SIEGENIA – eine Siegerländer Marke feiert 100. Geburtstag (04/02/2014 07:00:00 AM)

1914 legt Wilhelm Jäger mit der Gründung des Press- und Stanzwerks in Kaan-Marienborn das Fundament für das international erfolgreiche Unternehmen SIEGENIA. Heute gehört es zu den führenden Herstellern von Fenster- und Türbeschlägen sowie Lüftungs- und Gebäudetechnik. Geführt wird das Familienunternehmen, das mittlerweile seinen Hauptsitz in Wilnsdorf-Niederdielfen hat, in der vierten Generation durch Wieland Frank.

In Kaan-Marienborn fängt alles an
Am 6. April 1914 – kurz vor Ausbruch des ersten Weltkrieges – gründet Wilhelm Jäger das „Press- und Stanzwerk Kaan-Marienborn“. Er beabsichtigt, Kesselböden für die Siegerländer Kesselfabriken herzustellen, muss aber zunächst die Fertigung auf Rüstungsmaterial umstellen. Nach Kriegsende tritt Schwiegersohn Adolf Frank als Geschäftsführer in das junge Unternehmen ein, das sich nun JÄGER, FRANK und Co. GmbH nennt. Man beginnt nun, erfolgreich Möbelbeschläge herzustellen. Erfahrungen auf diesem Gebiet hatte der junge Adolf Frank durch seine Ausbildung in der Möbelbeschlagindustrie im In- und Ausland gesammelt. Die 20er und 30er Jahre sind vom wirtschaftlichen Aufschwung, aber auch von Rückschlägen geprägt, und es erweist sich als richtige Entscheidung von Adolf Frank, der seit 1937 alleiniger geschäftsführender Gesellschafter der in eine Kommanditgesellschaft umgewandelten Jäger-Frank KG ist, die Fertigung Zug um Zug auf das Gebiet moderner Fenster-Lüftungsbeschläge umzustellen.

Aufstieg zum Beschlagspezialisten
Gemeinsam mit seinem 1945 aus dem Krieg heimgekehrten Sohn Gerhard Frank gelingt es Adolf Frank, das im Krieg stark zerstörte Unternehmen wiederaufzubauen. Für den 1952 im Alter von 92 Jahren verstorbenen Unternehmensgründer Wilhelm Jäger war es eine besondere Freude zu sehen, wie sich das Werk trotz aller Schwierigkeiten der Nachkriegszeit schnell positiv entwickelte. Mit Innovationsgeist, Weltoffenheit und Beharrlichkeit formt Gerhard Frank unter den erfahrenen Augen seines Vaters Adolf Frank den kleinen Familienbetrieb in ein internationales Unternehmen. Die Expansion ist eng mit dem „Wirtschaftswunder“ der Bundesrepublik verbunden und basiert vor allem auf dem Produktprogramm der Fensterlüftungsbeschläge, die unter dem Namen SIEGENIA im In- und Ausland vertrieben werden. Der erste rechts/links verwendbare Dreh-Kipp-Beschlag erobert 1954 den Markt und verschafft dem Unternehmen einen deutlichen Wettbewerbsvorteil. Nur ein Jahr später folgt der erste verdeckt liegende Dreh-Kipp-Beschlag, der damit zeitgemäßen architektonischen Anforderungen gerecht wird.

Die Geburtsstunde der Marke SIEGENIA
1955 gilt als das offizielle Geburtsjahr für die Marke SIEGENIA. Der Name – schon seit Kriegsende genutzt – wird beim Deutschen Patentamt als Warenzeichen eingetragen. In den Folgejahren wächst das Unternehmen rasant: 1962 wird ein neues Verwaltungsgebäude in der Eisenhüttenstraße bezogen. Die JÄGER-FRANK KG beschäftigt über 200 Mitarbeiter. 1964 erhält Gerhard Frank – im Todesjahr seines Vaters – für seine zahlreichen Erfindungen die Dieselmedaille in Gold. Zwei Jahre später wird es in der Eisenhüttenstraße in Kaan-Marienborn bereits zu eng. Im Industriegebiet Wilnsdorf-Niederdielfen ziehen in den ersten dort 1967 fertig gestellten Hallenkomplex die neuen Produktionsanlagen, eine moderne Galvanik und Teile der Verwaltung ein. SIEGENIA ist mittlerweile als Marke so bekannt, dass Gerhard Frank sein Unternehmen 1970 in SIEGENIA-FRANK KG umfirmiert. Für seine unternehmerischen Leistungen erhält er im selben Jahr das Bundesverdienstkreuz am Bande.

SIEGENIA-Beschläge erobern die Welt
Mit der Entwicklung des inzwischen weit über 250 Millionen Mal verkauften Dreh-Kipp-Beschlages FAVORIT gibt SIEGENIA dem modernen Fensterbau Anfang der siebziger Jahre entscheidende Verarbeitungsvorteile. Erstmalig bringt SIEGENIA einen Dreh-Kipp-Beschlag auf den Markt, den der Fensterhersteller mit wenigen einfach zu koppelnden Beschlagteilen und nur zwei Ablängschnitten montieren kann. Das Fenster kann mit einer Hand in Dreh- oder Kippstellung gebracht werden.

