Deutliches Plus für Fenster und Türen in 2010 – jedoch Rückgänge in 2011 möglich (10/13/2010 07:00:00 AM)

"Die Fenster und Türenbranche hat in 2010 deutlich von den Konjunkturpaketen und den KfW-Mitteln profitiert", so Stephan Schmidt, Geschäftsführer des Fachverbandes der Schloss- und Beschlagindustrie. Nach einem Plus von 3,3% in 2009 rechnet die Branche nach einer im Auftrag der vier führenden Branchenverbände für Fenster, Türen und Fassaden vom Marktforschungsinstitut Heinze durchgeführten Studie für 2010 mit einem Plus von 4,9%. Dieser Anstieg bedeutet eine Zunahme auf dann 12,6 Millionen Fenstereinheiten mit einer Fläche von über 21 Millionen Quadratmetern. Für das Jahr 2011 erwarten das Marktforschungsinstitut und die Branchenverbände mindestens einen leichten Rückgang um etwa 1,3%, nachdem die KfW-Mittel laut dem vorliegenden Energiekonzept der Bundesregierung erfreulicherweise doch wieder auf ca. 1 Milliarde Euro ausgeweitet werden sollen. Grund für den Rückgang sind die fehlenden öffentlichen Aufträge nach Auslaufen der Maßnahmen im Rahmen des Konjunkturpaketes II.

"Nach der ursprünglichen Kürzung der KfW-Gelder auf 435 Millionen Euro ist die erneute Aufstockung ein Schritt in die richtige Richtung und hilft der gesamten Bauwirtschaft", erklärt Ulrich Tschorn, Geschäftsführer des Verbandes Fenster + Fassade VFF: "Nur durch eine Verstetigung der Fördermittel können die CO2-Ziele der Bundesregierung überhaupt erreicht werden. Besonders dem Endverbraucher muss bewusst werden: "Neue Fenster sparen Geld!" Der VFF rechnet vor, dass bei einem Gesamtbestand von 560 Millionen Fenstern in Deutschland sich bei 12,6 Millionen neuen Fenstereinheiten eine Nutzungsdauer von rund 50 Jahren ergibt. Aus energetischer Sicht sind aufgrund der – besonders in den letzten Jahren – positive Entwicklungen unserer Produkte, Fenster von vor 1995 als veraltet anzusehen. Besonders die noch immer mit ca. 27 Millionen Fenstereinheiten vorhandenen einfachverglasten Fenster sind reine Umweltheizkörper.

Positiv merkt Tschorn an: "Der Trend zum höherwertigen Fenster ist klar erkennbar, es werden technisch anspruchsvollere Lösungen eingebaut. Das Wachstum beim Rahmenmaterial Holz von 3,0% darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass Holz relativ gesehen Marktanteile gegenüber anderen Rahmenmaterialien verloren hat. Holz-Metall-Rahmenkonstruktionen werden in 2010 sogar erstmals zweistellig – um 11,8 % – zunehmen." Die geringe Zunahme von Metallfenstern von 1,7% ist durch die Folgen der Wirtschaftskrise zu erklären, da diese Fenster vorrangig im gewerblichen Bereich und im Nichtwohnungsbau eingesetzt werden. Der befürchtete starke Rückgang ist jedoch ausgeblieben, dies ist auf die vielen Modernisierungen im Bereich von Schulen und anderen öffentlichen Gebäuden zurückzuführen.

"Das dominierende Fensterrahmenmaterial in Deutschland ist weiterhin Kunststoff. 7,2 Millionen verkaufte Fenstereinheiten stehen für einen Marktanteil von 56,8% in 2010. Wir verzeichnen damit erneut einen Anstieg des Marktanteils im Vergleich zum Vorjahr. Auch im europäischen Fenstermarkt sind Kunststofffenster unangefochtener Spitzenreiter. Diese positive Entwicklung wird sich auch in Zukunft fortsetzen", unterstreicht Ralf Olsen, Geschäftsführer des pro-K Industrieverbandes Halbzeuge und Konsumprodukte aus Kunststoff e.V.

Jochen Grönegräs, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Flachglas, sieht positive Entwicklungen im Glassektor: "Der Einsatz der 3-fach-Verglasung liegt schon bei 40%. Wir gehen davon aus, dass 3-fach-Wärmedämmglas sich innerhalb weniger Jahre zum Standardprodukt entwickeln wird." Grönegräs hofft, dass diese Entwicklungen auch zusätzliche Anreize für den Renovierungsbereich schaffen, da auch bereits mit einem Austausch der Verglasung – für einen Teil des Bestandes – erhebliche Einsparungen erreicht werden können. "Schließlich", so Grönegräs, "ist es bei aller Technik die Verglasung, die das Fenster ausmacht – und da gibt es anspruchsvolle Lösungen im Hinblick auf Energieeinsparung und Nutzung."
Der Absatz von Außentüren konnte sich ebenfalls deutlich um 5,9% verbessern, da hier auch energetische Sanierungen und Renovierungen das Marktgeschehen beleben. Bis Ende 2010 sehen die Experten hier ein Marktvolumen von rund 1,247 Millionen Außentüren. Die Heinze-Prognose erwartet in 2011 einen leichten Rückgang von 1,2%. Für Innentüren können die positiven Wachstumswerte aus 2010 nicht übernommen werden, da diese nicht von den die Gebäudehülle betreffenden Maßnahmen profitieren. Die Verbände gehen hier von einem unveränderten Markt aus.

Die Glas- und Fensterbranche warnt für die Zukunft davor, dass eine Kürzung der Fördermittel zur energetischen Sanierung das Marktgeschehen empfindlich treffen kann. "Leere Kassen", so sind sich die Verbandsgeschäftsführer einig, können nicht das Argument gegen energetische Sanierungen sein, da diese nicht nur die Wohnqualität steigern, sondern auch Geld sparen – welches an anderer Stelle wieder ausgegeben werden kann.

Die deutschen Hersteller von Fenstern, Fassaden und Haustüren beschäftigen rund 100.000 Mitarbeiter in 7.200 überwiegend kleinen und mittelgroßen Betrieben. Im Jahr 2009 erzielte die Branche insgesamt rund 8,8 Milliarden Euro Umsatz. Dazu kommen noch die Mitarbeiter und Umsätze der gesamten Zulieferindustrie.



Mehr Informationen:
Fachverband Schloss- und Beschlagindustrie e. V.
www.beschlagindustrie.de

Verband Fenster + Fassade e. V.
www.window.de

Bundesverband Flachglas e. V.
www.bundesverband-flachglas.de

pro-K Industrieverband Halbzeuge und Konsumprodukte aus Kunststoff e. V.
www.pro-kunststoff.de