Monat 07-2008

Schüco Technology Center (STC), Bielefeld
Energy² zum Leben erweckt

 

Funktional vereint das neue Schüco Technology Center (STC) die drei Nutzungseinheiten Prüfzentrum, Lounge/Gastronomie und Schulungszentrum. Ideologisch ist das Gebäude eine erste Umsetzung der Firmenphilosophie "Energy²" in ein ganzheitliches Gebäudekonzept, das trotz hoher Transparenz eine exzellente Energiebilanz aufzuweisen hat.

Eigentlich ist das Schüco Technology Center (STC) ein multifunktionales Firmengebäude, wie es viele imagebewusste, marktpartnerorientierte und organisch wachsende Unternehmen für ihre Bedürfnisse erstellen könnten. Wäre da nicht das Leitbild Energy², mit der Schüco eine breite Initiative zum "Energie sparen und Energie gewinnen" durch innovative Fassaden- und Gebäudetechnik ins Leben rief. In diesem Kontext wird das STC zum "Leuchtturm-Projekt", Aushängeschild und Wegweiser in einem. So kommt mit dem Bauvorhaben zugleich ein zukunftsweisendes Konzept in Bewegung: Der Bauherr und Gebäudenutzer hat es sich hier zur Aufgabe gemacht, unter dem Einsatz aktuell verfügbarer Techniken aus allen energetisch relevanten Bau- und Installationsbereichen ein Zeichen für umweltbewusstes, energiesparendes Bauen zu setzen.

Transparenz ohne Reue
Das Ziel, Energie einzusparen und damit die Kohlendioxid-Emissionen drastisch zu senken, wird beim STC durch die Vernetzung einer Reihe von baulichen Maßnahmen erreicht. Naturgemäß betreffen die Einsparmaßnahmen auch die Gebäudehülle, die in diesem Fall überraschend transparent geraten ist. Die nahezu komplette Westfassade, aber auch die nach Norden und Osten ausgerichteten Fassadenflächen signalisieren durch hohe Glasanteile Transparenz und Offenheit und lassen das Umfeld an den Aktivitäten im Gebäude partizipieren. Nun ist zwar bekannt, dass gut gedämmte Glasfassaden nichts mehr mit den Energie-Verlustflächen früherer Zeiten zu tun haben, es bleibt allerdings der Aspekt der sommerlichen Erwärmung, der – sofern unberücksichtigt – in vielen Nutzungsbereichen einen stark erhöhten Klimatisierungsbedarf entstehen ließe.

Bei der Gebäudehülle des STC wurde der Widerspruch zwischen Transparenz und Ressourcenschonung kreativ aufgelöst. Musterbeispiel hierfür ist die "Technikfassade" der zur Karolinenstraße gelegenen Westfront des Gebäudes. Hier setzte man ein Sonnenschutzsystem aus vertikalen Lamellen vor die Fassade der beiden Obergeschosse, das die nach Westen hin geschosshoch verglasten Schulungsräume sowie den Gastronomiebereich "Schüco Lounge" vor einer Aufheizung schützt. In ihrer kontrastierenden Stofflichkeit, der vertikalen Struktur und der Beweglichkeit in Abhängigkeit vom Sonnenstand sind diese Lamellenkonstruktionen auch architektonisch/ästhetisch höchst wirksam und letztlich dafür verantwortlich, dass eine von Tageslicht bestimmte Raumqualität unter energetisch akzeptablen Bedingungen aufrecht erhalten werden kann. Denn selbst bei geschlossenen Lamellen sorgt die Perforation der Lamellen noch für eine 30%ige Transparenz. Insgesamt weist die transparente Außenhülle des STC einen um 20 Prozent geringeren Wärmedurchgang auf, als dies die aktuellste Fassung der Energieeinsparverordnung (EnEV 2007) als Mindestbauteilwert festlegt.

Erdwärme und Solar im Gleichklang
Neben dem passiven Sparbeitrag der Gebäudehülle basiert das Konzept des STC in großem Umfang auf Maßnahmen zum Energie gewinnen. Den Hauptbeitrag im Rahmen einer ökologisch sinnvollen Wärmeenergiegewinnung leisten zwei Wärmepumpen, die in Verbindung mit einer Erdsondenanlage mit 20 Sonden betrieben werden, welche bis zu 99 m tief in die Erde gebracht wurden. Mit einer Ertragsfähigkeit von 413.500 kWh/a decken sie zuverlässig den Grundenergiebedarf des Gebäudes, werden dabei im Thermiebereich noch unterstützt durch 68 dachmontierte Solarkollektoren. Sie treiben eine Absorptionskälteanlage an, die für die solare Kühlung des Gebäudes zuständig ist und an Sonnentagen von April bis Oktober Kälte liefert.

Einen kleinen aber feinen Beitrag zur Stromversorgung des Gebäudes schließlich liefern die 28 Schüco PROSOL PV-Module, die in die Shed-Oberlichter integriert wurden. Sie sind halbtransparent und lassen damit Tageslicht in das Gebäudeinnere, bilden andernorts die bedarfsgerechte Verschattung des Shed-Daches nach Süden.

