Rund 200 Gäste waren beim GLASKONGRESS2018 (04/24/2018 07:00:00 AM)

Wichtige Änderungen beim BF und bei der GMI

Volles Haus beim diesjährigen Glaskongress 2018. Rund 200 Gäste waren der Einladung des Bundesverbandes Flachglas (BF) und der Gütegemeinschaft Mehrscheiben-Isolierglas (GMI) am Mittwoch, 11. und Donnerstag, 12. April 2018, nach Leipzig gefolgt. „Der Gedankenaustausch zwischen den angereisten Gästen hat wieder einmal wunderbar funktioniert – vor und hinter den Kulissen“, freut sich der BF-Hauptgeschäftsführer Jochen Grönegräs.

Der erste Tag des Glaskongresses 2018 startete mit den Hauptversammlungen von BF und GMI im Auditorium der Porsche Leipzig GmbH, inklusive spannender Werksbesichtigung und gemeinsamem Abendessen. Jochen Grönegräs berichtete über wichtige Projekte, darunter eine mit anderen Verbänden und Herstellern gemeinsam beauftragte Studie, die einen konkreten Vorschlag vorlegen wird, wie im Gebäudeenergiegesetz, dem Nachfolger der EnEV, Glas und Fenster nicht nur mit ihren Energieverlusten, also gemäß den U-Werten, sondern auch mit den Gewinnen in Form von Bilanzwerten betrachtet werden sollen. Außerdem stellte er die angeschobenen Aktivitäten der „Initiative Tageslicht“ vor, einer Marketing-Kampagne des BF.

Bei den Wahlen rückte Thomas Stukenkemper vom Flachglas Markenkreis in Nachfolge des ausgeschiedenen Jürgen Halbmeyer in den geschäftsführenden Vorstand nach. Florian Lindlbauer (Sanco Beratung Glas Trösch) und Till Reine (Velux) wurden neu in den erweiterten Vorstand gewählt. Außerdem stellte Achim Hannott vom HDH die Resultate der erfolgreichen Pressearbeit für den BF vor.

Bei der GMI fielen grundlegende Beschlüsse: Dazu zählte die Einführung eines neuen Gütezeichens für heißgelagertes ESG, zusätzlich zum weiter bestehenden Gütezeichen für Mehrscheiben-Isolierglas, und die dadurch bedingte Umbenennung des Vereins in „Gütegemeinschaft Flachglas“ (GGF). „Hintergrund des neuen Gütezeichens ist der Wegfall nationaler Anforderungen an heißgelagertes ESG in der Bauregelliste nach dem EuGH-Urteil. Die Bauaufsicht sieht damit das erforderliche Sicherheitsniveau nicht gewährleistet, sodass in der DIN 18008 und in der VVTB Einschränkungen für die Verwendungen von heißgelagertem ESG in der Fassade ab vier Metern Höhe gemacht werden – sogar über ein völliges Verbot in diesen Anwendungen wurde schon beraten“, so Grönegräs. BF und GGF konnten erreichen, dass in die 18008 der Hinweis aufgenommen wurde, dass die neue Gütesicherung die Anforderungen erfüllt. Entscheidendes Merkmal ist eine regelmäßige Fremdüberwachung der Heißlagerungsöfen bei den Herstellern. „Unser Verband und unsere Gütegemeinschaft können damit entscheidend dazu beitragen, dass auch morgen noch im Hochbau dieses bewährte Produkt mit geprüfter Sicherheit verwendet werden darf“, bekräftigt Grönegräs.
 
 


Volles Haus beim Glaskongress 2018. Foto: Joachim Rieger



Jochen M. Wilms bei seinem Vortrag. Foto: Joachim Rieger


Der BF-Vorsitzende Thomas Dreisbusch im Auditorium. Foto: Joachim Rieger
Der zweite Tag des Glaskongresses 2018 begann mit einem Beitrag von Professor Andreas Fuchs (Architekt FAT LAB Stuttgart) von der Hochschule RheinMain zum Thema „Architektur und Transparenz“. Der Architekt stellte die Architekturgeschichte der Fassade dar und zeigte moderne Möglichkeiten smarter Anwendungen mit dem faszinierenden Baustoff Glas, wie zum Beispiel Lichtlenkung und Management des Energieeintrags.

