Bis zum Jahr 2050 sollen alle Gebäude in Europa "klimaneutral" sein, (10/06/2011 07:00:00 AM)

Kunststofffenster - Baustein für den Klimaschutz

Bis zum Jahr 2050 sollen alle Gebäude in Europa "klimaneutral" sein, also den Energieverbrauch eines heutigen Passivhauses aufweisen. So sieht es die im letzten Jahr verabschiedete EU-Gebäuderichtlinie vor. In der Öffentlichkeit noch weitgehend unbekannt: Um dieses Ziel zu erreichen, müssten allein in Deutschland jährlich 18 Mrd. EUR in die energetische Sanierung investiert werden, wie das Prognos-Institut ermittelt hat – eine Summe, die von privaten Immobilienbesitzern kaum alleine getragen werden kann. Schon jetzt sind sie durch die strengen Vorschriften der EnEV und das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) stark belastet. Anlässlich des Prowindo – Branchenforum Kunststofffenster (28. – 29. September 2011 in Bonn) erfolgte daher ein dringender Appell der Branche an die Politik, mit der öffentlichen Förderung energetischer Sanierungsvorhaben endlich Ernst zu machen, um die EU-Vorgaben umzusetzen. Unterstützung erhielt das Anliegen von Bundesumweltminister Dr. Norbert Röttgen, der die Schirmherrschaft über die Veranstaltung übernahm. "Die Gebäudesanierung ist der Schlüssel zu mehr Energieeffizienz", so der Minister in seinem Grußwort. Er sprach sich darin für eine langfristige Verdoppelung der Sanierungsrate von 1 auf 2 Prozent sowie eine deutliche Steigerung der KfW-Förderung aus. Die Zielmarke 2050, verbunden mit der Reduzierung des Primärenergiebedarfs um 80 Prozent, sei sehr ehrgeizig, aber technisch machbar.

Die unter dem Motto "Fenster zur Zukunft" von gut 130 Teilnehmern aus dem In- und Ausland besuchte Konferenz stand im Zeichen der europaweiten Entwicklung des Kunststofffensters für die Anforderungen von Klimaschutz und Energieeffizienz im Rahmen einer neuen Energiepolitik. Systemhäuser und Fensterbauer sind, darin herrschte Einigkeit, wichtige Partner der Politik, wenn es um die Umsetzung von Energieeinsparkonzepten in Deutschland und Europa geht. Erstmals bündelten sich in Bonn die bisher getrennt laufenden Fachsymposien der Prowindo - Allianz für das Kunststofffenster und des Kunststoff-Zentrum (SKZ) Würzburg, Veranstalter des Internationalen Kunststofffensterkongresses, in einem gemeinsamen Branchenforum. SKZ-Geschäftsführer Prof. Dr. Ing. Martin Bastian würdigte in seiner Begrüßung, dass die Bundesregierung mit der beschlossenen Aufstockung der Fördermittel auf jährlich 1,5 Mrd EUR einen ersten Schritt nach vorne getan habe.

Das Kunststofffenster, so Andreas Hartleif, CEO der VEKA AG, Sendenhorst, und Präsident der European PVC Window Profiles and related Building Products Association (EPPA), Brüssel, sei heute ein "unverzichtbarer Baustein für die europaweite energetische Gebäudesanierung und damit für den Klimaschutz allgemein". Nicht ohne Grund hätten moderne Kunststofffenster in Europa mittlerweile einen Marktanteil von über 50 Prozent, in Deutschland von über 57 Prozent erreicht. Ohne dieses Produkt seien die im Gebäudebereich gesetzten Energiesparziele gar nicht zu erreichen. Er verwies darauf, dass etwa 80 Prozent aller Wohnungen bundesweit älter als 20 Jahre sind, 14 Prozent sogar aus der Zeit vor 1919 stammen. Im Gebäudebestand befänden sich immer noch etwa 25 Millionen Fenstereinheiten mit Einfachverglasung, ca. 312 Millionen Fenstereinheiten entsprächen nicht mehr modernen Energiesparanforderungen. Neben künftigen Marktchancen sprach Hartleif auch von aktuellen Aufgaben und Herausforderungen für die europäischen Fensterprofilhersteller. Diese reichen von einer immer noch schwachen Neubaukonjunktur über die Realisierung ehrgeiziger Umweltziele im Rahmen von VinylPlus bis hin zu den demografischen Entwicklungen in Europa und der Gefahr eines Nachwuchsmangels für die Branche. Hartleif forderte abschließend dazu auf, die gemeinsamen Anstrengungen für die Imageverbesserung des Kunststofffensters zu erhöhen. Es gehe nicht nur um Wirtschaftlichkeit und Langlebigkeit, sondern um ein Produkt, das mit den Begriffen Modernität, Lebensqualität, Umwelt und Nachhaltigkeit verbunden sein müsse.

Als Fachtagung für Kunststofffenster und Systemtechnik behandelte das Branchenforum in insgesamt 16 Einzelvorträgen neben den übergeordneten volkswirtschaftlichen und umweltpolitischen Aspekten schwerpunktmäßig eine ganze Reihe technischer Themen. Sie umfassten nahezu alle Bereiche und behandelten die neuesten Trends entlang der Wertschöpfungskette des Kunststofffensters vom Rohstoff, über PVC-Fensterprofile, Systemkomponenten, Gütesicherung, Einbau und Montage bis hin zu ökologischen Aufgabenstellungen im Rahmen von Recycling und Wiederverwertung sowie bei der Erarbeitung europaweiter Umweltprodukterklärungen (EPD).

Weitere Informationen: www.prowindo.de