Für 2001 wird ein Absatzrückgang um 18,1 Prozent und für 2002 um 10 Prozent erwartet / Impulse durch neue Energieeinsparverordnung und mehrere Brancheninitiativen / Fenstermarkt in Deutschland weiter unter Druck (12/21/2001)

 
Die baunahe Fenster- und Fassadenbranche, die rund 70.000 Mitarbeiter beschäftigt, erwartet in diesem Jahr einen Einbruch des Marktes um 18,1 Prozent. Für 2002 wird ein weiterer Rückgang um rund 10 Prozent prognostiziert. Am stärksten betroffen ist der ostdeutsche Fenstermarkt mit einem Minus von 33,2 Prozent in 2001. Die Baukrise schlägt damit in vollem Umfang auf den Fenstermarkt durch. "Die Negativentwicklung im Markt übertrifft unsere eh schon düsteren Erwartungen,“ erklärte Karl Heinz Herbert, Geschäftsführer des Verbandes der Fenster- und Fassadenhersteller e.V. „Mehr denn je ist jetzt ein Engagement im Markt gefordert, um diesen Trend zu brechen. Langfristig erhoffen wir uns positive Impulse von der neuen Energieeinsparverordnung, die am 1. Februar 2002 in Kraft tritt, den internationalen Verpflichtungen zur Reduktion von Treibhausgasen und von Brancheninitiativen des Verbandes.“

Nach 19,5 Millionen Fenstereinheiten im Jahre 2000 wird das Gesamtvolumen des deutschen Fenstermarktes auf ein Niveau von 16 Millionen Einheiten in diesem Jahr fallen. Die Marktsegmente Alt- und Neubau sind dabei gleichermaßen betroffen. Im Westen beträgt der prognostizierte Rückgang 13,7 Prozent, im Osten 33,2 Prozent. Die rückläufige Entwicklung seit 1995, als der Fenstermarkt mit fast 26 Millionen Fenstereinheiten einen historischen Höchststand erreichte, hat sich damit beschleunigt. Im nächsten Jahr ist eine leichte Abschwächung des Negativtrends in Sicht, vorausgesetzt es kommt zu der erwarteten Aufhellung der gesamtwirtschaftlichen Lage. Vor allem durch den Wohnbau bedingt, wird für 2002 ein Rückgang um rund 10 Prozent auf 14,4 Millionen Fenstereinheiten erwartet.

Wie schon in den Jahren zuvor ist der Wohnbau in besonderem Maße für den Einbruch des Marktes bestimmend. Er verliert voraussichtlich 24,5 Prozent, eine Folge vor allem auch der ausgelaufenen Steuervergünstigungen für den ostdeutschen Wohnungsbau. Deutlich geringer ist der Rückgang im Gewerbebau mit 8,1 Prozent, aber auch diese Entwicklung liegt klar unter den Erwartungen. Mittelfristig ist allerdings im Gewerbebau wieder mit einem verhaltenen Wachstum zu rechnen. Entgegen dem negativen Trend entwickeln sich die Fenster- und Fassadenmärkte in einzelnen Regionen wie dem Rhein-Main-Gebiet oder dem Raum München positiv.

Von den verwendeten Rahmenmaterialien ist Holz am stärksten von der negativen Entwicklung betroffen. Holzfenster gehen um 22,1 Prozent zurück, während Kunststofffenster im allgemeinen Trend verbleiben. Unterdurchschnittlich ist der Rückgang bei Aluminium mit minus 9,7 Prozent aufgrund seiner Verwendung im Nichtwohnbau und bei Holz-Aluminium mit minus 6,8 Prozent als einem relativ kleinen Marktsegment. Für die Marktanteile bedeutet dies, dass der Marktanteil der Holzfenster auf 22,4 Prozent gegenüber knapp 25 Prozent im Jahr 1999 zurückgehen wird. Im genannten Zeitraum geht auch der Marktanteil der Kunststofffenster von 55,4 auf 53,6 Prozent zurück, wobei der ostdeutsche Fenstermarkt von dem Material Kunststoff mit einem Anteil von nahezu Zweidrittel eindeutig dominiert wird. Am stärksten profitiert von diesen Rückgängen der Aluminiumfensteranteil, der von 16,2 Prozent auf 19,6 Prozent zunimmt. Zugenommen hat seit 1999 auch der Anteil der Holz-Alu-Fenster von 3,5 auf 4,4 Prozent.

Da moderne Fenster wesentlich zur Einsparung von Energie beitragen, wirken sich die Impulse, die von den Klimaschutzprogrammen der Bundesregierung und den internationalen Vereinbarungen zur Reduktion von Treibhausgasen ausgehen, mittel- und langfristig günstig aus. So soll mit der Energieeinsparverordnung, die am 1.2.2002 in Kraft tritt und unter maßgeblicher Beteiligung des Fensterverbandes entstand, der Heizenergiebedarf bei Neubauten um rund 30 Prozent gesenkt werden. „Mit modernen, besonders wärmedämmenden Fenstern können Bauherren und Renovierer ihre Energiekosten erheblich senken und gleichzeitig etwas für den Klimaschutz tun. Die Energieberatung bei Bau und Renovierung eröffnet unseren leistungsstarken Betrieben auch neue Felder und Chancen,“ erklärte Karl Heinz Herbert.

Die Krise des Fenster- und Fassadenmarktes hat bereits zu einer Solidarisierung und zu einem Aufbruch in der Branche geführt. In diesem Jahr entstanden beispielsweise mehrere Brancheninitiativen, um den Markt zu beleben. Dazu gehören neben der Initiative „jetzt!“ zur energetischen Erneuerung des Gebäudebestandes auch die Arbeitsgemeinschaft Glas im Bau AGIB, die die Vorteile moderner Gläser für die Energieeinsparung bekanntmachen will, und die Initiative fenstermarkt-plus.de, welche unter dem Motto "Eine Branche hilft sich selbst" angetreten ist. Mittlerweile haben sich schon über 60 Unternehmen dieser Initiative angeschlossen. „Nur mit vereinten Kräften können wir diese kritische Situation überwinden. Unser Ziel ist es, gestärkt aus dieser schwierigen Lage herauszukommen," erklärte Karl Heinz Herbert, Geschäftsführer des Fensterverbandes. "Dafür muss die Bereitschaft zur Mitarbeit in der Branche noch weiter wachsen und unser Einfluss auf Politik und Öffentlichkeit verstärkt werden. Fensterbauer müssen die Vorzüge ihrer Produkte besser herausstellen. Ob Klimaschutz oder Wohnkomfort, ob Schallschutz oder Behaglichkeit durch Licht - Fenster und Fassaden sind multifunktionale und hochmoderne Bauteile. Über moderne Steuersysteme können Licht, Klima und andere Funktionen automatisch geregelt werden. Und doch gehören Fenster im öffentlichen Bewusstsein immer noch zu den Mauerblümchen unter den Bauelementen.“

Quelle: Verband der Fenster und Fassadenhersteller