Im Anschluss referierte Rechtsanwalt Dr. Stephan Kleinjohann von der Kanzlei Dres. Kleinjohann, Buschhaus, Rösing und Thiele GbR in Rosdorf über „Die Reform der kaufvertraglichen Mängelhaftung“. Der Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht, der seit Jahren für den BF arbeitet, hatte die Bedeutung der neuen Mängelgewährleistung für die Branche aufgearbeitet, nach der gegebenenfalls auch Aus- und Einbaukosten ersetzt werden müssen. Er gab Tipps für ein aktives Management der Risiken.

Weiter ging es mit der „Digitalisierung in der Bau-Industrie“, erläutert von Jochen M. Wilms, Managing Director W Ventures GmbH, Berlin. Der Unternehmer und Ex-Bertelsmann- und Schüco-Manager sprach über Digitalisierung in der Bauindustrie. „Sie brauchen keine Digitalstrategie, sondern eine gute Strategie in einer digitalisierten Welt“, so seine Empfehlung an die Zuhörer.

Danach folgte ein Beitrag von Jens Eberhard. Er berichtete über die „Deutschlandstrategie der OKNOPLAST Gruppe“. Der Marktdirektor der Oknoplast Deutschland GmbH betonte den Stellenwert der Qualität – und bekam daher von Jochen Grönegräs noch auf der Bühne angeboten, das RAL-Gütezeichen Mehrscheiben-Isolierglas zu erwerben.

Fortgesetzt wurde der zweite Kongresstag mit dem Thema „Nobelpreis Medizin für Chronobiologie – Und es werde Licht!“ von Dr. Dieter Kunz (GF Intellux Berlin GmbH, AG Schlaf & Klinische Chronobiologie, Charité Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Schlaf- und Chronomedizin, St. Hedwig-Krankenhaus). Der Psychiater und Somnologe, Chefarzt der ersten Klinik für Schlaf- & Chronomedizin in Deutschland, rief den Glasherstellern zu: „Jeder von Ihnen ist ein Oberganove!“ Die Gläser filterten zuviel aus dem Tageslicht heraus; künstliche Beleuchtung sei völlig unzureichend. „Nutzen Sie die Potenziale, die Glas bietet!“ forderte er die Teilnehmer auf.

Den Abschluss der Vortragsreihe bildete schließlich der Beitrag von Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Lassmann. Der emeritierte Professor für Wirtschaftsinformatik der Martin-Luther-Universität Halle sprach zum Thema „Künstliche Intelligenz / Artificial Intelligence (KI/AI): mehr Chancen oder mehr Risiken für die Gesellschaft?“.

Jochen Grönegräs abschließend zum diesjährigen Glaskongress: „Mit rund 200 Teilnehmern war die Veranstaltung so gut besucht wie noch nie. Auch der Anteil an Glasverarbeitern, den ‚typischen BF-Mitgliedern‘ unter den Teilnehmern, konnte erhöht werden.“ Außerdem habe man den Zeitablauf der Veranstaltung erstmals geändert, mit den Mitgliederversammlungen am Mittwochnachmittag und dem Kongressteil am Donnerstag. Das habe sehr gut funktioniert. „Der Veranstaltungsort am Mittwoch – das Porsche-Werk in Leipzig – bot zudem Gelegenheit zu einer interessanten Werksbesichtigung und einem Abendessen im dortigen Forum. Der Kongress am Donnerstag fand im Hotel The Westin statt, die große Abendveranstaltung, wie es sich in Leipzig gehört, in Auerbachs Keller: Eine rundum gelungene Sache, die uns mit Freude auf den nächsten Glaskongress am 3. und 4. April 2019 in Stuttgart blicken lässt.“ BF/DS