Designglas im Möbel- und Innenausbau (04/12/2018 07:00:00 AM)

Mut zum Werkstoff Glas
Glas als funktionales Element kennt man in meist transparenter Form - in Fenstern und Fassaden. Als Wand- oder Möbeloberfläche ist es jedoch bei vielen Bau- und Möbelschreiner nicht unbedingt im Fokus, oft mangels Erfahrung. Thomas Ploeger, Berater für Designglas im Interieur bei AGC Interpane, berichtet über Beschaffung, Vorverarbeitung und Montage.

Wenn es um farbige Gläser für den Möbelbau und die Interieurgestaltung geht, sind der Vielfalt kaum Grenzen gesetzt. Das mit einer "glossy" Oberfläche glänzende Produkt Lacobel und die satinierte Variante Matelac sind organisch auf der Glasrückseite lackierte Gläser, die im Interieur vielfach die erste Wahl darstellen, denn sie punkten mit Farbstabilität, Homogenität und Langlebigkeit und leicht zu verarbeiten. Betrachtet man die Lieferkette, beginnt alles mit der industriellen Fertigung des Basisglases – eine klare Scheibe, meist in der Größe 3,21 x 6,00 m oder 3,21 x 2,55 m, auch Bandmaß, bzw. geteiltes Bandmaß genannt. Diese wird beim Hersteller AGC zu Lacobel, Matelac, Spiegeln und vielen weiteren Produkten veredelt. Erste Handelsform ist eine ganze LKW-Ladung. Diese geht entweder zu Distributionszentren, die nach Anforderung der Kunden kleinere Gebinde in Kisten oder sortierten Kisten zusammenstellen. Sehr große Verarbeiter lassen sich zum Teil ebenfalls mit Ladungen beliefern. Lokale Glasverarbeiter lagern sortierte Blätter, um selbst oder gemeinsam mit Partnern das Handwerk mit auf Wunsch zugeschnittenem und bearbeitetem Glas (Festmaße) zu bedienen. Sie erledigen alle notwendigen Bearbeitungen wie Kanten, Löcher und ähnliches schnell und unkompliziert. Wer also kleinere Mengen oder Einzelstücke für den Möbelbau oder Wandgestaltungen benötigt, findet im lokalen Glaserhandwerk die richtigen Ansprechpartner.

Präzises Aufmaß und Absprache von Toleranzen
Wie mit jedem anderen Material beginnt dann alles mit einem präzisen Aufmaß. Hierbei ist es ratsam gleich zu Beginn die notwendigen Toleranzen mit dem Verarbeitungspartner abzustimmen. Für Wandverkleidungen ist meist die Normung des Glaserhandwerks hinreichend. Mit professioneller CNC-Bearbeitung sind auch die geringeren Toleranzen im modernen Möbel- und Stahlbau realisierbar. Hierbei ist zu beachten, dass für die unterschiedlichen Bearbeitungen und Veredelungen sehr unterschiedliche Maschinenparks notwendig sind, die zudem auf unterschiedliche Chargengrößen zugeschnitten sind. Nur selten bündelt ein einziger Verarbeiter alle Möglichkeiten.

Glatt, hygienisch und einfach zu montieren: Vieles spricht für Designglas als Wandverkleidung.

Auch für große Wandflächen und im Bad ist Glas oft eine attraktive Lösung. Und darauf gemalte "Kunstwerke" sind wieder abwischbar.
Foto: AGC Glass Europe
Schneller montiert als jeder Fliesenspiegel
Befestigungsarten für Designglas existieren viele: Glas kann wie Fliesen mit mineralischem Kleber angebracht werden, auf Trägermaterial geklebt oder mit Keilleisten aufgehängt, bis hin zu reversiblen Fassadenlösungen. Die sicherste Lösung ist das Verkleben mit Silikon. Um zu gewährleisten, dass alle verwendeten Komponenten harmonieren und bei Bedarf zertifiziert sind, bietet AGC z.B. ein komplettes System an. Die fachgerechte Verwendung der Produktserie "FIX-IN" mit Lacobel, Matelac oder Spiegeln ist mit einer Herstellergarantie versehen. Saubere, nicht sandende Untergründe verstehen sich von selbst. Feuchtigkeit, Primer usw. müssen sicher abgelüftet sein. Gerade Primer kann zur Oxidation der Beschichtung führen und eine tickende Zeitbombe sein. Soweit die Farbe des Untergrunds deutlich anders ist als die des Glases, sollte der Bereich der Glasstöße vorher in ähnlicher Farbe behandelt werden. Doppelklebeband wird nun auf die Wand in vertikalen Streifen aufgebracht. Dazwischen Streifen mit Silikon, die etwas dicker sein müssen als das Klebeband. Das Glas wird, idealerweise mit Saugern, vorsichtig an die Wand gesetzt, kann schwimmend auf dem Silikon noch final exakt positioniert werden und wird anschließend angedrückt. Das Klebeband sorgt für Anfangshaftung und hinreichend Abstand zum Trägermaterial, sodass das Silikon möglichst schnell und komplett abbinden kann. Die Einfachheit und Effizienz der Befestigung ist zum Beispiel hier gut visualisiert: www.youtube.com/watch?v=E3opjuwqp-Q.

Ein Verarbeitungstipp: mit Silikon immer streifenförmig arbeiten, damit von allen Seiten Luft an den noch feuchten Kleber gelangt. Nicht in Batzen oder kreisförmig, auch nicht in Schleifen. Über längere Zeit nicht abbindendes Silikon kann ebenfalls Reaktionen an der Beschichtung herbeiführen und sichtbar durchschlagen. Ideal ist es eine dauernde Hinterlüftung der Scheiben. Vertikale Fugen können problemlos versiegelt werden. Für Ecken und Kanten können Kantenprofile aus dem Fliesenbereich eingesetzt werden. Tipp für Gehrungsecken: Glasecken unter 90 Grad sind empfindlich, darum sollte die Ecke als Ganzes geplant und die Stöße in den geraden Schenkeln realisiert werden. Die sicherste Lösung bei Glasbruch auch für Spiegel und andere Produkte ist die mit splitterbindender Safe-Folie auf der Rückseite. Das Handelsprodukt ist erkennbar am Zusatz "Safe".
Den richtigen Partner und die geeignete technische Lösung zu finden ist für das Handwerk die Herausforderung. Der Gang zum lokalen Glaser-Fachbetrieb beantwortet meist schon die wichtigsten Fragen. Wer einen inspirierenden Life-Eindruck von Glasprodukten sucht, wird zum Beispiel in der Speicherwerkstatt in Hamburg fündig. Mehr Informationen unter www.speicherwerkstatt.com.