Technik, Innovationen, Ideen, Marketing, Politik: Viele Faktoren bestimmen den Erfolg! (10/21/2010 07:00:00 AM)

ProHolzfenster-Kongress gab eine Fülle an Anregungen
Holz – uralter Baustoff – ist so jung und so gefragt wie nie. "Langsam, aber stetig kommt diese positive Stimmung pro Holz auch der Holzfensterbranche zugute", meinte Eduard Appelhans, Vorsitzender des Bundesverbands ProHolzfenster e.V., beim 8. BPH-Kongress Mitte September im hessischen Kirchheim. So entwickle sich gerade der Holz-Alufenstermarkt auch im Norden Deutschlands in letzter Zeit erfreulich positiv. Gleichzeitig mahnte er, nicht stehenzubleiben, sondern weiterzudenken: Welche Innovationen, welche Rahmenbedingungen machen den Werkstoff Holz und die Fensterbaubetriebe stark für die Zukunft? Darum ging es beim Kongress, mit dem der Bundesverband eine "Hochsaison für Innovationen" anstoßen will.
Rund 130 Kongressteilnehmer waren nach Kirchheim gekommen – "trotz vollen Auftragsbüchern jetzt im Herbst", wie Eduard Appelhans anmerkte. Dies sei ein deutliches Anzeichen für das gewachsene Bewusstsein innerhalb der Holzfensterbranche und für den Willen, die eigenen Interessen zu vertreten. Volles Haus auch bei der in diesem Rahmen stattfindenden Mitgliederversammlung.

Klimaschutz und Nachhaltigkeit
Die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz werden künftig noch viel mehr als jetzt das Bauen beeinflussen. "Wir befinden uns inmitten eines umfangreichen globalen und regionalen Klimawandels mit erheblichen ökologischen, ökonomischen und sozialen Auswirkungen", legte Prof. Dr. Wolfgang Seiler vom Forschungszentrum Karlsruhe eindringlich dar. Eine Veränderung der durchschnittlichen Jahrestemperatur um plus 3 Grad Celsius, wie sie für das Jahr 2080 prognostiziert wird, bringt durchschnittliche Sommertemperaturen von 30 Grad und mehr. "Die Herausforderung fürs Bauen wird dann die Klimatisierung sein", ist Seiler überzeugt, "und die vordringliche Frage wird lauten: Wie gestalten wir unsere Fenster so, dass wir im Sommer möglichst wenig Sonnenenergie ins Haus lassen?"
Auch Dipl.-Ing. Dr. Rainer Greiff vom Darmstädter Institut Wohnen und Umwelt (IWU) glaubt, dass die Herausforderungen des Klimawandels die Innovationen im Fensterbau vorantreiben. Weniger CO2-Emissionen durch mehr Energieeffizienz: Dazu gehört die optimale Wärmedämmung am Haus, wobei allein die Fensterflächen erhebliches Einsparpotenzial besitzen. Der beste häusliche Energiestandard mit dem niedrigsten
 

Fordern mehr staatliche Unterstützung für Sanierung mit nachhaltigen Rohstoffen:
MdL Thorsten Warnecke, Eduard Appelhans, Prof. Dr. Wolfgang Seiler, Heinz Blumenstein, Rudi Walz (von links)


Rege Teilnahme trotz voller Auftragsbücher – darüber freuten sich auch die Fachaussteller, die den BPH-Kongress umrahmten.
Verbrauch – heute der Passivhausstandard – werde bald vom "Plus-Energie-Haus" überholt, bei dem mehr Energie erzeugt als verbraucht wird. Die verwendeten Materialien seien ein wichtiges Kriterium bei der Bewertung und Zertifizierung nachhaltiger Gebäude, die auf dem Immobilienmarkt immer mehr nachgefragt werde. "Holzfenster schneiden dabei gut ab", so Rainer Greiff.
Wenn es aber nicht nur um die Vermeidung von CO2-Emissionen, sondern um die direkte Reduzierung von CO2 geht, gibt es zum Werkstoff Holz keine Alternative: "Holz reduziert CO2, indem es dieses Treibhausgas der Atmosphäre entzieht und umwandelt", betonte Matthias Eisfeld vom Landesbeirat Holz NRW, der die CO2-Bank ins Leben gerufen hat. "Deshalb muss Holz überall da rein, wo andere Materialien CO2 produzieren!"

Staatliche Sanierungsprogramme
"Jeder Euro öffentliche Förderung generiert 5 Euro für den Staat – an Umsatzsteuer, Gewerbesteuer und beim Fenster natürlich auch die Energieeinsparung!" MdL Thorsten Warnecke bedauerte in seinem Grußwort zur Eröffnung deshalb besonders die Einstellung der bisherigen KfW-Förderung. Wie der Bundesverband fordert auch er: "Erst Fenster- und Wandsanierung fördern, dann die darauf angepasste neue Heizung." Auch Professor Wolfgang Seiler hält Sanierungsprogramme für unverzichtbar zur Erreichung der Klimaziele: "Der wichtigste Beitrag zum Klimaschutz ist die Sanierung im Bestand. Außerdem sind Sanierungsprogramme das beste Konjunkturprogramm!" Axel Papendieck von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), dem die undankbare Aufgabe der Erläuterung der künftigen Förderkriterien zukam, wies jedoch auf interessante Chancen hin: So gibt es im Programm "Altersgerecht umbauen" weiterhin sehr wohl zinsgünstige Kredite (unter 2 %) sowie Zuschussvarianten von 5 %. Darunter falle auch der Austausch von Fenstern, etwa wenn sie schwergängig sind oder wenn Oliven niedriger angebracht werden müssen.

