl der branchenspezifischen Programme nicht als Vollprogramm laufen sondern nur über Schnittstellen mit stand-alone-Lösungen verbunden sind, ist eine ganzheitliche Lösung zur Zeit nicht am Markt. Teilweise müssen Teilprogramme anderer Hersteller über Schnittstellen in das Programm integriert werden. Um den Standard abzubilden sind ERP-Systeme renommierter Anbieter mit zukunftsweisender Technik am Markt, die den branchenspezifischen Teil des Programms unter Windows nahezu problemlos integrieren können. Die so abgerundete Standardsoftware muss in der Endstufe bis zum Netzwerk in der Lieferkette ausbaubar sein. Die Erweiterung über das Advanced Planning System (APS) zur integrierten E-Business Plattform und weitergehend zum "auf Zusammenarbeit gerichtetes Wertschöpfungsmanagement in der Lieferkette (CSCM)" ist das vorläufige Endziel.
Mit dem Supply Chain Management (SCM) ist der Wirtschaft ein pragmatisches Konzept zur Verfügung gestellt worden, das unter Nutzung umfangreicher Rechnerleistungen, mit Hilfe komplexer Optimierungsverfahren und der globalen Kommunikationstechnik über die gesamte Lieferkette ganzheitliche Lösungen erlaubt.
Das Ziel des SCM liegt in der Planung und Steuerung der Prozesse innerhalb der unternehmensinternen Wertschöpfungskette und wird durch das E-Business zur unternehmensübergreifenden Zusammenarbeit in den Prozessen des Verkaufs, der Beschaffung und der Auftragsabwicklung zu einem Unternehmensnetzwerk geführt.
Die Unternehmen der Branche mit ihrem überwiegend mittelständisch geprägtem Organisationsaufbau sind für die durchgängigen Konzepte eines Lieferketten-Managements (Supply-Chain-Management, kurz SCM genannt), sowohl von der Struktur als auch von den Ressourcen, nicht ausreichend gerüstet.
Wir haben es in der Lieferkette mit einem Netzwerk zu tun, das sich aus unterschiedlichen Branchen, Größenordnungen, technischen und organisatorischen Zuständen und Kulturen zusammensetzt. Dieses Konglomerat zu einem funktionierenden Gebilde zusammen zu schweißen bedarf eines strategischen Netzwerks in der gesamten Lieferkette.
In vereinfachter Form stellt sich die Lieferkette (das Netzwerk) so dar:


Bild 1: Modell eines integrierten Unternehmensnetzwerkes (Supply Chain)

Das skizzierte Modell beschreibt den Weg eines Kundenauftrags vom Kunden bis zum Sublieferanten und den Weg des Produkts (oder seiner Teile) vom Sublieferanten zum Kunden (Endverbraucher). Jeder einzelne Part in dieser Kette des Informations-/Geld- und Produktflusses hat eigene Geschäftsprozesse zur Auftragsabwicklung, die nicht kompatibel und somit in der Summe für den Gesamtprozess ineffizient sind.
In den überwiegenden Fällen haben wir es in dieser Branche mit einer kundenauftragsorientierten Produktion zu tun, so dass Prognoseverfahren nur für die Lieferanten interessant sind, die verbrauchsorientiert ihre Produkte an den Produzenten von F+T liefern. Der auslösende Moment ist der Bedarf des Endverbrauchers, der in der retrospektiven Betrachtung über den Handelsmittler oder Außendienst einen Auftrag dem Produzenten von F+T erteilt. Dadurch wird eine Vielzahl von Aktivitäten ausgelöst. Die technischen, preislichen und terminlichen Anforderungen sind mit einer großen Anzahl von ähnlichen Anforderungen abzustimmen und in einer Auftragsbestätigung (AB) zu dokumentieren. Die Folgeoperationen wie Beschaffungsauslösung, Maschinenansteuerung, Auftragsverfolgung mit Statuserkennung bis hin zur Materialwirtschaft, Finanzbuchhaltung etc. werden durch eine leistungsfähige Branchensoftware und kompatible ERP-Systeme schnittstellenfrei abgedeckt. Leider sind die meisten Systeme Entwicklungen der 70er bis 90er Jahre und erfüllen die hohen Anforderungen einer ganzheitlichen Betrachtung der gesamten Lieferkette informationstechnologisch nicht. Für die standortübergreifenden Transaktionen und als Ergänzung der strategischen, taktischen und operativen Planung der Produktions- und Logistikaktivi täten wird Advanced Planning System (APS) empfohlen, das den hohen Anforderungen an die Informationstechnologie gerecht wird.


