Schaltbares Glas für die Architektur der Zukunft (02/23/2011 07:00:00 AM)

Von klar bis dunkel:
Die Zukunft im Städtebau hat begonnen. Wo früher noch Einheitslook und "Schießscharten-Architektur" das Bild bestimmten, liegen heute großzügige Transparenz und moderne Optik klar im Trend. Deshalb bestimmen große Glasflächen zunehmend das Bild vieler öffentlicher Gebäude. Aber auch Gewerbebauten und Privathaushalte profitieren immer stärker von den Vorzügen natürlichen Lichts. Einziges Problem: Hohe Wärmelasten im Sommer erfordern entsprechende Verschattungssysteme wie Jalousien, den Einsatz von Sonnenschutzglas und eine oft kostspielige Klimatisierung. Einen einfacheren Weg geht das schaltbare Glas EControl. Per Knopfdruck, Sensor oder Bus-System schaltet das Glas in fünf Stufen von klar auf blau und reduziert so sowohl die Raumtemperatur als auch die Blendwirkung der Sonne.

Manfred Dittmar, bei dem Hersteller des Glases, der Plauener EControl-Glas GmbH, verantwortlich für den Vertrieb, ist sich sicher: "In fünf Jahren ist der Sprung in die Internationalisierung geschafft und das Glas spielt nicht nur in den Bereichen Energieeffizienz und Komfort eine Rolle, sondern auch bei der optischen Gestaltung moderner Funktionsfassaden."

So funktioniert EControl
Das Glas aus Plauen folgt einem einfachen Prinzip: In einem "Elektrochromen Prozess" wird auf einer physikalischen Beschichtung mittels Strom eine Farbveränderung ausgelöst. Nur drei Volt bzw. fünf Watt werden für den nur wenige Minuten dauernde Schaltvorgang benötigt. So reduziert sich der Sonnenlichteinfall um bis zu 88 Prozent. Die freie Sicht nach draußen bleibt dabei vollständig erhalten. Das schaltbare Glas stabilisiert das Raumklima und die Blendwirkung der Sonne wird reduziert. "Gleichzeitig wird der Schutz vor den gefährlichen UVA- und UVB-Strahlen erhöht und die Raumwärme verringert", erklärt Manfred Dittmar. Außerdem bewirke die blaue Farbe eine bessere Aufmerksamkeit beim Menschen und verhindere eine vorzeitige Ermüdung. Das Glas, das mit weit mehr als 20 Jahren genauso lange hält, wie moderne Wärmedämmverglasungen, kann in alle gängigen Rahmensysteme von Holz über Kunststoff und Aluminium bis hin zu Kombinationen aus diesen Werkstoffen integriert werden.
 
 

Dr. Dirk Jödicke führt die optischen Unterschiede im mit EControl ausgestatteten Besprechungsraum seiner Firma vor.
Foto: EControl-Glas/rpd



EControl taucht den Arbeitsplatz in ein angenehmes Blau.
Foto: EControl-Glas/rpd
Die Zukunft hat begonnen
Die Entwicklung bis zur Marktreife des schaltbaren Glases im Jahr 2007 hat rund 15 Jahre gedauert – jetzt ist das neuartige Glas auf dem besten Weg, die Zukunft der Glasarchitektur entscheidend mitzubestimmen. In fünf Stufen lässt sich das energieoptimierte Glas dimmen – von glasklar bis hin zu einem angenehmen blau. "Hier setzt unsere Forschungsarbeit an. Wir wollen den bisher darstellbaren angenehmen Blauton noch etwas dunkler hinbekommen. Gelingt uns das, ist das Glas nicht nur für sonnenintensive Gegenden in unseren Breiten verwendbar, sondern auch in extremen klimatischen Bedingungen, wie sie im Sommer teilweise bereits in Südeuropa herrschen", so Dittmar. Vorstellbar sei auch eine Vermarktung außerhalb Zentraleuropas. "Man denke dabei nur an die von starker Sonneneinstrahlung betroffenen Staaten des mittleren Ostens oder die heißen Gebiete auf dem amerikanischen Kontinent." Erste Aufträge, auch aus den USA, sind bereits eingegangen und werden in dem Plauener Werk abgewickelt.

Industrielle Produktion geht an den Start
Um weg zu kommen von kleinen Stückzahlen, hat das Plauener Unternehmen Zeit und Geld in die Industrialisierung der Glasproduktion gesteckt. "Jetzt sind wir in der Lage, just in time Aufträge anzunehmen und kurzfristig umzusetzen", erklärt Dr. Dirk Jödicke, verantwortlich für den Bereich Technik und Entwicklung. In Kürze kann das Unternehmen das Glas EControl auch in großen Formaten von 1,35 mal 3,30 Metern anbieten. "Damit wird energieoptimiertes Bauen im großen Stil Wirklichkeit. Das Haus der Zukunft erfordert intelligente Verglasungen, die sich an die Jahres- und sogar an die Tageszeit anpassen können", so Jödicke. Der Techniker hegt den Wunsch, dass das Glas eines Tages eine Allzweckwaffe gegen den Klimawandel darstellt: "Unser Ziel ist, dass das schaltbare Glas ein selbstverständliches Produkt für Jedermann wird, das in allen architektonischen Bereichen Verwendung findet." rpd