Baukultur als Bildungsauftrag: (07/31/2013 07:00:00 AM)

Die Architektenkammer Baden-Württemberg, der Schwäbische Heimatbund, der Landesverein Badische Heimat und die Denkmalstiftung Baden-Württemberg appellieren in einem heute (30. Juli 2013) veröffentlichten gemeinsamen Memorandum, die Bereiche Architektur, Denkmalschutz und Baukultur angemessen in den Bildungsplänen des Landes zu verankern. Darüber hinaus regen sie an, diese Themen in der Lehrerausbildung verstärkt zu berücksichtigen sowie eine Institution ähnlich der bayrischen Landesarbeitsgemeinschaft Architektur und Schule auch bei uns ins Leben zu rufen. Kultusminister Andreas Stoch (SPD) hat den Forderungskatalog persönlich entgegengenommen. Außerdem ging das Memorandum an die Fraktionsvorsitzenden und die Mitglieder des Ausschusses für Kultus, Jugend und Sport aller im badenwürttembergischen Landtag vertretenen Parteien.

Das Papier soll diejenigen Impulse, die namhafte Bildungsexperten beim 9. Schwäbischen Städte-Tag in Nagold gesetzt haben, an die bildungspolitischen Entscheidungsträger des Landes weitergeben. Nach Auffassung der Unterzeichner gehört die Baukultur – so wie Musik, Malerei und Literatur – zum unabdingbaren Teil unserer kulturellen Bildung. Das Wissen um unsere gebaute Umwelt vermittelt den Zugang nicht nur zu Heimat und Geschichte, sondern auch zu Kunst, Technik, Naturwissenschaft und Wirtschaft. Baukultur, die tagtäglich ohne Schranken zu sehen und zu erleben ist, kann Schüler generell für Bildung motivieren. Das Thema eignet sich auch hervorragend für die Ganztagesschulen. Die vier Unterzeichner-Verbände regen an, bei der derzeitigen Überarbeitung der Bildungspläne verstärkt baukulturelle Themen zu berücksichtigen. Sie lassen sich modular gleichermaßen in die MINT-Fächer wie in Deutsch, Geschichte oder Bildende Kunst integrieren. Ein neues Schulfach ist somit nicht nötig.

In ihrem Positionspapier betonen die Verfasser die identitätsstiftende Wirkung, wenn junge Menschen in der Lage sind, die architektonische Substanz ihres Wohnorts zu interpretieren. „Wer die baulichen Zeugen seiner Heimat kennt, fühlt sich ihr verbunden“, führte der Vorsitzende des Schwäbischen Heimatbundes, Fritz-Eberhard Griesinger, bei der Vorstellung des Papiers aus. Carmen Mundorff, Pressesprecherin der Architektenkammer Baden-Württemberg, lenkte den Blick auf die Bauherren von morgen: „Menschen, die in jungen Jahren ein grundlegendes Verständnis für Raum- und Gestaltungsqualitäten entwickelt haben, verfügen über gute Voraussetzungen, sich später konstruktiv an der Schaffung eines lebenswerten architektonischen Umfelds zu beteiligen.“ Für Rainer Prewo, Vorsitzender der Denkmalstiftung Baden-Württemberg, „ist es an der Zeit, dass Bildungspolitik und Schulen von der Bedeutung der Baukultur angemessen Notiz nehmen“. Albrecht Rittmann, der Vorsitzende des Ausschusses für Städtebau und Denkmalpflege des Schwäbischen Heimatbundes, wies darauf hin, „dass die Bürger in der Lage sein müssen, Architektur zu entziffern und differenziert zu reflektieren. Nur wer Wissen hat, kann am kritischen Diskurs teilnehmen.“

Rückfragen bitte an:

 Carmen Mundorff, Pressesprecherin der Architektenkammer Baden-Württemberg,
mundorff@akbw.de, Telefon 0175-2470109
 Dr. Albrecht Rittmann, Vorsitzender des Ausschusses für Städtebau und Denkmalpflege,
Schwäbischer Heimatbund, buero.dr.rittmann@t-online.de, Telefon 0711-8385605