Geschlossenheit und Transparenz (09/28/2014 07:00:00 AM)

Niedersächsisches Landesarchiv, Standort Stade

Bei der Architektur eines gemeinsam genutzten Grundbuch- und Aktenarchivs für Niedersachsen und Hamburg am Standort Stade gelang den Architekten ein harmonisches Wechselspiel von Geschlossenheit und Transparenz. Wo Lichteinfall funktional erwünscht war, bilden Fenster- und Türsysteme von Schüco einen attraktiven Kontrast zu den im ortsüblichen Baustil ausgeführten Ziegelfassaden.

Im Jahre 2009 hatten die Landesregierungen Niedersachsens und der Freien Hansestadt Hamburg beschlossen, ein gemeinsames Grundbuch- und Aktenarchiv zu schaffen. Die länderübergreifende Zusammenarbeit im Archivwesen ist bundesweit bislang einzigartig. Für die Aufbewahrung der Grundbücher und -akten Nordostniedersachsens und Hamburgs fehlten im alten, Mitte der 1960er Jahre entstandenen Staatsarchiv Stade die räumlichen Kapazitäten. Auch wurden dort die heutigen Anforderungen zur sachgemäßen Aufbewahrung von Archivgut nur unzureichend erfüllt. Aus diesem Grund entschied sich das Land Niedersachsen für einen Neubau.

Europaweites Ausschreibungsverfahren
Der Entwurf für das neue Staatsarchiv Stade stammt von der Osnabrücker pbr Planungsbüro Rohling AG. Sie ging aus einem europaweiten Ausschreibungsverfahren des Landes Niedersachsen, vertreten durch das Staatliche Baumanagement Osnabrück-Emsland, als Sieger hervor und wurde 2011 mit der Architekturplanung beauftragt. Das Gestaltungskonzept der pbr AG konnte sich vor allem aufgrund seiner durchdachten, ganzheitlichen Lösung durchsetzen. Besonders gelungen erscheint die Kombination von Raumangebot und optimalen Schutzbedingungen für die Archivalien mit kurzen Erschließungswegen, modernster Gebäudeausstattung und Nachhaltigkeit. Elegant gelöst ist dabei das funktionsabhängige Wechselspiel von völliger Geschlossenheit (Archiv), partieller Transparenz (Verwaltungsbereich) und Offenheit (Eingang/Foyer und Magistrale) in den Fassaden. Die durchgängige visuelle Klammer bilden hier die Ziegelfassaden und die darin integrierten Fenster- und Verblendungselemente.

Ensemble monolithischer Baukörper
Das neue Staatsarchiv Stade stellt sich als eine Komposition aus monolithischen Baukörpern im heterogenen Umfeld zwischen Bahngleisen, Industriebauten und Wohngebäuden unterschiedlicher Größe dar. Städtebaulich versteht sich der Neubau dabei als Auftakt und Anker für die zukünftige Stadtentwicklung im Quartier rund um den Bahnhof. Sein äußeres Erscheinungsbild ist geprägt durch seine Ziegelfassade sowie Fenster- bzw. Pfosten-Riegel-Konstruktionen aus dunkelgrauen Aluminiumprofilen. Durch die roten Ziegel hat das Archiv ein robustes, zugleich für Stade ortstypisches Fassadenmaterial erhalten und fügt sich somit optisch in das Stadtbild ein.
 
 


Eingangsbereich und Foyer des Niedersächsischen Landesarchivs Stade: Das Ensemble besteht aus Magazintrakt, Technischem Bereich und Öffentlichem Bereich.



Die einzelnen Funktionsbereiche werden durch eine Verbindungsspange erschlossen. Teil der Brandabschnittsbildung und Fluchtwegsicherung sind die transparenten Türsysteme Schüco Firestop T90.


Die Pfosten-Riegel-Fassade des Eingangsbereichs mit Einsatzfenstern Schüco AWS 75 BS.HI und Einsatztüren Schüco ADS 75.SI.
Bildernachweis: Ulrich Hoppe
Der Neubau trennt sich in zwei Baukörper, das Magazingebäude und das vorgelagerte Gebäude für Öffentlichkeit/Verwaltung bzw. Archivtechnik. Durchdrungen werden die Gebäudeteile von einer zentralen Magistrale, die am Eingang beginnt und bis ins Magazin führt. Die Baukörper bilden klar definierte Räume, den Anlieferungshof auf der Westseite zur Industriebahn und den größeren Hof mit Grünfläche vor den Lesesälen auf der Ostseite. Der Hauptzugang wird durch einen Vorplatz markiert.

Transparenter Eingangsbereich
Der großzügige, mit einer Glasfassade gestaltete Eingangsbereich öffnet sich bereits von außen dem Besucher und gibt den Blick auf das Eingangsfoyer mit seiner offenen Haupttreppe frei. Dieser Bereich ist auch für Ausstellungen geeignet. Der im östlich anschließenden Gebäudeteil befindliche, teilbare Lesesaal im Erdgeschoss ist nach Norden zu einem begrünten Hof orientiert. Mit seiner im Raumkonzept integrierten, akustisch wirksamen Trennwand bietet er den Besuchern Raum und Ruhe zum Studieren von Dokumenten. Auch Veranstaltungen und Vorträge werden hier künftig stattfinden. Im 1. Obergeschoss befinden sich die für die Öffentlichkeit eingeschränkt zugängliche Verwaltung sowie multifunktionale Büro- und Produktionsräume. Hier findet auch die Bearbeitung von kontaminierten Archivalien statt.

