Hans-Böckler-Haus, Düsseldorf (06/22/2012 07:00:00 AM)

Nicht alltäglich – eine Fassadenmodernisierung bei laufendem Betrieb

Um 250 Mitarbeiter nicht umquartieren zu müssen und dennoch die Fassade architektonisch und vor allem energetisch auf heutigen Standard zu bringen, zogen Architekt Udo Sadowski vom Architekturbüro SADOWSKI & LEIBODA und Christian Anders, Geschäftsführer von anders metallbau GmbH, bei der Modernisierung des Hans-Böckler-Haus in Düsseldorf alle Register: Neben dem technischen Know-How waren vor allem eine ausgefeilte Logistik beim Bauablauf und ein hohes Maß an Organisationstalent aller Beteiligten für die erfolgreiche Sanierung der Fassade des zehngeschossigen Gebäudes entscheidend. Durch den Einbau der Schüco Modernisierungs-fassade ERC 50 konnten auch alle im Vorfeld gesetzten Ziele der Fassadensanierung – architektonische Aufwertung, energetische Optimierung und Erhöhung des Nutzerkomforts – im Rahmen des festgelegten Kosten- und Terminplans erreichen werden.

Logistik und Bauablauf als Herausforderung
Eine Fassadenmodernisierung bei laufendem Gebäudebetrieb ist nicht die Regel – zu groß sind im Allgemeinen die Belästigungen durch Lärm und Schmutz, zu hoch der Aufwand an Arbeitsvorbereitung und Planung. Beim Hans-Böckler-Haus in Düsseldorf ließ sich der Bauherr vom Architekten Udo Sadowski dennoch vom Gegenteil überzeugen.

Der Architekt U. Sadowski beschreibt die Situation: „Das Gebäude hat für den DGB einen besonderen Stellenwert. Bis zum Umzug nach Berlin war das Gebäude in der Hans-Böckler-Str. die Zentrale des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Eine Vorgabe der Sanierung war daher, die bauphysikalischen und funktionalen Defizite der Bestandsfassade zu beseitigen, jedoch den Charakter des Gebäudes beizubehalten, um der besonderen Historie des Objekts gerecht zu werden. Weiterhin war die Grundvoraussetzung zur Durchführung der Maßnahme, die Nutzer im Gebäude während der Sanierung so wenig wie möglich zu beeinträchtigen. “

Durch die innerstädtische Lage des Hans-Böckler-Hauses war es bereits im Vorfeld der Bauarbeiten zwingend nötig, ein gut durchdachtes Konzept für Baustelleneinrichtung, Feuerwehrzufahrten sowie Lager- und Arbeitsplätze aufzustellen. Auch die Logistikplanung hinsichtlich Materialanlieferungen und Abtransport demontierter Fassadenelemente war elementarer Bestandteil des Gesamtkonzeptes. So wurden beispielsweise die schwarzen Granitplatten der Brüstung nach einer sorgsamen Demontage direkt auf dem Grundstück aufgearbeitet und gereinigt, die überarbeiteten Platten zum Großteil später wieder eingebaut. Gemeinsam mit der Metallbaufirma Anders, die bereits vielfältige Erfahrungen mit Fassadensanierungen vorweisen konnte, erstellte der Architekt Udo Sadowski daher bereits frühzeitig einen mit allen Beteiligten abgestimmten, detaillierten Werk- und Montageplan, der alle Aspekte und Anforderungen aus der Ablaufplanung berücksichtigte.

Optisch und energetisch sanierungsbedürftiger Bestand
Das Hans-Böckler-Haus in Düsseldorf war im Jahr 1968 als Stahlbeton-Skelettbau mit Fertigteilbrüstungen errichtet worden. Während die Innenräume zwischenzeitlich renoviert und in gutem Zustand waren, entschied man sich 2010 für die Modernisierung der im typischen Stil der 70er Jahre gestalteten Fassade, um das Gebäude auch für die nächsten Jahre zukunftssicher und zeitgemäß zu gestalten. Besonders im Bereich des sommerlichen Wärmeschutzes wies das Gebäude Defizite auf. Der Energieverbrauch lag weit über dem heutigen Standard. Die an der Südseite installierten Raffstores an den durchgängigen Fensterbändern waren zum Teil nicht mehr funktionsfähig und somit wirkungslos. Die Brüstungselemente waren gänzlich ungedämmt, der U-Wert der Aluminium-Fensterbänder lag bei ca. 3,0 W/m2K, der g-Wert bei ca. 70 %.

Die Modernisierungsmaßnahmen, die aufgrund des niedrigen Komforts sowie der gestiegenen Anforderungen an sommerlichen und winterlichen Wärmeschutz dringend nötig waren, sollten zudem in einer möglichst kurzen Bauzeit umgesetzt werden.
 