Transparenz reduziert Kunstlichteinsatz
Auch in punkto Brandschutz, Sicherheit und Bauteil-Automatisierung setzt das STC Standards. Auf der Grundlage des breiten Angebots an hauseigener Systemtechnik kommen in dem Gebäude transparente, filigran profilierte Feuer- und Rauchschutzabschlüsse sowie zentral gesteuerte RWA-Anlagen zum Einsatz, deren hoher Glasanteil den transparenten Charakter des Gebäudes auch in kritischen Einsatzbereichen unterstützt. Zwar nicht unmittelbar mit dem Thema "Energie sparen und Energie gewinnen" verknüpft, sorgen sie doch durch ihre Transparenz für einen verringerten Einsatz von Kunstlicht.

Fazit: CO2-Emissionen halbiert
Für sich genommen sind die am STC vorgenommen Maßnahmen zum Energie sparen und gewinnen nicht neu. Die Trend prägende Wirkung des Gebäudes besteht allerdings darin, dass hier eine konsequente Vernetzung verfügbarer Gebäudetechnik stattgefunden hat, die am Ende zu dem Ergebnis einer 50 %-igen Reduktion von Kohlendioxid-Emissionen führt, verglichen mit dem Ausstoß konventioneller Bauausführungen. Dies erreicht das STC mit einer Architektur, die in punkto Offenheit, Transparenz, Komfort und Sicherheit keinerlei Konzessionen an moderne Gestaltungsformen machen muss. Zumindest im Objektbereich ist letzteres eine wichtige Erfolgsvoraussetzung für das Energy²-Konzept, da Corporate Architecture auch weiterhin repräsentatives Bauen bedeutet und Transparenz ein demokratisches, kommunikatives Statement bleibt.
 
 
Bautafel Schüco Technologie Center (STC), Bielefeld

Bauherr und Gebäudenutzer:Schüco International KG, Bielefeld
Architekten:Wannenmacher + Möller GmbH, Bielefeld
Projektleitung:U. Perlitius, Schüco International KG, Bielefeld
Bauleitung:Joachim Oehme + Partner gbr, Bielefeld
Tragwerksplanung:Prinz + Pott, Bielefeld
TGA Planer:Ingenieurbüro Horst Grunenberg, Alsdorf
Brandschutzplanung:HPP West, Beratende Ingenieure GmbH, Bielefeld
Solartechnik:Michael Wewers, Lage
Lichtgestaltung:Ulrike Brandi Licht, Lichtplanung und Leuchtenentwicklung GmbH, Hamburg
Metallbau:Knaup Metallbau, Rheda-Wiedenbrück/K + W Metallverarbeitung GmbH, Hille-Hartum


Energetisches Datenblatt

Baukörper
Umbautes Volumen10.173 m³
Hüllfläche3.456 m²
Nutzfläche3.255 m²
Transparente
Außenhaut
1.263 m²
Anteil36,5 %
 
Erdsonden
Anzahl Sonden20 St.
Tiefe99 m
Leistung130 kWp
Ertragsfähigkeit 413.500 kWh/a
 
Solarthermie
Thermiekollektoren68 St.
Fläche168 m²
Leistung110 kWp
Ertragsfähigkeit46.000 kWh/a
 
Photovoltaik
PROSOL PV-Module28 St.
Fläche108,1 m²
Leistung11,9 kWp
Ertragsfähigkeit7.000 kWh/a
 
 
Quelle + weitere Informationen
Schüco International KG
Karolinenstraße 1-15
33609 Bielefeld
Tel.: +49 (0)5 21/78 30
Fax: +49 (0)5 21/78 34 51
info@schueco.com
www.schueco.com

   






Ein- und Ausblicke: Der Foyerbereich ist Haupterschließungszone und gibt sich dank der großflächigen Verglasungen transparent. Hier werden ganz bewusst die Vorgänge in der "Schüco-Welt" in das Umfeld getragen.





Die Westfassade zur Karolinenstraße: Die großflächigen Verglasungen der Schulungsräume sowie der Schüco Lounge wurden mit einen variablen Sonnenschutzsystem aus vertikalen, perforierten Lamellen kombiniert. Sie lösen den Widerspruch zwischen Transparenz und geringem Kühlungsbedarf auf ästhetische Weise auf.


Der Gastronomiebereich mit VIP-Lounge auf der Galerie wird über die große Lamellenfassade weitgehend natürlich belichtet und je nach Sonnenstand variabel beschattet. Der Luftraum wird durch 78 Pendelleuchten gefüllt, die in einem gleichmäßigen Raster unterhalb der abgehängten Streckmetalldecke angeordnet sind.


Im Gegensatz zu der dunkel gehaltenen Lounge sind die drei multimedial ausgestatten Seminarräume durchgängig in hellen Farben und ruhigen Oberflächen und Materialien gestaltet.


Aus drei mach eins: Zu einem großen Veranstaltungsraum zusammengefasst, finden im Bedarfsfall 300 Personen in dem Seminarbereich bestuhlt Platz.


Energetisch sinnvolle Ergänzung: 68 auf dem Dach des STC montierte Solarkollektoren (Thermie) sowie 28 Schüco PROSOL PV-Module (im Bild) sind weitere Bausteine in einem Energiekonzept, das im Wesentlichen auf Erdwärme basiert.

   

 
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