Glasfassade macht Heinsberger Kreissparkasse international einzigartig (08/19/2009 07:00:00 AM)

500m2 großes Glassegel fasziniert Bankbesucher
Weltweit erste Glasfassade mit biaxial gekrümmtem Seiltragwerk / Konstruktion seit einem Jahr im Einsatz bewährt / Durch Seilkrümmung sind faszinierende, dreidimensionale Formen möglich / Architektur korrespondiert mit neuem Service-Konzept

"Ein Lichtblick für Heinsberg" – unter dieses Motto hat die Kreissparkasse der Stadt zwischen Aachen und Mönchengladbach den Neubau ihrer Filiale gestellt. Der Doppelsinn der Aussage ist berechtigt. Denn neben erweiterten Beratungsmöglichkeiten ist vor allem die neue, helle Glasfassade ein Grund für den Besuch beim Geldinstitut. Die knapp 500 Quadratmeter große, auf Stahlseile gespannte Glaskonstruktion kommt
 
ohne schweres Befestigungsmaterial aus und ist das weltweit erste Beispiel einer Isolier-Glasfassade mit biaxialem Seiltragwerk – die Fassade wölbt sich nach innen und außen (der Fachbegriff für diese Form lautet "parabolischer Hyperboloid"). Die Konstruktion wurde im Juni 2008 fertig gestellt. Ein Jahr später fällt das erste Fazit von Architekt und Glasbauunternehmen äußerst positiv aus.

"Mein Konzept für den Neubau der Kreissparkasse war das eines antiken Finanz- und Handelsplatzes", erläutert Architekt
Michael Dörstelmann, der für die Gestaltung des Gebäudes verantwortlich zeichnet, seine Idee. "Im alten Griechenland zum Beispiel fand der Handel mit Geld direkt am Marktplatz statt, unter freiem Himmel. Mit meinem Plan wollte ich diesem Zustand so nahe wie möglich kommen". Da das deutsche Wetter dem Freiluft-Banking enge Grenzen setzt, war eine Glasfassade die logische architektonische Umsetzung dieses Gedankens. Doch statt einer senkrechten Pfosten-Riegel- Fassade wie am restlichen Neubau, hat sich der Architekt für eine gekrümmte Seilkonstruktion im Hallenbereich der Sparkasse entschieden: "Die Fassade spannt sich von der Stahlbeton-Tragkonstruktion des Gebäudes nach außen. Dadurch befinden sich fast 50 Prozent der Kundenhalle quasi ‚draußen’, außerhalb der Grenzen der Bankfläche".

Offenheit als Konzept – außen wie innen
Die architektonische Aussage deckt sich mit der Funktion der Bank. "Auch in der Innenarchitektur wird die Idee der freien Marktfläche wieder aufgenommen. Im Bereich der Kundenhalle gibt es zum Beispiel keine konventionellen Banktresen, sondern eine offenere Anordnung mehrerer Servicepoints. Die klassische Kasse befindet sich diesen gegenüber", so Dörstelmann.

Die Umsetzung erfolgte in Zusammenarbeit mit den Unternehmen Metallbau Jansen aus Heinsberg und Glas Wagener (Kirchberg / Hunsrück) aus der Arnold Glas-Unternehmensgruppe, spezialisiert in den Bereichen Glasveredelung und innovativer Glasbau. "Glas Wagener war mir bereits als Anbieter von Seilfassaden bekannt. Bei diesem sehr anspruchsvollen Projekt haben wir das Unternehmen schon frühzeitig in die Planung mit einbezogen", erläutert der Architekt die Zusammenarbeit.

Die Fassade der Kreissparkasse ist nach Süden ausgerichtet. Um die Arbeitsplätze in der Nähe des Glases vor allzu greller Sonneneinstrahlung zu schützen, hat die Fassade auf der Außenseite ein "Gurtsystem" aus vier Metallriegeln. Die Gürtel enthalten bei Bedarf ausfahrbare Sonnenschutz-Raffstores, die den Servicepoints Schatten spenden. Als Blendschutz dienen innenliegende, ausfahrbare Tuchrollos. Zusätzlich wurde die Fassade mit Sonnenschutzglas (Modell "Solarlux polaris") von Arnold Glas ausgestattet, welches das Aufheizen der Räume in der warmen Jahreszeit vermindert.

