VFF & BF: (09/14/2011 07:00:00 AM)

Verbände überarbeiten Studie "Mehr Energie sparen mit neuen Fenstern"
Seit 2005 geben der Verband Fenster + Fassade (VFF), Frankfurt, und der Bundesverband Flachglas (BF), Troisdorf, gemeinsam eine Studie zur Gebäudemodernisierung mit neuen Fenstern heraus. Unter dem Titel "Mehr Energie sparen mit neuen Fenstern" ist sie jetzt in komplett überarbeiteter Version erschienen.

Die 14 Druckseiten umfassende Studie beleuchtet zunächst den Fens­terbestand in Deutschland. Von insgesamt 581 Mio. Fenster-Einheiten (1 FE = 1,3 m x 1,3 m = 1,69 m²) sind danach noch 25 Mio. mit Einfachglas ausgestattet, 52 Mio. sind (energetisch nicht ertüchtigte) Verbund- und Kastenfenster, und 235 Mio. besitzen noch unbeschichtetes Isolierglas. Das Modernisierungspotenzial umfasst also gewaltige 312 Mio. FE; nur 257 Mio. FE sind mit Zweischeiben- und 12 Mio. FE mit Dreischeiben-Wärmedämmglas ausgestattet.

Die technischen Grundlagen zur Ermittlung des Einsparpotenzials durch Fenstertausch wurden gegenüber den Vorläuferstudien modernisiert. So wird jetzt von einer Gasheizung mit Brennwerttechnik ausgegangen; die Annahme eines bereits teilsanierten Gebäudebestandes schlägt sich in einem entsprechenden Gradtagszahlfaktor nieder. Eine weitere, wesentliche Änderung: Bei der Berechnung der Einsparung wurden jetzt nicht mehr nur die Wärmeverluste (U-Wert), sondern auch die solaren Ge­winne (g-Wert) einbezogen. "Da die Berücksichtigung dieser kostenlosen Energiegewinne ein zentrales politisches Anliegen unserer beiden Verbände ist, war diese Umstellung nur konsequent", sagt VFF-Geschäftsführer Ulrich Tschorn. "Weil Beschichtungen den g-Wert gegenüber alten, schlecht Wärme dämmenden Gläsern reduzieren, errechnen sich mit der neuen Methode allerdings etwas geringere Einsparungen. Mit insgesamt 7,2 Mrd. m³ Erdgas und 17,6 Mio. Tonnen CO2 pro Jahr ist das Potenzial des Fenstertausches in Deutschland trotzdem gewaltig", so Tschorn.

Schon frühere Versionen der Studie hatten Aussagen zur Wirtschaftlichkeit des Fenstertausches gemacht, damals noch in Form von Amortisationszeiten. Die aktuelle Neubearbeitung wählt eine andere Methode, die sich seit einem entsprechenden Bericht von Professor Wolfgang Feist für das Bauministerium 2007 durchgesetzt hat: Sie setzt die Kosten des neuen Fensters in Relation zur Energiemenge, die über seine Lebensdauer eingespart wird. Das Ergebnis: Durchschnittlich 0,045 Euro kostet es, eine kWh Energie durch ein modernes Fenster im Vergleich zu einem einfachverglasten Altfenster einzusparen. "Da die kWh Energie sowohl bei Erdgas- als auch bei Ölheizung schon heute etwa 0,070 Euro kostet, ist der Austausch eines Fensters mit Einfachglas gegen ein modernes Fenster mit Dreifach-Wärmedämmglas also sehr wirtschaftlich", erläutert der Geschäftsführer des BF, Jochen Grönegräs. "Zur Wirtschaftlichkeitsbewertung des Austausches von Verbund- und Kastenfenstern sowie solchen mit unbeschichtetem Isolierglas kommt es darauf an, welche Energiepreis-Steigerungen man für die nächsten Jahre annimmt. Bei üblichen Steigerungsraten ist auch dieser Tausch wirtschaftlich."

Eine weitere Neuerung der Studie: Es werden nicht mehr aus­schließlich die Vollkosten, sondern auch die Mehrkosten der energetischen Sa­nie­rung gegenüber einer "Sowieso-Maßnahme" zur Fenstersanierung wegen Funktionsstörung oder Verschleiß dargestellt. Das Ergebnis dieser Betrachtung könnte man kurz so zusammenfassen: Wenn sanieren, dann aber auch richtig! Denn es zeigt sich, dass es wirtschaftlich ist, gleich ein hochwertiges Fenster mit Dreifach-Wärmedämmglas zu nehmen statt des nach der aktuellen EnEV mindestens geforderten Fensters mit einem UW von 1,3 W/(m²K). Die Berechnungen wurden übrigens durchgeführt von Prof. Gerd Hauser (TU München) und Dr. Rolf-Michael Lüking (Uni Kassel).

Der Fenstertausch lohnt sich also, so das Ergebnis der Studie. Und schließlich besteht der Vorteil eines neuen Fensters ja nicht nur aus der Energieeinsparung, sondern auch aus weiteren Vorzügen, die die Studie nicht bewertet, sondern nur auflistet – wie mehr Behaglichkeit durch höhere Oberflächentemperaturen, mehr Bedienungskomfort, mehr Sicherheit oder bessere Schalldämmung, weniger Tauwasser, dichtere Fugen und damit weniger Zugluft.

"Wir werden die Studie, wie schon ihre Vorgängerversionen, nutzen, um vor allem unseren Ansprechpartnern in der Politik die ökologischen und ökonomischen Potenziale des Fenstertausches aufzuzeigen", haben Tschorn und Grönegräs vor. Da in einer dreiseitigen Tabelle auch Produktionszahlen von Fenstern seit 1971 detailliert nach Bauart (Rahmen, Verglasung, Warme Kante etc.) aufgelistet werden, ist die Studie darüber hinaus auch für jeden wertvoll, der ein bloß "statistisches" Interesse am Fenstermarkt hat.

Die Studie ist über die Geschäftsstellen von BF und VFF bzw. über die Internet-Seiten www.window.de und www.bundesverband-flachglas.de zu beziehen, sowohl in gedruckter als auch in Dateiform.

Weitere Informationen: Informationen zu Fenster + Fassade unter www.window.de und zum Thema Flachglas unter www.bundesverband-flachglas.de.