Viel Fenster, wenig Rahmen (11/06/2014 07:00:00 AM)

Ein Bungalow in klassischer Moderne

Inspiriert hatten die Bauherren Architektur-Ikonen wie Bauhaus-Klassiker von Mies van der Rohe und die Case-Study-Houses in Kalifornien. Architekt Justus Mayser hat schließlich einen winkelförmigen Bungalow entworfen, welcher sich zum privaten Bereich der Grundstücke hin öffnet. Das ganze Haus auf einer Ebene. So ein Konzept verbraucht Fläche, benötigt Platz. Auf einem Grundstück von rund 1.500 Quadratmetern geht das. Das Haus sollte die Natur einbeziehen. Das war eine der Prämissen. So sind mehr als die Hälfte der Wände komplett aus Glas, mit einem Schlafzimmer, das vorgezogen in den Garten nach drei Seiten Fenster hat. Und zwar deckengleiche Fenster. Das war die Herausforderung in dem Entwurf für die Fensterbauer von FritzGlock aus Hermsdorf: Viel Fenster, wenig Rahmen. Normalerweise summieren sich Blendrahmen und Flügel unterhalb der Decke. In diesem klassisch-modernen Bungalow sollte möglichst viel natürliches Tageslicht die Räume beleuchten. Kompromisslos, unbehindert von irgendwelchen Notwendigkeiten, leicht und schwerelos sollte der Bau wirken. Das war für Bauherren und Architekten nicht verhandelbar.

Die Rahmen verschwinden in der Decke
„Wir hatten erst einen anderen Fensterbauer“, erzählen Helga und Lutz Strömann, die Eigentümer. „Als der aber gesehen hat, was wir vorhaben, hat er mit dem Kopf geschüttelt. Der hat gesagt, das geht nicht.“ Obwohl Justus Mayser eine sehr detaillierte Planung vorgelegt hatte. Gerade auch für die ambitionierten Glaslösungen.
 




Das Heikle bei diesem Projekt ist tatsächlich der Rahmen. Die Verbindung zwischen Glas und Baukörper. Das betrifft die Stabilität und Sicherheit der Konstruktion und auch die Energieeffizienz. Diese Verbindung sollte möglichst unsichtbar sein. Die Decke der Räume sollte möglichst übergangslos von innen nach außen verlaufen. Die von Architekt und Fensterbauer entwickelte Lösung lässt die Rahmen in der Decke verschwinden. Der Rohbau wurde deshalb ein Stück zurückgezogen und bekam Taschen für die Fenstertechnik.

Von außen montiert
Die Rahmen in der Decke hatten auch die Konsequenz, dass die Fenster von außen eingesetzt werden mussten. Mit Holz-Alu-Fenstern geht das. Die Aluschale ist ein zweiteiliges System aus Rahmen und Glasleiste. „So kann man es von außen machen, dass es technisch tatsächlich auch ausgereift ist“, sagt Sven Höfer von FritzGlock. Blieb die Frage der Öffnung. Die Lösung dafür waren tiefere Einlieger, wo Türen angeschlagen werden konnten, die nach innen aufgehen. Ein weiteres Detail, das die Eleganz des flächenbündigen Entwurfs unterstützt, sind die Blindelemente. Verblendungen an den Stellen, wo Wände oder Pfeiler innen die Glasfläche gebrochen hätten, die nun außen als Ganzes durchläuft. Auf der Nordseite des Hauses nimmt zudem ein schmales Fensterband diese Linien wieder auf.

KfW 70 Standard
Entscheidend für die Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit des Gebäudes ist bekanntlich die Dämmung der baulichen Hülle. Bei einem Vorhaben, wo mehr als die Hälfte der Außenwände aus Glas ist, konnte das nur mit einer Dreifachverglasung gelöst werden. Eine Herausforderung auch für die Statik. Im Bereich der Glasfassade auf einer Fläche von 116 Quadratmetern mit 15 Öffnungsflügeln wurde die Tragkonstruktion des Hauses minimiert, während dünne Stahlstützen die enorme Last der Decke halten. Das Dach scheint förmlich auf dem Tageslicht der Fenster zu schweben
Ein neuralgischer Punkt sind immer die Wandanschlüsse. Bei Scheiben dieser Stärke werden auch diese Schnittstellen entsprechend breiter und müssen akribisch gedämmt werden. Das gilt zugespitzt auch für die Glasecken. Ohnehin zirkuliert die Luft in Ecken weniger. Sie werden schneller kalt als die anderen Wände, dort bildet sich öfter Kondensat. Umso mehr in Glasecken. In diesem Bungalow gibt es zwei Fenster, die als geklebte Ecke ausgeführt sind. Um dort die Verluste so klein wie möglich zu halten, hatte FritzGlock ein Dämmelement hinter der äußeren geschwärzten Scheibe eingebaut. Die Fenster insgesamt haben einen Wärmedurchgangskoeffizienten von 0,6 W/m²K. Mit der Dreifachverglasung und zusätzlich Lüftungsauslässen an den Fenstern erreicht das Haus einen Energieeffizienzwert, der dem KfW 70 Standard entspricht.

Die Feinheiten sind wichtig
Optisch sind die festen Fenster-Elemente in einem hellen Ton gehalten, die beweglichen Teile dunkler. Mit der für Holz-Alu-Fenster typischen „Doppeldeutigkeit“: innen ein warmer Holzton und außen Aluminium. „Und die Profile sind innen ohne Leisten“, merkt Justus Mayser an, „absolut ebenmäßig, das hat sonst keiner geschafft, solche Profile zu liefern.“
Die Fassade zur Straße folgt genau dem umgekehrten Prinzip. Sie hat den warmen Holzton, der sonst dem privaten Inneren des Hauses vorbehalten ist - eine Einladung an den Besucher. Die Haustür hat FritzGlock aufgedoppelt, damit auch da die Flächen bündig sind. Was aber auch einen Sicherheitsaspekt hat. Diese Tür kann man nicht einfach aufhebeln. Die Fenster haben deshalb auch alle Pilzköpfe und Sicherheitsglas. Ungewöhnlich dabei, dass die Sicherheitsverglasung auf der Innenscheibe angeordnet wurde. (Die Bauherren haben an ihre Enkel gedacht mit ihren Bobbycars vor den bodentiefen Scheiben.)

Lauter Details, deren Herstellung der Architekt in der Bauphase sorgfältig verfolgt hat. So sind zum Beispiel die Fenster von Dach und Außenwänden von einer umlaufenden Schattenfuge getrennt. Bei einer Länge von über 80m erfordert dies eine hohe Präzision bei der Planung und der baulichen Umsetzung aller Gewerke.


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