"Nach dem ersten Winter können wir sagen, dass sich unsere Fassade im Alltag bewährt hat. Witterungsbedingungen wie Schnee oder Wind stellen keinerlei Problem dar, das Isolierglas und der Sonnenschutz auf der Außenseite halten den Innenraum aber auch in der warmen Jahreszeit angenehm kühl und passend belichtet", fasst Bauingenieur Peter Tückmantel, bei Glas Wagener zuständig für den Bereich "Innovativer Glasbau", die bisherigen Erfahrungen zusammen.

Zug um Zug – die Grundlagen einer biaxialen Fassade
Die Hauptbestandteile einer seilhinterspannten Fassade sind – neben Glas – Punkthalter (Spider), Tragseile und Spannseile. Die Punkthalter werden über Kontaktelemente – meist aus speziellem, besonders flexiblem Kunststoff – direkt mit den Glasscheiben verschraubt, sie sitzen gewöhnlich an deren Schnittstellen. Zusätzlich enthalten die Punkthalter Seilhalterungen, in die Spiralseile aus Stahl eingezogen werden. In Heinsberg beträgt der Abstand zwischen Glas und Tragseilen 35 Zentimeter – so finden auch Heizkörper gegen Kaltluftabfall innerhalb der Aufhängung Platz. Je Knotenpunkt bilden zwei mal zwei Spannseile mit einem Durchmesser von rund 16 Millimetern sowie ein Tragseil mit 12 Millimetern Durchmesser das Tragwerk.

Seilaufhängungen wurden bislang in der Praxis normalerweise nur in geraden Fassaden eingesetzt. Die gewölbte Fläche mit Seiltragwerk in Heinsberg wurde mit zwei sich gegensinnig krümmenden Seilachsen realisiert – daher die Bezeichnung "biaxial" – und ist die weltweit erste Konstruktion dieser Art: Die Fassade wird alleine durch den Zug der Seile gehalten. Dieser hält den Beanspruchungen von Eigengewicht, Wind, Temperaturbelastungen, Vorspannung und – im unteren Bereich der Fassade – auch Schnee stand. Das zweiachsige Muster der Seile erinnert an die Bespannung eines Tennisschlägers.

Helle Räume überzeugen auch andere Dienstleister
Die Kreissparkasse Heinsberg ist nicht der einzige Bewohner der neuen Räume – sie belegt etwa zwei Drittel des Platzes. Den Rest teilen sich inzwischen verschiedene Unternehmen aus Einzelhandel, Dienstleistung und Gastronomie.

Zu den Herstellern
Arnold Glas ist einer der innovativsten Glasveredler Europas mit Sitz in Remshalden und Standorten in Merkendorf, Fürstenfeldbruck, Lichtenstein, Kirchberg und Klagenfurt. Das Leistungsspektrum umfasst eine umfangreiche ISOLAR-Isolierglaspalette, Einscheiben- und Verbundsicherheitsglas, Montagezubehör sowie Dienstleistungen von der Vorplanung bis zur Umsetzung.

Glas Wagener, 1956 gegründet, ist ein Spezialist für außergewöhnliche Glasanwendungen und Problemlöser für Architekten und Metallbauer. Zum Produktprogramm gehören u.a. Multifunktionsisoliergläser, Lichtlenk- und Beschattungssysteme, hochdämmende Vakuumpaneele, Structural Glazing und Photovoltaiklösungen.

Weiter Informationen
Hunsrücker Glasveredelung Wagener
Peter Tückmantel
Dr.-Fritz-Ries-Str. 1
55481 Kirchberg
Tel.: 0 67 63 / 93 05-0
www.glas-wagener.de


Quelle: ecomBETZ PR