Automation und Zusatzfunktionen
Auf besonders aufmerksame Ohren stieß Siegfried Eberle, Geschäftsführer der Eberle GmbH und Mitglied der digitalSTROM-Allianz. Elektronische Komponenten wie RFID und Digitalstrom werden unsere Produkte verändern – und Fensterherstellern helfen, ihre Geschäftsfelder zu erweitern. Wer Konsumentenwünsche wie mehr Komfort, mehr Energieeffizienz, mehr Sicherheit aufnimmt, dem eröffnen sich durch Automation neue Umsatzchancen. "Digitalstrom, der soeben weltweit auf den Markt kommt, wird diesen Bereich revolutionieren", ist Eberle überzeugt. Jedes elektrische Gerät ist damit von überall aus steuerbar: vom Smartphone aus, über den PC oder auch durch Schalter – und zwar ganz ohne zweite Verkabelung, ohne aufwändige Installation oder Montage. Mit einem Server für etwa 300 Euro könne man etwa 70.000 Geräte steuern. Die Zustandsüberwachung von Gebäuden wird damit denkbar einfach und Komponenten im Bauteil sind intelligent: Glas verdunkelt sich selbst; die Heizung wird heruntergefahren, sobald Fenster sich öffnen; Wintergartenbeschattungen steuern sich selbst… "Wenn Geräte untereinander kommunizieren, haben wir damit gleichzeitig das perfekte Energie-Managementsystem", erläuterte Siegfried Eberle.

Technik, Werkzeug und Produktion
Die Trends in der Fenstertechnik benannte Leopold Humer von der Firma Leitz: U-Werte klar unter 0,9, Drei-Scheiben-Isolierglas und Rahmendicken von 78 bis 80 mm. Für effizienzsteigernde Bearbeitungsverfahren bieten die Zulieferer interessante Lösungen. Die Einzelteilfertigung ist eine davon, sie führt zudem noch zu höherer Produktqualität. Warum wird sie nicht häufiger praktiziert? Das wollten fünf namhafte Unternehmen wissen und gründeten das "H-Net": das Holzfenster-Netzwerk für Einzelteilfertigungs-Technologien. Herr Böhner von Remmers stellte es vor.
In der Betriebsberatung sieht sich Dipl.-Ing. Rainer Kemner vom iBAT immer wieder drängenden Fragen ausgesetzt: Welches Fenster soll ich in Zukunft bauen? Fragen zu Rahmendicke, U-Werten, Holzarten und mehr tauchen da auf – und vor allem: Was erwarten meine Kunden künftig von mir und meinen Produkten? Hier will das soeben entstehende Handbuch "Vademecum Holzfensterbau" Begleitung und Ratgeber sein. Das iBAT erstellt dieses umfangreiche Kompendium zusammen mit Studenten speziell für handwerkliche Hersteller mit kleineren Stückzahlen.
In Sachen Holzarten konnte auch Bauphysiker Marcus Hermes Neues berichten. Nachdem sich die DIN EN ISO 10077-2 derzeit in der Überarbeitung befindet, werden ab 2012 voraussichtlich 42 Holzarten insgesamt vier Gruppen von Wärmeleitfähigkeit zugeordnet (bisher zwei Gruppen). "Eine Riesenverbeugung vor dem Holzfenster", sagt Hermes. Denn dadurch sei es nun mit nahezu allen Holzarten möglich, die geforderten U-Werte zu erreichen. Modifizierte Hölzer sind zwar in der Standardliste (noch) nicht vorgesehen, doch könne jeder selbstverständlich selbst seine Messwerte präsentieren.

Markt und Marketing
Vom "gesegneten Land" Österreich sprach Josef Scheuer, Bayerwald, jedenfalls was den Holzfenstermarkt angehe. Ein Wachstumsmarkt im Bereich Holz-/Holzalufenster, der sich nicht zuletzt auf eine jahrzehntelange stetige emotionale Werbe- und PR-Kampagne gründe. Hinzu kommt: "In Österreich hat das Bauteil Fenster grundsätzlich einen viel höheren Stellenwert als in Deutschland. Ein Fenster wird dort behandelt wie ein Möbelstück." Die Frage ist, was wir daraus für Deutschland lernen können. "Man muss das Rad ja nicht immer neu erfinden", meinte BPH-Geschäftsführer Heinz Blumenstein – und deshalb sei man auch bereits im Kontakt mit den österreichischen Partnern.
Klaus-Karl Kraus schließlich, Diplom-Betriebswirt, Marketingspezialist und Kabarettist (als solcher begeisterte er auch beim Abendprogramm), erläuterte auf höchst unterhaltsame Weise den Weg zum richtigen Marketing-Konzept. Das wichtigste dabei: "Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler." Und deshalb lautet die Empfehlung: "Sprechen Sie über Ihre Konzepte in erster Linie mit den Leuten, die es betrifft: mit Ihren Kunden und Ihren Mitarbeitern!"

Welcher Klotz darf’s sein?
Auf heitere Weise eröffneten Vorstandsmitglied Heinz Blumenstein und Exekutivratssprecher Rudi Walz den zweitägigen BPH-Kongress. "Postbote" Heinz Blumenstein lieferte sein Überraschungspaket an. Darin enthalten: die Bausteine für erfolgreiche Strategien im Holz-/Holzalufensterbau! Ob Klimaklotz, Technikklotz, Innovationsklotz oder Marketingklotz: "Auf diesem Kongress bieten Ihnen wir eine Fülle von Ideen und Anregungen – nehmen Sie sich ‚Ihren’ Klotz mit!"

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