Bild 2: Portfolio der Systemunterstützung

Wenn wir davon ausgehen, dass mit ERP + Branchensoftware die Ergebnisse in der Entscheidungsunterstützung unternehmensintern schon zu wünschen übrig lassen, so ist für die wesentlich komplexere Planung zwischen mehreren selbständigen Unternehmen in der Lieferkette das Ende der Fahnenstange sehr schnell erreicht. Wenn mehrere Unternehmen miteinander vernetzt werden, so ist dies noch mit Electronic–Data-Interchange (EDI) für einfachen Informationsaustausch in einfacher Richtung möglich. Damit ist der Wirkungsbereich der stand-alone-Lösungen am Ende. Für die darüber hinausgehenden Anforderungen an die Lieferketten wurde APS entwickelt, was nichts anderes als "Fortgeschrittenes Planungssystem" heißt. Diese Informationssysteme unterstützen die Konfigurierung, die Planung, die Steuerung und Kontrolle über alle Stationen der Lieferkette. Spezielle Entwicklungen wie i2 oder auch Anbindungen an bestehende ERP-Lösungen, wie bei SAP, sind am Markt. Da diese Systeme auf Basisinformationen der PPS- oder ERP-Lösungen angewiesen sind, ist ihre Aufgabe in der Ausführungsunterstützung, in der Systemreichweite (mehrere Standorte), Realitätsnähe (online), Transparenz und in gegengerichteten Informationsflüssen zu sehen. Darüber hinaus ist der wesentliche Pluspunkt die Entscheidungsunterstützung mit APS aufgrund der möglichen Lösungsalgorithmen, der Möglichkeit einer engpassorientierten Planung und simultaner Prüfung, die mit der systemimmanenten Geschwindigkeit die Prozesse in Echtzeit abbilden können. Die Qualität der mit APS ermittelten Lösungsvorschläge hängt ausschließlich von der Qualität der Inputgrößen ab, die permanent nachgeführt werden müssen.
Der organisatorische Aspekt einer APS-Einführung basiert in dieser Branche auf dem Einsatz für mehrere rechtlich selbständige Unternehmen. Hier ist ein Konsens mit diesen Kooperationspartnern erforderlich, so dass letztlich alle in der Lieferkette von den Vorteilen partizipieren, es muss die Win-Win-Situation begreiflich gemacht werden. Es ist für die Branche erforderlich, dass eine branchenspezifische Lösung konzipiert wird, da wir es hier nicht mit einer ausschließlich verbrauchsgesteuerten Materialwirtschaft, sondern, wie eingangs erwähnt, mit einer kundenauftragsorientierten Produktion mit teilweise verbrauchsgesteuerter Disposition zu tun haben.
APS gilt als die zwischenzeitlich beste Lösung für die Lieferkettenbetrachtung in dem in Bild 3 dargestellten Modell eines integrierten Unternehmensnetzwerkes.


Bild 3: Grundmodell der Optimierung von Geschäftsprozessen

Besteht die Liefer- und Wertschöpfungskette aus gleichberechtigten Unternehmen mit eigenen Organisationseinheiten, so ist das Ziel eine kollaborative, auf Zusammenarbeit gerichtete, dezentrale und auf Selbstbestimmung ausgerichtete Planung und Steuerung der Prozesse, um Erfolgspotentiale für alle Teilnehmer in der Wertschöpfungskette zu erreichen. Diese, sogenannte "kollaborative" Form der Zusammenarbeit in der Wertschöpfungskette umfasst den vertrauensvollen Austausch von signifikanten Informationen zwischen Endverbrauchern und Sublieferanten des Unternehmensnetzwerkes. Der Oberbegriff für diese Form des Netzwerkes wird als Collaborative Supply Chain Management (CSCM) bezeichnet, was auch als "auf Zusammenarbeit gerichtetes Wertschöpfungsmanagement in der Lieferkette" beschrieben werden kann.




Bild 4: Die Verknüpfung der Geschäftsprozesse im CSCM

Die Bedeutung von Supply Chain Management für die Optimierung der Geschäftsprozesse wird das unternehmerische Denken und Handeln für die Unternehmen und den Handel in der Branche stark beeinflussen. Mit dem Bestreben, sich durch Outsourcing zu verschlanken und damit Flexibilität wieder zu gewinnen, sowie die Wertschöpfung zu verbessern, muss die Integration von Partnern und Lieferanten deutlich verbessert werden. Der unstrukturierte Informationsaustausch und die damit einhergehende Verzögerung der Informations- und Warenflüsse behindern zeit- und kostenmäßig die in der Lieferkette befindlichen Partner. Wie bereits angeführt, muss die Zielfokussierung auf die Minimierung der Kunde-Kunde-Zeit gerichtet sein, auf die Kostenminimierung durch ständigen Kostenvergleich, auf die Überwachung der Produktqualität und auf Vertrauensbildung, sowohl beim Endverbraucher als auch bei den involvierten Partnern. Notwendig ist, dass Lösungen gefunden werden, die über die Unternehmensgrenzen hinweg das Management der Geschäftsprozesse aller involvierten Unternehmen in der Lieferkette innovativ unterstützt und alle notwendigen Daten dem Partner online zur Verfügung stellt (Bild 4). Wenn davon ausgegangen werden kann, dass die Installation eines durchgängigen Business-Systems mit ca. 3 Jahren zu Buche schlägt, so schreiben wir von jetzt an gerechnet das Jahr 2005. Da aufgrund der ökonomischen Weltwirtschaftsdaten die Branche bestenfalls 2004 wieder in die Gänge kommt, ist die Zeit zum Handeln jetzt gekommen. In Kürze wird für die Vergabe eines Auftrags nicht mehr der geringste Preis der Wettbewerbsfaktor sein, sondern die Funktionalität der Lieferkette. Aufgabe wird es sein, sich von den nichtkompatiblen stand-alone-Lösungen zu trennen und eine einheitliche Infrastruktur zu schaffen, die alle Systeme nach innen und außen vernetzt und damit den Geschäftsprozess innerhalb der Wertschöpfungskette optimiert. Das Instrument, um dieses zu realisieren, wird als Enterprise Application Integration (EAI) bezeichnet, was unternehmensübergreifend die Integration der Geschäftsprozesse bewirken soll, und zählt zu den wichtigsten Werkzeugen, um zu einem Extended Enterprise mit einer integrierten E-Business-Plattform aufzusteigen (Bild 4). Die geforderte Branchenkenntnis, wie sie von verschiedenen Autoren zur effizienten Einführung von SCM-Modulen als Grundforderung verlangt wird, ist insofern zu verifizieren, dass in der Branche F + T überwiegend eine kundenauftragsorientierte Fertigung vorliegt (Built to Order) und der Geschäftsprozess sich diesbezüglich von einer verbrauchsorientierten Lager-Fertigung grundsätzlich unterscheidet. Dabei ist festzustellen, dass Paradigmen unter dieser Art der Geschäftsprozessabwicklung gesucht werden müssen.
Schwierigkeiten sind in der Branche zu erwarten, weil
· die Mehrzahl der Betriebe sich im unteren industriellen Mittelstand bewegt,
· die finanziellen, technischen und personellen Ressourcen nicht den Ansprüchen genügen,
· die Offenheit und damit das Vertrauen in die Verlässlichkeit der Partner nicht in erforderlichem Ausmaß gegeben ist, die technisch geprägte Orientierung durch den "Handwerksmeister" dem gefordertem Anspruch des "Handels" diametral entgegen läuft. Ersichtlich ist das in der mangelnden Orientierung auf Kernkompetenzen (Gemischtwarenladen) und Outsourcing (Make or buy).