Im dreibündigen Bereich für Archivtechnik, westlich der Magistrale, sind Anlieferung, Werkstatt und Archivalienaufbereitung untergebracht. Die Werkstatträume werden unter anderem zur Restaurierung und Trocknung von Archivgut genutzt. Das 1. Obergeschoss beherbergt die übrigen Nutzungseinheiten, darunter eine Dienstbibliothek, Lagerräume und eine Reprowerkstatt zur Anfertigung von digitalen Reproduktionen. Im 2. Obergeschoss befindet sich die Dienstwohnung des Haustechnikers.

Magazintrakt im Zentrum
Das Herzstück des Staatsarchivs bildet der fünfgeschossige Magazintrakt im Norden des Grundstücks, der eine Kapazität von 50 Regalkilometern bereitstellt. Von den Gebäudetrakten für Öffentlichkeit/Verwaltung und Archivtechnik aus ist es für die Mitarbeiter des Staatsarchivs über die Magistrale auf kurzem Wege zu erreichen. Eine besondere Herausforderung in der Planung des Magazins stellten die Anforderungen an Öffentlichkeit, Klima und Belichtung dar. Seine passive Klimatisierung sorgt für ein sich selbst stabilisierendes konstantes Raumklima. So werden Betriebskosten gering gehalten und ökologische Maßstäbe im Sinne der Nachhaltigkeit gesetzt. Um die Archivalien vor schädlichem Tages- und Sonnenlicht sowie Wärmeeinstrahlung zu schützen, wurde auf Fenster verzichtet und der Zugang über Schleusen gestaltet.

Transparenz durch Fenster- und Türsysteme von Schüco
Überall dort, wo im Gebäudeensemble des Zentralarchivs Transparenz und Lichteinfall erwünscht waren, kommt Systemtechnik von Schüco zum Einsatz. Außentüren sind mit dem System Schüco ADS 75.SI ausgeführt, für sämtliche Fenster in den Lochfassaden wählte man Schüco ASS 70.HI mit Sicherheitsverglasungen der Widerstandsklasse P4A. Die Pfosten-Riegel-Fassade des Empfangsbereichs ist mit Einsatzfenstern Schüco AWS 75 BS.HI und Einsatztüren Schüco ADS 75.SI ausgestattet. Die Systemprofile aller in der Fassade verwendeten Elemente wurde farblich harmonisiert durch die einheitliche Wahl des dunkelgrauen Farbtons RAL 7016. Innentüren sind überall dort, wo sie im Rahmen des Brandschutzkonzeptes die Funktionen der Brandabschnittsbildung und Fluchtwegsicherung übernehmen müssen, mit dem System Schüco Firestop T90 als transparente Feuerschutzabschlüsse ausgeführt. Fertigung und Montage aller Schüco Systembauteile wurde von der Kohlmeyer Fassadenbau-Handelsgesellschaft in Rotenburg übernommen.



Schüco – Systemlösungen für Fenster, Türen und Fassaden
Mit seinem weltweiten Netzwerk aus Partnern, Architekten, Planern und Investoren realisiert Schüco nachhaltige Gebäudehüllen, die im Einklang mit Natur und Technik den Menschen mit seinen Bedürfnissen in den Vordergrund stellen. Dabei werden höchste Ansprüche an Design, Komfort und Sicherheit erfüllt, gleichzeitig durch Energieeffizienz CO2-Emissionen reduziert und so die natürlichen Ressourcen geschont. Das Unternehmen mit seinen Geschäftsbereichen Metallbau und Kunststoff liefert zielgruppen-gerechte Produkte für Neubau und Modernisierung, die den individuellen Anforderungen der Nutzer in allen Klimazonen gerecht werden. Schüco ist mit 4.800 Mitarbeitern und 12.000 Partnerunternehmen in 78 Ländern aktiv und hat in 2013 einen Jahresumsatz von 1,5 Milliarden Euro erwirtschaftet. Weitere Informationen unter www.schueco.de



Bautafel
Projekttitel: Niedersächsisches Landesarchiv und Staatsarchiv der Freien und Hansestadt Hamburg, Stade
Bauherr: Staatliches Baumanagement Osnabrück-Emsland, Bad Iburg
Architekt: pbr Planungsbüro Rohling AG Architekten und Ingenieure, Osnabrück
Projektleitung: Martina Kormann
Außenanlagenplanung: Kuttner + Kahl Landschaftsarchitekten, Hamburg
Verarbeiter/Metallbauer: Kohlmeyer Fassadenbau-Handelsgesellschaft mbH, Rothenburg/Wümme
Fertigstellung: 2014

Schüco Produkte
Lochfassade mit Schüco ASS 70.HI, Widerstandsklasse P4A
Außentüren Schüco ADS 75.SI
Einsatzfenster PR-Fassade Schüco AWS 75 BS.HI
Einsatztüren PR-Fassade: Schüco ADS 75.SI
Feuerschutzabschlüsse Schüco Firestop T90