Roher Stein auf filigranem Glas (04/09/2013 07:00:00 AM)

Digital bedruckte Gläser im Neubau der Folkwang-Bibliothek Essen

Die Folkwang Universität der Künste verfügt über einen der größten musikwissenschaftlichen Bestände bundesweit. Im September 2012 wurden die bisher verstreuten Bestände in einem Neubau nach einem Entwurf des Architekten Max Dudler auf dem historischen Campus der Folkwang-Hochschule in Essen-Werden zusammengefasst. Zum Schutz der Bücher vor zu starker Lichteinstrahlung wurde eine außergewöhnliche Lösung entwickelt: Digital bedruckte Gläser in Steinoptik hüllen die gesamte Fassade ein. Die CLIMAplusSECURIT-Partner Trienes und Thermoglas fertigten dafür 600 Scheiben mit unterschiedlichen Motiven.

Rund 190.000 Noten, Bild- und Tonträger, Bücher und sonstige Medien umfasst die Sammlung der Folkwang Universität der Künste. Diese waren bislang in verschiedenen Archiven und Bibliotheken der Hochschulen von Essen, Bochum und Duisburg verstreut. Nun werden die musikwissenschaftlichen Bestände in einem Neubau auf dem historischen Campus der Folkwang-Hochschule in Essen-Werden zusammengefasst. Das Gebäude in Essen, das im September 2012 eröffnet wurde, ist eine kleine Fachbibliothek mit etwa tausend Quadratmetern Nutzfläche. Architekt ist Max Dudler. Und wie bei seinen anderen Bibliotheksbauten in Berlin und Münster hat Dudler auch in Essen mit einer strengen Form gearbeitet. Dudler spricht gern von einer Renaissance des Bibliotheksbaus als öffentlichem Ort. „Bücher brauchen Öffentlichkeit, darum brauchen sie Bibliotheken", sagt er.

Der Bau, ein etwa 32 Meter langer und 13 Meter hoher Kubus, nimmt das lange frei gebliebene Randstück des Ehrenhofs der ehemaligen barocken Abtei ein. Er schließt also eine Lücke und zeigt sich durchaus als ebenbürtiger Partner des Bestands – passend sowohl zum hellen steinernen Verwaltungsbau gleich nebenan wie zum gegenüberliegenden sogenannten Preußenflügel. Doch Blickfang sind nicht in erster Linie die wohlproportionierten Maße dieses Neubaus, sondern es ist die Fassade: Sie mutet an wie ein auffallend gemustertes steinernes Kleid, ist jedoch aus Glas. Und dies aus gutem Grund: Ein besonders sensibles und auch anspruchsvolles Thema bei Bibliotheksbauten ist das Licht. Sowohl die Leser als auch die Bücher benötigen zwar Licht, vertragen aber gleichzeitig keine intensive Strahlung. Für Max Dudler war dieser Zusammenhang ein zentraler Ausgangspunkt der architektonischen Lösung für den Neubau auf dem barocken Campus: Die Isolierglaseinheit einer konventionellen Pfosten-Riegel-Fassade erhält innenseitig einen mehrfarbigen Digitaldruck. Verwendet wurden dafür großformatige Nahaufnahmen eines Steinbruchs, die den unbehauenen Stein im Maßstab 1:1 zeigen. Die wechselnden Aufnahmen des Steins verleihen der Fassade Bewegtheit und räumliche Tiefe. Die Transluzenz des Baukörpers bricht die Grenzen von Innen und Außen auf. Die Gestaltung der Fassade wurde von den CLIMAplusSECURIT-Partnern Glas Trienes und Thermoglas Niederrhein in Zusammenarbeit mit dem Berliner Büro der Architekten, der WIGGER Fenster und Fassaden GmbH und dem Fotografen Stefan Müller entwickelt.

Für die Gesamtkomposition der Fassade wurden in Anlehnung an die elementare Bedeutung der Zahl Zwölf in der Musik zwölf Motive aus insgesamt 600 Scheiben verschiedener Formate zu einer Gesamtkomposition zusammengefügt. Die Fassadengläser wurden in enger Zusammenarbeit von Glas Trienes, Thermoglas Niederrhein und der Colora Druck GmbH gefertigt. „Eine knifflige Aufgabe, da jedes der 12 Motive nochmals in 15 verschiedene Ausschnittsgrößen separiert wurde und wir somit letztlich 180 verschiedene Motive hatten“ erläutert Knut-Ulrich Röttger, Geschäftsführer der Thermoglas Niederrhein GmbH. Gedruckt wurden die Motive auf das extra-klare Glas SGG DIAMANT, das sich durch hohe Transparenz und eine sehr schwache Eigenfarbe auszeichnet und so die optimale Wiedergabe der Farben und Kontraste ermöglicht.
 









Fotos: Olaf Rohl, ©CLIMAplusSECURIT-Partner
Eine weitere Herausforderung stellte der Aufbau der verschiedenen Gläser dar. Drei unterschiedliche Glasaufbauten waren nötig, um die geforderten energetischen Werte an der jeweiligen Fassade zu erreichen. An der Südfassade wurde Sonnenschutz-Isolierglas SGG COOL-LITE SKN 054 II und in der hinterlüfteten Kaltfassade Verbundsicherheitsglas verwendet, jeweils aus zwei Scheiben teilvorgespanntem SGG DIAMANT. An den anderen Fassadenseiten kam Wärmedämmglas SGG CLIMAPLUS ULTRA N II auf SGG DIAMANT als Einscheibensicherheitsglas SECURIT-H zum Einsatz. Da es sich bei allen Fassadengläsern um Sonderaufbauten handelt, wurden diese vom Institut für Fenstertechnik (ift) in Rosenheim im Hinblick auf die g-Werte sowie weitere technische Anforderungen geprüft.

Digitaldruck auf Glas hat den Vorteil, dass so eine beidseitige Ansicht der Motive möglich ist und die Wiedergabe dabei sowohl aus der Fernsicht als auch im Nahbereich überzeugt. Bei diesem Spezialverfahren werden UV-härtende Tinten wie bei einer Emaillierung mit einem UV-Brenner auf der Oberfläche fixiert. Für die Farbwiedergabe stehen sechs Druckfarben und zusätzlich die Farbe Weiß zur Verfügung. Eine Prüfung durch das ift bestätigte die Druckqualität: Nach 2.000 Stunden UV-Licht Bestrahlung konnten keine sichtbaren Veränderungen der aufgedruckten Steinmotive festgestellt werden.
Mit dem Bibliotheksneubau ist der Campus der Folkwang Universität der Künste um ein Gebäude reicher, das sich mit seinen klaren Linien und seiner lebhaften Fassade gleichzeitig extrovertiert und harmonisch ins Stadtbild einpasst – und dessen Besichtigung sich lohnt.


Glasaufbauten:

300 Stück 55.2 aus 2 x SGG DIAMANT TVG mit Digitaldruck
(Mono) Kaltfassade
 
150 Stück als SGG COOL-LITE SKN 054 II 8 mm SECURIT-H
55.2 wie vor (Außenscheibe) Druck zum SZR
16 mm Swisspacer V
 
150 Stück als SGG CLIMAPLUS ULTRA N II 8 mm
auf SGG DIAMANT SECURIT-H
55.2 wie vor (Außenscheibe) Druck zum SZR
16 mm Swisspacer V


CLIMAplusSECURIT-Partner
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