3. Forderungen an die Software
Die Forderungen an eine ganzheitliche IT-Integration gehen davon aus, dass alle Geschäftsprozesse von der Beschaffung bis zum Forderungsmanagement schnittstellenfrei (ohne Medienbrüche) im Unternehmen ausgeführt werden können. Bei der Betrachtung eines komprimierten Geschäftsprozesses wird die Komplexität einer derartigen Software ersichtlich, die mit einer "Branchensoftware herkömmlicher Ausprägung" nicht bestritten werden kann. Bei den meisten bestehenden Branchenlösungen ist die Auftragsveranlassung und evtl. das Handelsprogramm (vielleicht) als durchgängige Version in Anwendung, jedoch alle weiteren Anbindungen an die kommerzielle Abwicklung nicht kompatibel. Dazu sind zu rechnen:
  • Stammdatenverwaltung
  • Materialwirtschaft
  • F & E
  • QS
  • Personalverwaltung
  • Vertriebsverwaltung
  • Rechnungswesen etc.

Die Integration der Lieferanten des Lieferanten und der Kunden des Kunden in die Informationskette des Produzenten stellt zum gegenwärtigen Zeitpunkt erhöhte Anforderungen an die Softwareschmieden. Die Entwicklung einer durchgängigen Software (alles in einem Paket) für die Branche ist unter Kosten-Nutzen-Aspekten nicht vertretbar, da wir es in der Mehrzahl mit Klein- und Kleinstbetrieben zu tun haben (95% mit < 5 Mio. € Umsatz/Jahr). Als potenzielle Nutzer einer integrierten Software sind Betriebe mit > 10 Mio. € Umsatz pro Jahr anzusehen, damit reduziert sich der Bedarf auf max. 200 Anwendungen.


Bild 5: Anzahl der Betriebe in der Umsatzklasse

Die Mehrzahl der Betriebe versuchen sich als "Vollsortimenter" ohne das notwendige Mengengerüst für eine wirtschaftliche Fertigung zu besitzen. Bei der Auslegung der Branchensoftware ist demzufolge in allen Rahmenmaterialien die Spezifika bereitzustellen, auch das erfordert einen unwirtschaftlichen Kostenaufwand zur Installation, Pflege und Release der Software. Wenn man alle Kriterien berücksichtigt, bleibt der Markt für eine durchgängige Datenverarbeitung in den Rahmenmaterialien Holz, Kunststoff und Alu, ergänzt um eine leistungsfähige ERP und der unternehmensübergreifenden Enterprise Applikation Integration (EAI) auf max. 50 Unternehmen beschränkt. In diesem Marktsegment tummeln sich jedoch mehr als 15 Branchensoftwareanbieter mit mehr oder weniger Fortune. Wenn man die Anzahl der Installationen dagegen stellt, so muss man zu dem Schluss gelangen, dass eine Anzahl von Minimalkonfigurationen im Markt sind, die in der Branchen-Umsatzklasse < 10 Mio. € installiert sind. Aufgrund der Ertragssituation in der Branche wird die Konzentration in eigenkapitalstarke Großunternehmen und in die flexiblen Kleinbetriebe zu Lasten des mittleren Sektors von > 10 bis < 25 Mio. € Umsatz erfolgen. Irgendwo muss die Halbierung der Anzahl Fenstereinheiten von 1995 bis 2003 ihre Spuren hinterlassen. In gleichem Maße hat diese Marktsituation ihre Auswirkungen auf die Lieferanten im Beschlag-, Glas- und Profilbereich. In Anbetracht dieser Vorüberlegungen ist die Anforderung an eine durchgängige Softwarekonfiguration vom Lieferanten bis zum Kunden neu zu definieren und zu bewerten.

Das Modell eines integrierten Unternehmensnetzwerkes vom Sublieferanten bis zum Endverbraucher basiert auf dem Geschäftsprozess des Produzenten, des Lieferanten und des Händlers, die über den Infofluss, den Produktfluss und den Geldfluss miteinander verbunden sind. Der Zentralserver des Produzenten regelt diese Info- und Warenflüsse. Dazu sind eine Vielzahl von Forderungen an die Konzeption der Soft- und Hardware erforderlich. Anhand umfangreicher Pflichten-(Lasten-) Hefte sind die Anforderungen zu beschreiben und vom Anbieter zu beantworten. Zur Bewertung sind die Kriterienkataloge zu gewichten, um die Wertigkeit der Aussage zu relativieren.



