Das Passivhaus funktioniert im Sinne der Bewohner (09/03/2001)

 
Ergebnisse des Projekts Kostengünstige Passivhäuser als europäische Standards

80 % eingesparte Heizwärme gegenüber Standard-Neubauten, dieses sensationelle Ergebnis weisen mehr als 200 Wohnungen in Passivhäuser in ganz Europa auf! Diese Passivhäuser in Deutschland, Österreich, Frankreich, Schweden und der Schweiz sind innerhalb des von der Europäischen Kommission geförderten Projektes Kostengünstige Passivhäuser als europäische Standards (CEPHEUS)* , entstanden, das von 1998 bis 2001 lief. Dass die Häuser tatsächlich so sparsam sind, wie es geplant war, beweisen die Messungen in den Häusern. In Deutschland, wo 1991 das erste Passivhaus errichtet wurde, stehen inzwischen schon über 1 000 Passivhäuser.

Das wichtigste Ergebnis ist: Die sensationelle Energieeinsparung des Passivhauses funktioniert im Sinne aller Bewohner, hier musste niemand auf seinen gewohnten Komfort verzichten oder gar frieren! Die Raumtemperaturen im Winter lagen im Durchschnitt in allen gemessenen Projekten über 21°C. Generell ist ein Trend zu höheren Raumtemperaturen bei verbessertem Dämmstandard der Gebäude zu beobachten: Wenn der höhere Komfort zu geringen Kosten technisch realisierbar ist, wird er augenscheinlich auch gewünscht.

Im Passivhaus sorgen eine sehr gut gedämmte Gebäudehülle und Fenster mit Dreifach-Wärmeschutzverglasung dafür, dass die Wärme im Haus bleibt. Durch die Komfortlüftung mit Wärmerückgewinnung wird das Haus mit Frischluft versorgt, ohne Wärme zu verlieren. An Heizenergie benötigt ein Passivhaus im Jahr umgerechnet 1,5 l Heizöl pro Quadratmeter, das ist so wenig, dass die Restheizwärme über die Komfortlüftung zugeführt werden kann. Weitere Heizflächen werden nicht mehr unbedingt benötigt.

Energieeinsparung im Passivhaus erfordert keine Änderung des Verhaltens

Wieviel Energie ein Haus benötigt, hängt entscheidend von seinen Bewohnern ab. Das hat schon 1986 Erik Lundström in Schweden an 77 baugleichen Einfamilienhäuser festgestellt. Der "verschwenderischste" Bewohner benötigte doppelt soviel Strom für Heizung, Warmwasser, Licht etc. als der sparsamste. Daraus zog Lundström die Schlussfolgerung, dass vor allem die Nutzung durch die Bewohner und nicht die Gebäudequalität oder -technik für den Energieverbrauch entscheidend sei. Deshalb seien Energieeinsparungen wirksamer und kostengünstiger durch Verhaltensänderungen bei den Bewohnern zu erreichen als durch technische und bauliche Verbesserungen der Häuser. Die Messungen in den 32 Reihenhäusern der Passivhaus-Siedlung Hannover-Kronsberg beweisen das Gegenteil: Nicht die Nutzung durch die Bewohner, sondern der baulich/technische Standard hat den dominanten Einfluss auf den Energieverbrauch: Allein durch Verbesserung der technischen Effizienz ist es bei den Passivhäusern in Hannover gelungen, den Energieverbrauch im Durchschnitt um mehr als einen Faktor 3 zu senken. Selbst die Passivhaus-Bewohner mit dem höchsten Energieverbrauch (92 kWh/(m²a)) benötigen deutlich weniger Endenergie als die extremsten Energiesparer bei den Stockholm-Häusern (140 kWh/(m²a)). Im Durchschnitt aller Bewohner beträgt die Endenergieeinsparung zwischen den Stockholm-Häusern und den Passivhäusern in Hannover über 70%. Zwar ist der Einfluß des Nutzerverhaltens wie bei den Stockholm-Häusern auch in den Passivhäusern in Hannover gegeben. Die absolute Höhe der Verbrauchsstreuung nimmt aber mit besser werdender technischer Effizienz ab.

Es ist sehr wirkungsvoll, durch eine Verbesserung der baulich/technischen Effizienz (Wärmedämmung, Wärmerückgewinnung) Energie einzusparen, denn Verbesserungen des Gebäudestandards:
• führen sowohl bei sparsamen als auch bei verschwenderischen Nutzern gleichermaßen zu hohen relativen Einsparungen;
• sind, wie die Passivhäuser in Hannover gezeigt haben, kostengünstig zu realisieren und sie behalten ihre Wirkung über die gesamte Nutzungszeit der Gebäude bei;
• kommen ohne eine Bevormundung und ohne moralisch erhobenen Zeigefinger aus und ermöglichen jedem Nutzer nach wie vor den thermischen Komfort, den er sich wünscht.

Die Ergebnisse von CEPHEUS zeigen, dass die Verbesserung der baulich/technischen Effizienz es erlaubt, bedeutende Energieeinsparungen gesichert zu erreichen, ohne die Wertvorstellungen und Bedürfnisse der Nutzer verändern zu wollen.

Weitere Informationen unter www.cepheus.de und www.passiv.de
 
 
(Quelle: www.passiv.de)