1973 präsentiert SIEGENIA das „Trial-Getriebe“ und setzt damit neue Maßstäbe in der Fensterfertigung: Erstmals kann die Aufnahmetasche für den Schlosskasten des Getriebes mit einem einfachen Bohrvorgang erzeugt und muss nicht mehr zeitaufwändig in den Falz gefräst werden. Sowohl das Bauteilkonzept als auch die Getriebebohrung sind heute allgemeiner Standard bei Dreh-Kipp-Beschlägen.

Tausende Beschläge verlassen täglich das neue Werk II in Niederdielfen und bald schon werden zusätzliche Produktionshallen erforderlich. Zug um Zug werden bis 1984 die Fertigungshallen in Niederdielfen erweitert. Die beiden Ölkrisen 1973 und 1979 unterbrechen das Wachstum des Unternehmens nur kurz.

Anfang der achtziger Jahre wird das Produktprogramm um Hebe-Schiebe-Beschläge für großflächige Schiebefenster und -türen und Schalldämmlüfter erweitert. 1984 beschäftigt das Unternehmen 700 Mitarbeiter, verfügt über einen Exportanteil von mehr als 20 % und Niederlassungen in Österreich, Frankreich und der Schweiz.

Generationswechsel bei SIEGENIA
Der Wechsel von der dritten auf die vierte Generation im Jahr 1988 erfolgt unplanmäßig, denn Gerhard Frank verstirbt im Oktober des Jahres nach dreijähriger schwerer Krankheit im Alter von 68 Jahren. Sein Sohn, Wieland Frank, übernimmt mit 29 Jahren das „Zepter“ im Familienunternehmen als geschäftsführender und persönlich haftender Gesellschafter. Im Gefolge der politischen Umwälzungen in Deutschland und Osteuropa nach dem Mauerfall 1989 verstärkt das Unternehmen die Expansion ins europäische Ausland sowie in die Märkte im nahen, mittleren und fernen Osten. Elf Vertriebsniederlassungen entstehen neu und die vorhandenen drei werden ausgebaut.

Weitere Branchenstandards im Sinne einer rationellen Fensterfertigung setzt das Familienunternehmen 1989 mit der Einführung des ersten klemmbaren Dreh-Kipp-Beschlags für Aluminiumprofile und 1994 mit der Doppeltopfbohrung für Eck- und Scherenlager in Holzfenstern. Diese Bohrung – bereits in der Kantel eingebracht - erleichtert die Lackierung und vereinfacht die Positionierung der Drehpunktbauteile sowie deren Verschraubung.

Mit dem Umzug der Hauptverwaltung von Kaan-Marienborn in das neue Gebäude in Wilnsdorf-Niederdielfen findet die Zusammenführung von Verwaltung und Produktion in Niederdielfen, dem heutigen Stammsitz, statt. Die zeitlos moderne, außergewöhnliche Architektur des Neubaus wird vom Bund Deutscher Architekten 1997 ausgezeichnet.

Expansion und Globalisierung
Mit dem Erwerb der AUBI Baubeschläge GmbH in Hermeskeil (Rheinland-Pfalz) erweitert Wieland Frank 1998 das Produkt- und Kundenportfolio und schafft damit weitere wichtige Voraussetzungen für das Wachstum des Unternehmens auf den internationalen Märkten. Aus dem Haus AUBI stammt eine weitere Entwicklung, die heute Branchenstandard ist. Der sogenannte „Flügelheber“, der den Fensterflügel auch dann zuverlässig anhebt, wenn Fenster sich nach dem Einbau im Laufe der Zeit durch das Eigengewicht absenken. Fünf Jahre nach dem Erwerb werden die AUBI Baubeschläge GmbH und die SIEGENIA-FRANK KG zur heutigen SIEGENIA-AUBI KG verschmolzen.

1999 stellt SIEGENIA mit dem ersten Parallel-Abstell-Fensterbeschlag (PAF) eine weitere Innovation vor. Der Fensterflügel kann zum Spaltlüften parallel zum Rahmen abgestellt werden und das Fenster ist auch in der Spaltlüftungsstellung mit Widerstandsklasse RC-2 einbruchhemmend.

Zwischen 2000 und 2004 eröffnet SIEGENIA Werke in China und Polen, um die rasch wachsenden Märkte in Asien und Osteuropa zu bedienen. Zeitgleich führt das Unternehmen wieder eine Innovation auf dem Markt ein, die den Fertigungsablauf bei der Fensterherstellung revolutioniert: Das Beschlagsystem TITAN iP ermöglicht es erstmals und sehr flexibel, Beschlagkomponenten vor dem Verschweißen oder Verleimen im Profilstäbe oder der Kantel zu montieren.