Bild 6 : Ausschnitt aus Kriterienbewertung




4. Der Anbietermarkt in Deutschland

4.1 Branchensoftware

Unter dieser Bezeichnung sollten nur die speziellen Prozesse beschrieben werden,, die nicht in den Standards der gängigen kommerziellen Software (ERP/PPS) dargestellt sind. Allroundpakete können aufgrund der Struktur der Branche (siehe Bild 5) und der damit verbundenen Anzahl von Installationen nicht konkurrenzfähig sein. Hier sind nicht die Lösungen für den Handwerksbetrieb gemeint, sondern für den industriellen Mittelstand. Die Branchensoftware muss, wenn sie die Anforderungen erfüllen will, problemlos in die Standardsoftwarelösungen integrierbar sein. Da die überwiegende Anzahl der Branchenlösungen aus windowbasierten 32-bit-Versionen bestehen, muss die Standardsoftware dahingehend zertifiziert sein (z.B. Microsoft Business - Axapta u.ä.).
Was sind nun die Besonderheiten, die nicht durch eine ERP-/PPS-Lösung abgedeckt werden?
Es sind die mit der Angebots- und Auftragsabwicklung zusammenhängenden Aktivitäten wie
  • Auftragserfassung technisch und kaufmännisch (ein sog. Ko-Kriterium ist die kom-
  • plette Erfassung in einem Auftrag),
  • die Listensteuerung,
  • die Archivierung,
  • die System-Stammdaten,
  • die Maschinenansteuerung,
  • die Preislisten und
  • die Präsentationsprogramme mit detaillierten Untergliederungen.

Vorausgesetzt, dass die Schnittstelle der Branchensoftware passt, ist die Integration mit einem leistungsfähigen ERP-Modul, einer Eigenentwicklung eines ERP-/PPS-Moduls zur Abrundung der Branchensoftware, vorzuziehen. Die Anzahl der weltweit durchgeführten Software-Installationen ist die Gewähr für einen immensen Erfahrungshintergrund und für Funktionalität.

4.2 ERP-Software
(Enterprise Resource Planning)

Die Funktionalität des ERP für das Unternehmen umfasst die erforderlichen Module zur Abwicklung des Geschäftsprozesses. Auch hier ist im Hinblick auf die Branchenstruktur von einer windowbasierten 32-bit-Version auszugehen, im Grobüberblick bestehend aus den Modulen:
Handel Alle mit dem Einkauf und Verkauf zusammenhängenden Geschäftsprozesse
Logistik Alle Funktionen für die Verknüpfung des Handels mit der Produktion, des Bedarfs und der Vorratshaltung (Lager)
Produktion Steuerung von Produktion, Lagerhaltung und Warenfluss bis zur Werkstattsteuerung
Finanzen Verwaltung von Sachkonten, Debitoren, Kreditoren und Buchungen
Personalverwaltung Mitarbeiter verwalten, Berufliche Entwicklung steuern, Abwesenheitsverwaltung, Ein- und Ausstellprozeduren, Leistungsabrechnung
CRM Verwaltung der Vertriebsaktivitäten, Vertriebsplanung, Berichtserstellung, Verkaufsmanagement, Telemarketing
E-Business Windows- und Webanwendungen mit gleicher Logik, eine Datenbank, einen Quellcode, eine Entwicklungsumgebung, eine Anwendung
Projekt Projektverwaltung, Projektkontrolle
Technologie Gesamtfunktionalität in einem System, Freischaltung nach Bedarf, Einbindung von Lieferanten und Kunden

4.3 APS-/CSCM Software
(Advanced Planning System / Collaborative Supply Chain Management)

Das Ziel dieser Lösungen ist eine Synchronisation der Supply Chain in Planung und Steuerung durch offenen, vertrauensbasierten Datenaustausch zwischen den Partnern in der Lieferkette.



Bild 7: Die Entwicklung von CSCM

4.3.1 APS
Wie im Bild 2 (Portfolio der Systemunterstützung) ersichtlich, dient APS vor allem zur Entscheidungsunterstützung in der überbetrieblichen Planung zentralistisch angelegter Supply Chains, da ERP nur die Geschäftsprozesse eines Unternehmens abbilden kann. Eine Ergänzung des Informationssystems ist in dem modular strukturierten APS zur integrativen, unternehmensübergreifenden Geschäftsprozessplanung und –steuerung zu sehen, welches auf die Datenbestände des ERP des einzelnen Unternehmens zurückgreift. Die Anbieter sind Spezialisten wie die Firma i2, ERP-Anbieter mit zugekauften Spezialisten oder wie SAP, die eine eigenständige Lösung integriert haben. Die Qualität der durch APS ermittelten Lösungsvorschläge ist weitgehend von der Qualität der Inputgrößen abhängig. Z.B.: In der Lieferkette eines F+T-Herstellers haben wir es in den einzelnen Stationen mit unterschiedlichen Dispositionsarten zu tun. In der F+T-Produktion und beim Scheibenlieferanten mit kundenauftragsorientierter (deterministischer) Disposition und bei den Profil-, Holz-, Lack-, Dichtungs- und Beschlaglieferanten mit verbrauchsgesteuerter (stochastischer) Disposition. Diese Daten sind aus dem ERP-System entnommen, Fehler haben weitreichende Konsequenzen.