 

Mit Schüco ERC 50 modernisierte Südfassade des Hans-Böckler-Hauses in Düsseldorf. 


Das Hans-Böckler-Haus in Düsseldorf:
Nach Modernisierung mit Schüco ERC 50 energetisch und architektonisch wieder auf heutigem Stand.


Der wesentlich verbesserte Wärmeschutz durch die 140 mm dicke Dämmung hinter der Brüstung und die neuen hochdedämmten Aluminiumprofile der Schüco Modernisierungsfassade ERC 50 führten zur signifikanten Reduzierung des U-Wertes.

Bilder: Schüco International KG
Neue Fassade speziell für Modernisierungsprojekte: Einfache Montage, optimierte Bauzeit
Für die neue Fassade des Hans-Böckler-Hauses wurden verschiedene Systemvarianten untersucht. Die Entscheidung fiel in enger Abstimmung zwischen Architekt und Bauherr auf die speziell für Sanierungsprojekte entwickelte Modernisierungsfassade ERC 50 von Schüco. Ausschlaggebend war, dass das System durch seine Isolierverglasung und den integrierten Sonnenschutz zum einen energetisch höchst effizient ist und zum anderen auch durch seine sichere Montage überzeugt: Im ersten Schritt wurden die vorhandenen Natursteinplatten entfernt und die Bestandsbrüstungen, an denen im Nachgang die Befestigungskonsolen der neuen Fassade befestigt wurden, gesichert. Nach der Montage der Lisenen und der neuen Fensterelemente wurden die Aluminium-Elemente der Bestandsfassade Schritt für Schritt geschossweise von oben nach unten demontiert.

Erst wurden also die neuen Elemente vor der Bestandsbrüstung angebracht, im Anschluss die alten Fenster ausgebaut. Zuletzt folgten die Arbeiten an der Innenverkleidung, der Einbau des Sonnenschutzes und der Wiedereinbau der auf der Baustelle sorgfältig gesäuberten Natursteinplatten.

„Die Terminplanung der einzelnen Arbeiten und Abschnitte war sehr entscheidend für den Erfolg der Maßnahmen. Alle Abläufe wurden in enger Abstimmung mit Auftraggeber und Nutzer durchgeführt, die Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten war enorm konstruktiv. Das Fassadensystem ERC 50 ist durch seinen hohen Vorfertigungsgrad und der Vielzahl der Arbeiten, die von außen durchgeführt werden konnten, für eine Sanierung bei laufendem Betrieb entwickelt worden – die von uns geplanten Abläufe konnten weitestgehend wie vorgesehen umgesetzt werden,“ fasst Christian Anders, von der Metallbaufirma Anders, die Herausforderungen des Projekts zusammen.

Die Errichtung eines Gerüsts über das gesamte Gebäude erwies sich für den zügigen Ablauf der Montagearbeiten als notwendig; während der Bauzeit wurden für den Materialtransport in die oberen Geschosse sechs Gerüstaufzüge vorgehalten.
Den Nutzer im Blick – so wenig Belästigungen wie möglich
Um möglichst geringe Einschränkungen für den Bürobetrieb während der Sanierungsphase zu haben, wurden alle lärmintensiven Tätigkeiten außerhalb der Kernzeiten der Mitarbeiter durchgeführt. Dabei war es für den Bauablauf hilfreich, dass sich die Lärmbelästigungen durch Bohrarbeiten bei der Modernisierungsfassade ERC 50 auf die Montage der Wandkonsolen beschränken ließen. Die senkrechten Lisenen wurden später – geräusch- und staubreduziert - durch Verschraubungen angebracht. Die Mitarbeiter mussten ihre Büroräume auf den Flurbereichen, in welchen gerade die Montagearbeiten verrichtet wurden, für jeweils 2 Tage verlassen. In diesem Zeitraum konnten, neben der Demontage der alten und der Montag der neuen Fassadenelemente, zudem alle technischen Anschlussarbeiten an die Fassade im Innenbereich vorgenommen werden.