2004 ist auch das Gründungsjahr der SIEGENIA-AUBI Sicherheits-Service GmbH mit Sitz in Reinsfeld, die sich auf Produkte, Lösungen und Serviceleistungen rund um den nachträglichen Einbruchschutz bei bereits eingebauten Fenstern und die Fensterreparatur erfolgreich spezialisiert.

1914 gründet Wilhelm Jäger (2. v. r.) das "Press- und Stanzwerk Kaan-Marienborn".


Unter Adolf Frank wird die Fertigung in den 20er und 30er Jahren auf Fenster-Lüftungsbeschläge umgestellt.


Gerhard Frank (1920-1988) sorgt ab 1945 für ein rasantes Wachstum des Unternehmens.


In vierter Generation: Wieland Frank ist geschäftsführender und persönlich haftender Gesellschafter von SIEGENIA.


FAVORIT Prospekttitel 1972


Blick in die Fertigung von 1974


SIEGENIA-Hauptverwaltung am Stammsitz des Unternehmens in Wilnsdorf-Niederdielfen


2013: Moderne Fertigungsanlagen bestimmen heute das Bild in der Fertigung.
Zwei Jahre später übernimmt SIEGENIA mit der KFV Karl Fliether GmbH & Co. KG in Velbert den Marktführer in Deutschland für hochwertige Haustürbeschläge und Schließsysteme. Diese Akquisition rundet das Produktprogramm von SIEGENIA ab und macht das Unternehmen zu einem der führenden Anbieter ganzheitlicher Lösungen und Systeme für die Funktion von Fenstern und Türen und der dezentralen Belüftung von Räumen.

2008 ist das Jahr, in dem der SIEGENIA-KoPiBo (3D-KomfortPilzBolzen) im TITAN AF-Beschlagprogramm seinen Siegeszug antritt. Durch die selbstregulierende Höhenverstellung passt sich der KoPiBo immer optimal an Falzlufttoleranzen an und verringert so den Einstellaufwand erheblich. Fenstermonteure sind begeistert und der Fensternutzer schätzt den hohen Bedienkomfort des leichtgängigen Fensters.

Von der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise, die Ende 2008 besonders die internationalen Baumärkte in eine tiefe Rezession stürzte, war auch SIEGENIA betroffen. Mit konsequenter Neuausrichtung der Organisationsstruktur konnte die Anpassung an veränderte Marktbedingungen erfolgreich gestaltet werden. Heute ist jeder der vier deutschen Fertigungsstandorte für die Entwicklung und Produktion eines bestimmten Produktspektrums des breiten SIEGENIA-Produktprogramms verantwortlich, der Fertigungsstandort in Polen übernimmt die in Deutschland nicht mehr rentablen Handmontagearbeitsgänge und der Fertigungsstandort in der Nähe von Peking versorgt den chinesischen und asiatischen Markt. Aktuell sorgen mehr als 2.800 Mitarbeitende weltweit für die Entwicklung, die Herstellung und den Vertrieb der Produkte mit den Markenzeichen SI und KFV an Kunden in 80 Ländern der Welt.

Die vernetzte Welt als Markt der Zukunft
Neue Herausforderungen ergeben sich für SIEGENIA aus der immer stärker vernetzten Welt. SIEGENIA Produkte, wie beispielsweise ein motorisches Haustürschloss, ein motorischer Fenster- oder Schiebetürantrieb oder ein energieeffizientes, multifunktionales Lüftungsgerät, lassen sich in einem „intelligenten und vernetzten Haus“ vielfältig einsetzen und über das Smartphone oder Hausautomationssysteme ansteuern.

„Ideen und Leitgedanken meines Urgroßvaters, Großvaters und Vaters haben bis heute Bestand, aber nur Innovationen und stete konstruktive Veränderung sichern den Fortbestand unseres Unternehmens. Den 100. Geburtstag feiern zu können, ist dafür der beste Beweis und vor allem das Ergebnis der erfolgreichen Arbeit von sehr vielen Mitarbeitenden, heute und in den letzten hundert Jahren.“, betont Wieland Frank. Der Neubau eines modernen Ausstellungszentrums mit angeschlossenem Prüfzentrum am Stammsitz und bei KFV, der Bau einer hochmodernen Oberflächenveredelungs-Anlage in Niederdielfen, Investitionen in modernste Fertigungstechnologie und Produktentwicklungen sind Indiz für den dauerhaften Modernisierungsprozess des Unternehmens und ein klares Bekenntnis für die Produkte „Made by SIEGENIA“ und „Made by KFV“. Das Motto zum 100. Geburtstag „More drive than ever“ unterstreicht, dass sich die Unternehmensgruppe auch in Zukunft intensiv dafür einsetzt, Fenster und Türen wertvoll und frische Luft erlebbar zu machen.



Weitere Informationen:
SIEGENIA GRUPPE
Industriestraße 1 - 3
D - 57234 Wilnsdorf
www.siegenia.com