4.3.2 CSCM
Ziel dieser Lösung ist es, eine kollaborative, aber dezentrale Planung und Steuerung eigenständiger, gleichberechtigter Unternehmen vertrauensbasiert zwischen Kunden und Lieferanten zum gegenseitigen Vorteil zu gewährleisten. Wenn diese Lösung wegen mangelhafter Abstimmung nicht greift führt es zu langen Lieferzeiten und Qualitätseinbußen.




Bild 8: CSCM – Aufgabe, Systeme und Umsetzung

4.4 Branchensoftware-Wettbewerber
Branchenlösungen im F+T-Markt gibt es über den hier dargestellten Umfang hinaus sicherlich noch mehrere. Es ist auch nicht das Ziel es jedem recht zu machen, sondern einen groben Überblick über die Anbieter von Branchensoftware den Unternehmen der Branche zu geben. Mit den hier dargestellten 11 Unternehmen ist das Gros der unabhängigen Anbieter erfasst.
Die Grobbeschreibung der Softwareanbieter resultiert aus den zugänglichen Unterlagen in Werbebroschüren und dem Internet. Darüber hinaus wird über eine Kriterien-Erfüllungs-Matrix in Selbstauskunft eine Vergleichbarkeit, nach festgelegten Kriterien, zueinander versucht. Die Begrenzung auf eine bestimmte Fragenanzahl ist in Anbetracht des Umfangs notwendig, allein der Kernbereich Angebots- und Auftragsbearbeitung umfasst in der Vollversion mehr als 200 Fragen, im Bereich ERP- und Erweiterte Software noch ein Vielfaches dazu.
Ziel der vorliegenden Matrix ist es, einen Grobüberblick über branchenorientierte Softwareanbieter zu geben, die in einer sehr differenzierten Zielgruppe die Bedürfnisse des Kleinbetriebes bis hin zum Industriebetrieb abdecken.

4.4.1 Wettbewerber

ADULO (www.adulo.de)
ADULO-Fen ist die Software für den Fenster- und Türenhersteller sowie Bauelementehändler. Für den Handwerker und die Industrie mit ihren speziellen Bedürfnissen werden passende Lösungen einschließlich für Händler und Außendienstler angeboten. XML-basierte Schnittstellen zu ERP sind vorhanden. Ca. 2.000 Installationen. in bis zu 10 Sprachen wurden bisher ausgeliefert.

CANTOR (www.a-w.de)
Software für die Geschäftsprozesse der Fenster- und Türenbranche. Ganzheitliche ERP-Lösung für mittelständische und industrielle Fenster- und Türenherstellung mit angeschlossener Händlerlösung (CANTOR Professional mit den Modulen: Vorgangsverwaltung - Terminplanung – Kapazitätsplanung – Materialwirtschaft – Fertigungs-Feinplanung – Maschinenansteuerung – Zeitwirtschaft – Statusverfolgung – Logistik – Mehrsprachigkeit / CANTOR Händlerlösung). Internet-Lösung über CANTOR Online. Ergänzungsmodule: CANTOR 3D und CANTOR CAD – Sichere Auftragsbearbeitung durch umfangreiche technische Prüfung in der Erfassung. Partner-Software FIBU-Lösungen z.B. SQL-FIBU und DIAMANT-Software. Dokumentenmanagement und Archivierung z.B. SAPERION. Die Software ist sehr offen für die Anbindung von beliebigen Standardsoftwareprodukten z.B. in den Bereichen Finanzbuchhaltung, Personal, Controlling, CRM und Dokumentenarchivierung. Transparenter Zugang zu Microsoft-Word und Microsoft-Excel. Durchgängige Komplettlösung mit dem Potenzial optimierte und automatisierte Abläufe in Büro und Produktion zu etablieren.

CSM (www.csm-software.de)
Software für die Fertigung von Fenster und Türen mit integriertem, nicht näher definiertem PPS (AV, Lagerverwaltung, Tourenplanung, Warenwirtschaft).

KLAES (www.edv-klaes.de)
Software für die Geschäftsprozesse der Fenster- und Türenbranche in den Ausführungen Professionell, Compact und Handel. Technische Zusatzmodule: CAD, Fachnummernsortierung, Kantelkatalog, Losbildung, Planzeiten, Reststückverwaltung, Zuschnittoptimierung, Rollladen, Onlinesteuerung, Barcodeausdruck, Kapazitätsplanung, Kfm. Module: Deckungsbeitrag, Fibu-Schnittstelle (HS, KHK, DATEV o.ä.), Mahnwesen, Preisfindung, Preistabellen, Preisvergleich, Statistik, Vertreterprovision.

KONERT (www.konert.de)
Software für die Geschäftsprozesse der Fenster- und Türenbranche. Das Produkt MyKON kann aufgrund seiner Software-Architektur im Verbund mit Standardsystemen eingesetzt werden (Baan, SAP, Infor, PROCAD, DATEV, Microsoft, AutoCAD, Intelli-CAD usw.) und ist nach Bedarf mit Zusatzmodulen flexibel auf die jeweilige Betriebsorganisation und –größe konfigurierbar. MyKON ermöglicht die Synchronisation von Konstruktion, Vertrieb, Produktion, Lagerhaltung und Einkauf. Es werden gemeinsam Methoden und Daten für CAD und ERP genutzt.

