Fazit Rosenheimer Tür- und Tortage 2010 (05/31/2010 07:00:00 AM)

Nachhaltigkeitszertifizierung stärkt Qualität und Innovationen
Mehr als 335 Experten der Tür- und Torbranche kamen am 20. und 21. Mai nach Rosenheim, um sich zu den wichtigsten Trends zu informieren. Der Institutsleiter des ift Rosenheim Ulrich Sieberath fasste die vielfältigen Informationen der 26 Referenten mit folgenden Worten zusammen: „Die Zertifizierung der Nachhaltigkeit von Gebäuden stärkt die Qualität, weil die Kosten beim Betrieb von Immobilien bewertet und monetarisiert werden. Damit wird die Fixierung auf die Errichtungskosten aufgelöst, und Produktqualität sowie Prozessinnovationen werden eine Renaissance erleben.“

Obwohl der Begriff Nachhaltigkeit von vielen Werbeleuten oft genug als Worthülse und grünes „Deckmäntelchen“ missbraucht wird, war den 335 Teilnehmern schnell klar, dass es hier um einen Megatrend geht, der in den nächsten Jahren jedes Produkt und jeden Prozess in der Bauwirtschaft beeinflussen wird. Nachhaltigkeitszertifikate sind zwar nicht gesetzlich vorgeschrieben, aber Bauherren, Behörden, Investoren und die Wohnungswirtschaft verlangen Nachweise (DGNB, LEED etc.), um die Investitionssicherheit, Wiederverkaufsfähigkeit und Energieeffizienz von neuen oder sanierten Gebäuden von neutraler Stelle bestätigt zu bekommen.

Ulrich Sieberath zeigte die konkreten Konsequenzen für die Branche auf. Die Energieeffizienz wird weiter der Treiber für Entwicklungen sein, aber die Fixierung auf den U-Wert wird geringer, und Prozessinnovationen werden an Bedeutung gewinnen, beispielsweise die Reduzierung der Lüftungsverluste durch Fensterlüfter, Lüftungstechnik oder geringere Lüftungsverluste durch intelligente Steuerungen von automatischen Türen und Schnelllauftoren. Dies hat sogar Auswirkungen auf Innentüren, die bei zentralen Lüftungssystemen entsprechende schalltechnisch und gestalterisch optimierte Überstromöffnungen benötigen.
 

Der Tagungsband der Rosenheimer Tür- und Tortage 2010 enthält umfassende Informationen
Der Zukunftsforscher Christian Hehenberger brachte es mit folgenden Worten noch dramatischer auf den Punkt „Die Bauwirtschaft und die Elektromobilität sind die Wachstumsmotoren der nächsten 10 Jahre, weil Menschen in nachhaltige Energiegewinnhäuser investieren, die gleichzeitig das Elektroauto mit Energie versorgen. Hersteller mit innovativen und ganzheitlichen Angeboten werden die Gewinner sein“. Dies bietet ausreichend Gestaltungsspielraum für Unternehmen, die bereit sind, Kunden nicht nur Bauprodukte und Gebäudetechnik, sondern auch die Schnittstellen zur Energiewirtschaft und E-Mobilität aus einer Hand anzubieten. Gerade im Sanierungsmarkt für die Erbengeneration 60+ bietet sich ein riesiges Potenzial, denn hier fehlt es immer noch an kundenfreundlichen Dienstleistungen, die Sanierungen aus einer Hand mit einem Minimum an Montagezeit, Baulärm und Verschmutzung anbieten.

Ministerialrat Hans-Dieter Hegner untermauerte diese Aussagen von Seiten des Bundesbauministeriums, denn dort wurden die Grundlagen für die DGNB-Zertifizierung (Deutsches Gütesiegel Nachhaltiges Bauen) erarbeitet, die auf einer eigenen Website beschrieben werden (www.nachhaltigesbauen.de). Mit einem umfangreichen Kriterienkatalog werden die möglichen Energie- und Kosteneinsparungen in der Nutzungsphase messbar, und deshalb werden innovative Produkte für Investoren attraktiver. Mit der Zielsetzung, alle neuen Bundesbauten mit dem DGNB Zertifikat in Silber auszuzeichnen, wird ein milliardenschwerer Bauherr den Baumarkt beeinflussen, denn schließlich vergibt der Bund jedes Jahr Aufträge von mehreren Milliarden Euro. Nach Aussage von Hans-Dieter Hegner bleibt Energiesparen der Motor der Entwicklung. Damit räumte er auch mit dem Missverständnis auf, dass mit der EnEV 2009 ein vorläufiger Schlusspunkt erreicht wurde, denn die verabschiedete europäische EPD (Energy Performance Directive) fordert ab 2019 Nullenergiehäuser. Deshalb wird auch mit der EnEV 2012 und den Förderrichtlinien der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) die Verschärfung der energetischen Anforderungen nach dem Grundsatz „Fördern und Fordern“ fortgesetzt. Der Focus richtet sich aber verstärkt auf ganzheitliche Energieeffizienzansätze mit Lüftungskonzepten, automatischen Bauteilen und die Nutzung solarer Gewinne und weniger auf eine reine Betrachtung des U-Wertes. Damit werden gleichzeitig auch Innovationen und die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Bauindustrie gesichert. Er schloss mit dem Credo „Nachhaltig bauen heißt enkelgerecht handeln“.

In den nachfolgenden sechs Themenblöcken wurden die Auswirkungen auf die Bereiche Normung, Technik und Markt von den Referenten detailliert beschrieben:

1. Außentüren (Produktnormen, Austauschregeln, Fragen und Antworten rund um die CE-Kennzeichnung)
2. Innentüren (Produktnorm EN 14351-2, Umweltverträglichkeit, VOC, Marktchancen in Europa)
3. Tore und Automation (Maschinenrichtlinie, bauphysikalische Anforderungen an automatische Türsysteme, Einsatz Steuerungstechnik, DIN EN 13849-1)
4. Brandschutz (Brandschutznorm DIN EN 16034, Anwendungsbereich, Anforderungen und Übertragungsregeln europäischer Anforderungen)
5. Beschläge und Sicherheit (Marktentwicklung, europäische Beschlags- und Einbruchnorm)
6. Aktuelles und Recht (Praxis EnEV, Komfort und Barrierefreiheit, Umgang mit verdeckten Mängeln)

Die angenehme Tagungsatmosphäre, der ift-Meeting-Point, ausreichende Besprechungsmöglichkeiten und der abwechslungsreiche Festabend in der historischen Festhalle Hohenaschau boten den Gästen genügend Raum für den Austausch mit den ift-Experten, den Referenten und Geschäftsfreunden.

Für alle, die die Rosenheimer Tür- und Tortage nicht persönlich besuchen konnten, kann der Tagungsband mit den freigegebenen Vortragsfolien in deutsch und englisch auf der ift-Website (www.ift-rosenheim.de) bezogen werden.



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