AGC Interpane: "Safety First!": Gesundheitsschutz in der Glasindustrie (06/25/2015 07:00:00 AM)

Von Tobias Rüther, Human Resources und Corporate Safety Coordinator der Interpane Glas Industrie AG in Lauenförde

Operative Kennzahlen zur Bestimmung der Produktivität und der Rentabilität sind dem Management moderner Wirtschaftsunternehmen seit Jahren vertraut. Zu den wirtschaftlichen Erfolgskoeffizienten kommen heute weitere wichtige Indikatoren hinzu, etwa zur Beurteilung der Arbeitssicherheit. Hierzu zählen Kennzahlen wie die "Incident Rate" und die "Risk Rate". Aufbauend auf den lange bestehenden Regelungen in der Interpane Gruppe, trug der Schulterschluss mit AGC Glass Europe dazu bei, die Bestrebungen zur Gesunderhaltung der Mitarbeiter noch einmal deutlich zu verstärken. Eine Entwicklung, die auf europäischer Ebene zusehends an Bedeutung gewinnt und deren Vorbild oftmals die Betriebskultur asiatischer und amerikanischer Unternehmen ist. Ein Kommentar von Tobias Rüther, Human Resources und Corporate Safety Coordinator der Interpane Gruppe.
Gut ausgebildete, motivierte und gesunde Mitarbeiter sind ein entscheidendes Erfolgskriterium und ein wichtiges Element der betrieblichen Kultur moderner Wirtschaftsunternehmen. Wer sicher arbeitet, arbeitet meist auch komfortabel und effizient – das ermöglicht eine flüssige Produktion und wirkt sich letztlich positiv auf die Produktqualität aus. Sicherheit hat für AGC Interpane
 




Tobias Rüther, Human Resources und Corporate Safety Coordinator bei Interpane Lauenförde.
Foto: AGC Interpane
als glasproduzierendes Unternehmen einen immens hohen Stellenwert. Die Notwendigkeit begründet sich bereits im stetigen, unvermeidbaren Kontakt mit dem Werkstoff Glas und den einhergehenden Risiken für Schnittverletzungen sowie aus dem Umgang mit unterschiedlichsten Produktionsanlagen.

"No Production without Safety!"

Keine Produktion ohne sicheres Arbeitsumfeld: Um das zu erreichen, verfolgt AGC Interpane eine gegliederte Strategie:

A) Proaktive Arbeiten: Diese dienen dazu, betriebliche Risiken aufzuspüren und zu beseitigen. Kern der Arbeiten ist es, zu erkennen, welche Arbeitsschritte Risiken beinhalten. Darauf aufbauend wird der Prozess optimiert, um ihn sicherer zu gestalten. Wege zu dieser Erkenntnis bilden interne Sicherheitsaudits, Gefährdungsbeurteilungen und betriebliche Risikoanalysen gemäß der "Kinney Methode". Zusätzlich wird das Thema in Meetings und regelmäßigen Workshops intensiv besprochen.

B) Persönliche Schutzausrüstung (PSA): In der Glasindustrie sind das vor allem Sicherheitsschuhe und -handschuhe, Schnittschutzshirts, Sicherheitsbrillen, Helme und spezielle Ausrüstungsgegenstände zur Gesunderhaltung. PSA kann jedoch nur das Schadensausmaß im Falle eines Unfalls reduzieren – Ziel muss es daher sein, Unfälle durch proaktives Handeln zu vermeiden.

C) Nachbearbeitung: Dazu zählt die Ursachenanalyse aufgetretener Unfälle, um entsprechende Maßnahmen zur künftigen Prävention abzuleiten. Es ist von großer Bedeutung, aus den aufgetretenen Zwischenfällen zu lernen. Voraussetzung dafür ist eine konsequente Aufarbeitung und übergreifende Kommunikation in der Gruppe.

In Zeiten, in denen der internationale Preiskampf auf dem Glasmarkt täglich die Rentabilität in den Fokus drängt, bedeuten diese Prozesse einen zusätzlichen, auch finanziellen Aufwand. Aber: Zum einen ist Gesundheit eine Grundvoraussetzung für funktionierende Gruppen, ob in der Familie oder im Unternehmen – und damit prinzipiell nicht mit Geld aufzuwiegen. Zum anderen wird oft vergessen, dass Unfälle Unternehmen wirtschaftlich sehr viel Geld kosten. Durch Produktionsunterbrechungen, das Anfertigen notwendiger Meldungen, zum Beispiel an die Berufsgenossenschaften, und den Einsatz von Ersatzmitarbeitern entstehen hohe Kosten. Reduziert man die Unfallzahlen, ergibt sich für Unternehmen und Mitarbeiter also eine klare Win-Win-Situation. Als dezidiertes Ziel hat sich AGC Interpane auf die Fahne geschrieben, die sogenannte "Risk Rate" (ein rechnerischer Faktor, der sich aus der Anzahl von Unfällen und dem Schadensausmaß in Form von Ausfalltagen in Relation zu den geleisteten Arbeitsstunden ergibt) fortlaufend zu reduzieren, bis sich der Wert "Null" annähert. Ferner sollen Unfälle mit hohem Schadensausmaß, sogenannte "Severe Accidents" oder "Serious Accidents", grundsätzlich vermieden werden. Hierzu ist ein umfangreicher Lernprozess unvermeidbar: Das Bewusstsein für betriebliche Risiken muss auf allen Unternehmensebenen gesteigert werden. Dazu zählt vor allem, die innerbetriebliche Wahrnehmung und den Stellenwert der Arbeitssicherheit erheblich zu erhöhen. Egal welcher Job, egal welche Position: Gesund zu bleiben, muss im beruflichen wie auch privaten Alltag zu einem selbstverständlichen Ziel werden.