PREFCO (www.prefco.de)
Software PrefSUITE für die Fertigung von Fenster und Türen von der CAD-Gestaltung bis zur Rechnungsstellung, mit integrierter Maschinenansteuerung, in einzelnen Modulen. Rahmenmaterial Holz erscheint im Update 2003. Software ist offen für alle MS-Office Applikationen und über SQL-Datenbank. Daten können von allen FIBU- und Pers.-Programmen ausgelesen und zurückgeschrieben werden.


RAMASOFT (www.ramasoft.net)
Software für die Fertigung von Fenster und Türen. Mit dem Modul EasyWin als Grundbaustein für die Produktion, mit dem Modul EasyCam für die Maschinenansteuerung und mit dem Modul EasyFlux für Materialwirtschaft, Kapazität und Tourenplanung. Als Ergänzung die Module EasyScan als BDE-System, EasyLoc zur Auftragsverfolgung in der Fertigung und EasyView zum Übertragen der Fertigungsanweisung auf den Arbeitsplatz in der Produktion. Zusätzlich für den Rolladenbau das Modul EasyRol.

UNIDIENST (www.unidienst.de)
Mit Unipro-Apertum bietet UNIDIENST eine All-in-One-Software an, die vom Vertriebsinfo-System bis zur Fakturierung für höhere Ansprüche alle Funktionen für den Branchenbezug anbietet. Mit Unipro-Atlantis wird branchenspezifisch ein AutoCAD optional angeboten. Als Unterstützung für die Steuerung der Produkte im Unternehmen ist gleichfalls optional der Unipro-Konfigurator vorgesehen. Als Software-Ergänzungsmodule stehen CRM, SCM und Rechnungswesen in der Produktpalette zur Verfügung.

VIRCOM (www.vircom.de)
Die Softwarelösung FE2000 ist ein vollständig integriertes System. Neben der Branchenfunktionalität beinhaltet das modulare System die für größere Unternehmen notwendigen ERP-Funktionalitäten. Materialwirtschaft, Vertriebssteuerung, CRM, computergestützte papierlose Fertigung, BDE und ein leistungsfähiges Managementinformationssystem steuern das Unternehmen, ohne den Einsatz weiterer kosten- und personalintensiver Drittsoftware. Einer der größten Hersteller Europas mit über 1.000 Fenstern Tagesproduktion setzt FE2000 ein. Als Entwickler und Betreiber des Internetportals "fensterplatz.de" verfügt die vircom AG über eine der leistungsfähigsten
e-Commerce-Plattformen am Markt.

WINKHAUS (www.winkhaus.de)
Mit der Fensterbausoftware Winkhaus AV WIN 3 stellt Winkhaus dem Betrieb als auch dem Händler ein Baukastensystem mit mehreren Ausbaustufen, einschließlich der Maschinenansteuerung, vor. Eine ERP-Anbindung ist über externe Schnittstelle ausgewiesen.

3E-DATENTECHNIK (www.3e-look.de)
3E bietet mit look 2000 eine Fensterbausoftware mit modularem Aufbau für 5 unterschiedliche Unternehmensstrukturen als Produktionsversion an, zuzüglich eine Händlerversion. Auf Basis der bekannten ERP-Lösung Microsoft Business Solutions Axapta und look2000 wurde eine völlig neuartige Softwaregeneration (luu´Xa) entwickelt: Sie erlaubt dem Anwender, das komplette ERP-Angebot von Microsoft Business Solutions Axapta gemeinsam mit den aktuellen Standards der Fensterbausoftware look2000 zu nutzen. Mit nur einer Datenanlage werden FiBu, MaWi/Einkauf, CRM (Customer Relationship Management), SCM (Supply Chain Management), Projektmanagement, Management-Informations-System (z.B. OLAP o. Business Intelligence), BDE (Betriebsdatenerfassung), HRM (Personalverwaltung) und PPS mit Daten versorgt. In der kompletten Fenstererfassung stehen u.a. Plausibilitätsprüfung, Kalkulation, Kapazitätsplanung, papierarme Produktion per Bildschirmterminals und statusgesteuertes Workflow- und Prozessmanagement zur Verfügung.

Auf den folgenden Seiten wird die Kriterien-Erfüllung, wie sie von den Anbietern angegeben wurde, abgebildet. Für die Richtigkeit kann der Autor nicht haften.



Kriterium erfüllt - ,
Kriterium bedingt erfüllt - ,
Kriterium nicht erfüllt - ,
erfüllt durch Partner-Software -
siehe Hinweis in der Wettbewerber-Übersicht -



Kriterium erfüllt - ,
Kriterium bedingt erfüllt - ,
Kriterium nicht erfüllt - ,
erfüllt durch Partner-Software -
siehe Hinweis in der Wettbewerber-Übersicht -



Kriterium erfüllt - ,
Kriterium bedingt erfüllt - ,
Kriterium nicht erfüllt - ,
erfüllt durch Partner-Software -
siehe Hinweis in der Wettbewerber-Übersicht -

5. Die Vision eines ganzheitlichen Konzepts und seine Auswirkungen
Unter Beachtung der Restriktionen in der Branche wie Unternehmensgröße, Produktvarianten, Eigenkapitalschwäche und einem gespaltenen Verhältnis zur industriellen Organisation ist die All-In-One-Version, als eine Lösung für alle Fälle, technisch und finanziell für die Mehrzahl der Branchenbetriebe nicht verkraftbar. Die Anbieter von Software für die Branche können in mehrere Kernkompetenzen unterschieden werden:

1. Branchenspezialisten,
die in einem oder mehreren Rahmenmaterialien Detailkenntnisse in der technischen und organisatorischen Abwicklung von der Anfrage bis zur Rechnungsstellung besitzen (technische und kaufmännische Erfassung und Maschinenansteuerung).