Wenig Maßnahmen, koordinierter Bauablauf
Da für die Sanierungsmaßnahmen nur ein eng begrenztes Budget zur Verfügung stand, waren die Bautätigkeiten schon im Vorfeld auf das Notwendige begrenzt worden. Der Innenausbau war auf Brüstungs- und Deckenanschlüsse sowie die Ergänzung von Trennwänden minimiert. Außer dem elektrischen Anschluss für den Sonnenschutz gab es im Rahmen der Fassadensanierung keinerlei Eingriffe in die vorhandene Haustechnik, das Gebäude war bereits im Frühjahr 2011 mit einer Umluftkühlanlage und Photovoltaikelementen auf den Flachdachbereichen ausgestattet worden. Hinsichtlich des Brandschutzes war lediglich die Abschottung der Brüstungen durch ein Stahlblech notwendig. Diese Reduktion der Maßnahmen führte zu einer geringen Anzahl der Gewerke. Es waren im Wesentlichen nur drei, die dank der mit dem Nutzer minutiös abgestimmten Ablauflaufplanung gut zu koordinieren waren. Ein entscheidender Vorteil der Modernisierungsfassade - der hohe Vorfertigungsgrad der Elemente – macht eine Baustelle gut planbar und sorgt für eine kurze Bauzeit. Die Fassadenmodernisierung des Hans-Böckler-Hauses, mit insgesamt mehr als 5.000 m2 Fassadenfläche, konnte in nur 5 Monaten fertiggestellt werden.

Alle Ziele der Fassadenmodernisierung erfolgreich umgesetzt
Die Modernisierung der Fassade hatte neben der architektonischen Aufwertung und der allgemeinen Gebäudeinstandhaltung eine hohe energetische Zielsetzung und sollte zudem den Nutzern einen deutlich erhöhten Komfort bieten. Das Hochhaus hat nach der Modernisierung ein modernes und zeitgemäßes Erscheinungsbild. Die Montage der alten, erneuerten Natursteinplatten – diesmal vor einer ausreichend dimensionierten Dämmplatte – und die Aufnahme der, den Gebäudecharakter prägenden, liegenden Fensterbänder ins neue Gestaltungskonzept, tragen aber stark dazu bei, dass das Hans-Böckler-Haus in seiner architektonischen Aussage erkennbar bleibt.

Architekt Udo Sadowski sagt über den Entwurf der Fassade: „Der Charakter des Gebäudes sollte erhalten bleiben. Unser Ziel war es, keine moderne Fassade zu errichten, sondern eine zeitlose.“

Um so mehr ist als Resultat der Modernisierung die spürbare Anhebung des Komforts für die Mitarbeiter hervorzuheben: Der wesentlich verbesserte Wärmeschutz durch die 140 mm dicke Dämmung hinter der Brüstung und die neuen hochgedämmten Aluminiumprofile der ERC 50 Fassade führten zu einer signifikanten Reduzierung des U-Wertes. Zugerscheinungen in den Büros entfallen. Der neu installierte Sonnenschutz an der Süd- und Nordseite der Fassade ermöglicht einen g-Wert von ca. 30 %, wobei die Arbeitsplätze nahezu blendfrei gehalten werden konnten. Der Sonnen- und Blendschutz ist bequem elektrisch bedienbar und kann bis zu einer Windstärke von 20 m/sek eingesetzt werden. Auch schallschutztechnisch schafft die neue Fassade den Nutzern eine spürbare Erleichterung: Der Schalldämmwert beträgt nach der Sanierung ca. 38 dB, gegenüber 28 dB der alten Fassade.

Nutzer und Bauherr ziehen ein positives Resümee: Alle vorgegebenen Ziele der Fassadenmodernisierung konnten erreicht werden: von der optischen Neugestaltung bis zu deutlich gesenktem Energieverbrauch und spürbar erhöhtem Nutzerkomfort. Kosten- und Terminpläne wurden eingehalten. Eine offensichtlich gelungene Fassadensanierung, die für alle Beteiligten eine gelungene Referenz darstellt.


Projektdaten
Projekt: Fassadenmodernisierung Hans-Böckler-Haus, Düsseldorf
Baujahr Bestandsfassade/-gebäude: ca. 1968
Architekt Bestand: Wunsch + Mollenhauer, Hamburg
Gesamtgeschossfläche (EG - 9. OG): 11.000 m2 (10 Vollgeschosse)
Geschossfläche pro Etage: ca. 1.100 m2
Gebäudehöhe: 35 m
Fassadenfläche Modernisierung gesamt (ohne Giebel mit Naturstein): 5.100 m2
Fertigstellung Modernisierungsarbeiten Fassade: Frühjahr 2012


Projektbeteiligte
Eigentümer:
VTG Vermögensverwaltungs- und Treuhand-Gesellschaft des Deutschen Gewerkschaftsbundes mbH

Hauptnutzer (180 von ca. 250 Mitarbeitern):
Hans-Böckler-Stiftung

Planung Fassadensanierung:
Architekturbüro Sadowski + Lebioda

Metallbauarbeiten:
Anders Metallbau GmbH

Fassadentechnik:
Schüco International KG


Weitere Informationen unter www.schueco.de