Bild 9: Module der Branchensoftware

2. Anbieter von betriebswirtschaftlicher Unternehmenssoftware (ERP),
die, abgestimmt auf die Unternehmensorganisation, die notwendigen Bausteine in ein Gesamtkonzept einbringen können. Die Problematik der Schnittstellendefinition und Abstimmung versuchen einige Unternehmen mit dem Eingehen von Solution-Partnerschaften in den Griff zu bekommen.

3. Anbieter von Advanced Planning Systems (APS),
der Schwerpunkt liegt bei diesen Systemen auf der Entscheidungsunterstützung für die ERP-Systeme. Einige ERP-Anbieter wie z.B. Baan, Edwards und auch SAP haben damit eine weitgehende Verschmelzung beider Systeme erreicht. APS dient der integrativen Unterstützung einer unternehmensübergreifenden Planung und Steuerung von Geschäftsprozessen, vor allem in Richtung Supply Chain.

4. Anbieter von Collaborative Supply Chain Management (CSCM)
Bei der bestehenden Lieferkettenverflechtung in der Branche haben wir es mit gleichberechtigten Unternehmen in autonomen Organisationseinheiten zu tun, und demzufolge mit einem offenen, vertrauensbasierten Informationsaustausch zwischen Lieferant und Produzent. Auch hier sind neben Spezialisten ERP-Systemanbieter wie SAP, Baan und Edwards vertreten.

Bei der anvisierten Komplexität in der Stufe 4, (CSCM) stellt sich die Frage, wer ist von den Branchenbetrieben in der Lage zum jetzigen Zeitpunkt diese Anforderungen zu erfüllen? Die Antwort ist schlicht und ergreifend: niemand! Und warum ist das so? Es ist deshalb so, weil die gängige Branchensoftware diese Forderungen nicht erfüllen kann und der Leidensdruck noch nicht groß genug ist um die geistige Bereitschaft zur Kooperation über den Tellerrand hinaus zu besitzen, die notwendig ist, um dem Kannibalismus Einhalt zu gebieten.
Die Problematik ist bekannt, ebenso die Leistungsfähigkeit der IT-Industrie. Woran es mangelt ist die Risikobereitschaft zur Kooperation in der Lieferkette, um die finanzielle Belastung auf mehrere Schultern zu verteilen und somit statt einer Mikey-Mouse-Lösung ein komfortables, den zukünftigen Anforderungen gerecht werdendes Informationsinstrument zum gegenseitigen Nutzen zu erhalten.
Auch die immer wieder auftretende Frage nach der Sicherheit infolge menschlichen oder technischen Versagens, wie auch infolge von Spionage, Betrugs etc. kann zwischenzeitlich durch präventive Sicherheitskonzepte positiv beantwortet werden. Wichtiger ist die von den Geschäftsführungen zu verantwortende Durchsetzung der organisatorischen Voraussetzungen für die Optimierung der Geschäftsprozesse unternehmensintern und unternehmensübergreifend. In Abstimmung mit dem Pflichtenheft ist diese Handlungsanweisung die Gewähr für Funktionalität im und zwischen den Unternehmen.


Bild 10: Kundenauftragsorientierte Fertigung im geschlossenen Warenwirtschaftssystem

In Abgrenzung zu den in der Literatur und in den meisten Softwareangeboten dominierenden Auftragsabwicklung mit stochastischer Disposition haben wir es in der Branche F+T überwiegend mit deterministischer Disposition zu tun, d.h., dass jede Auftragsposition kundenauftragsorientiert geplant und gefertigt wird. Die Auflösung der Stückliste erfordert sodann die Unterteilung in auftragsorientierte Positionen wie z.B. Profilzuschnitte, Verstärkungen (z.T.), Sondergarnituren und Gläser sowie verbrauchsorientierte Positionen wie Dichtungen, Beschläge und Verbindungselemente, aber auch Lacke und andere Verbrauchsmaterialien. Die Bewirtschaftung von verbrauchsgesteuerten Positionen kann durch den Lieferanten in einem sog. Konsi-Lager erfolgen, was allerdings kein Zwang ist, denn bei entsprechendem Zeitfenster kann durch Übermittlung der Stücklisten-Daten eine kurzfristige Anlieferung erfolgen. Das schließt die Disposition von Profilen nach Art und Ausführung ebenso ein wie die Anlieferung von Kanteln nach Art und Ausführung, sofern es sich nicht um maßgenauen Kantelzuschnitt handelt.


Bild 11: Info- und Logistikkette für die Auftragsabwicklung im CSCM

Ein geschlossenes Warenwirtschaftssystem mit saisonalem Einfluss, bei kundenauftragsorientierter Fertigung, zu konzipieren, ist das Ziel des Kollaborativen-Wertschöpfungs-Managements, dabei müssen die Prozesse, unabhängig von bestehenden unterschiedlichen IT-Systemen der Partner, in die IT-Architektur integrierbar sein, um den Gesamtprozess zu synchronisieren. CSCM ist daher mehr auf die intelligente Synchronisierung der Kommunikation und Koordination als auf die zentrale Optimierung des Gesamtprozesses ausgerichtet.

Beschreibung der Module des APS
· In einem Modul zur strategischen, langfristigen Netzwerkplanung werden zur Entscheidungsunterstützung der Planung und Abbildung der Standorte, der Beschaffungs- und Distributionsaufgaben die Funktionen in der strategischen Planung zusammen gefasst.
· Im taktisch-operativen Sektor werden u.a. die im mittelfristigen Planungshorizont notwendigen Planungen bezüglich der Verfügbarkeit, der Grobplanung für die Standortzuordnung und für die kurzfristige Reihenfolgeplanung und die Touren- und Ladeplanung als Entscheidungsunterstützung abgedeckt.
Die Leistungen auf der jeweiligen betrieblichen Ebene werden aus dem ERP bzw. der Branchensoftware entnommen. Deshalb spielt die Datenqualität auf dieser Ebene eine nachhaltige Rolle.
· Für die Steuerung und Kontrolle im gesamten Supply Chain, einschließlich der Steuerung der Bestände und Transporte, werden Monitoring-Funktionen als Ausführungsunterstützung benutzt.
(SAP bezeichnet diese Konfiguration als "Supply Chain Cockpit").

Diese Zwischenstufe, mit der Möglichkeit Lösungsalgorithmen aus dem Operations Research einzusetzen, verbessert die Qualität der Aussage gegenüber der gängigen Branchen- und ERP-Software erheblich, ist aber trotzdem von einer idealen Supply Chain Version noch weit entfernt, als Zwischenstufe für SCM aber z.Zt. notwendig.

Die Zusammenarbeit im CSCM bezieht sich
  1. im Bereich der kundenbezogenen Nachfrage- und der lieferantenbezogenen Angebotssituation zur Reduzierung der Transaktionskosten,
  2. im Bereich der Kapazitätsplanung in der gesamten Lieferkette zur Ressourcenbereitstellung und Terminplanung,
  3. im Bereich der Auftragsvergabe die beteiligten Unternehmen mit gleichen Daten zu versorgen mit dem Ziel Auftragsabwicklungszeiten und damit Transaktionskosten zu reduzieren,
  4. im Bereich des Bestandsmanagements schnellstens über die Verfügbarkeit entscheiden zu können und Bestände auf einem Minimalbestand zu halten,
  5. im Bereich des Transports und der Verteilung von Gütern zur Minimierung der Kosten, zur Einhaltung der Termine und zur Erhöhung der Qualität.

Die dadurch zu erwartenden Effekte sind:
· Optimierung des Zeitfensters mit durchgängiger Info-Kette.
· Reduzierung der Kosten in allen Stationen der Wertschöpfungskette.
· Einhaltung der Qualitätsversprechen durch Rückkopplung der Ist-Daten.

Die Auswirkungen des Supply Chain Managements soll den beteiligten Unternehmen, also den Partnern, die definierte Zusage über Termine und Kosten in der Lieferkette möglich machen, denn der Kunde reagiert allergisch auf Kostenerhöhungen und Terminverschiebungen. Der Kunde hat Anspruch auf mehr Informationen und ihm stehen fast alle Auswahlmöglichkeiten offen. Er erwartet, dass seine Wünsche konfiguriert werden, dass sein Wunschtermin eingehalten wird, dass er kurzfristig eine Antwort auf seine Anfrage und seine Auftragserteilung bekommt und dass er jederzeit sich nach dem Status der Auftragsbearbeitung erkundigen kann. Anbieter gibt es genug, so dass der Kunde es sich aussuchen kann, bei wem er fertigen lässt. Für die Vorgänge in der Auftragsabwicklung und in den Beschaffungs- und Vertriebskanälen sind Echtzeitinformationen erforderlich, um die Erwartungen des Kunden nicht zu enttäuschen und um im Wettbewerb nicht abzufallen. Supply Chain Management kann die termin- und kostengerechte Abwicklung des Auftrages über die Unternehmensgrenzen hinweg sicherstellen, denn es enthält die Funktionen, die notwendig sind, um innerhalb kürzester Zeit die Verfügbarkeit von Bedarf sicherzustellen, die Auftragsbearbeitung von maßgeschneiderten Produkten zu gewährleisten und das Ganze pünktlich beim Kunden abzuliefern. SCM liefert die erforderlichen Informationen auf der Basis zeitaktueller Bestands-, Produktions- und Planungsdaten in der Logistikkette und ermöglicht optimierte Bestände durch mathematische Modelle, kürzeste Reaktionszeiten beim Lieferanten durch erhöhte Transparenz, durch Einhaltung der Terminzusagen und CRM für guten Kundenservice und bessere Kundenbindung, Umsatzzuwächse durch Schnelligkeit und Qualität bei konfigurierten Produkten, schnellste Reaktionsfähigkeit durch Verknüpfung der Informationskanäle und vollständige Integration mit den Planungs- und Durchführungssystemen Branchensoftware + ERP + APS + CSCM.
In einer offenen, flexiblen und unternehmensübergreifenden IT-Architektur liegt ein entscheidender Wettbewerbsvorteil und eine Win-Win-Situation für alle Partner in der Lieferkette.

Ordnung ist die Verbindung des Vielen nach einer Regel (Emanuel Kant)




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Horst Arnold
Geschäftsführender Partner der
ARNOLD & DR. VON JACOBI
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Tel.: 08445-929960/Fax: 08445-929965