Schwarzarbeitsbekämpfung ändert Prioritäten: (08/05/2015 07:00:00 AM)

Organisierte Kriminalität statt Mittelstand im Fokus

Nach vertraulichen Informationen von "handwerk magazin" aus Ermittlerkreisen rüstet die Finanzverwaltung derzeit auf, um der organisierten Schwarzarbeit in Deutschland verstärkt zu begegnen. In etlichen Bundesländern werden gerade Spezialeinheiten gebildet, die die Drahtzieher der Schattenwirtschaft aufspüren sollen.

Länder koordinieren erstmals Schwarzarbeitsbekämpfung
Zwischen den 16 Bundesländern gibt es offiziell zwar keinen Datenaustausch. Nach Informationen von "handwerk magazin" gibt es aber regelmäßige Treffen der Elite-Beamten, um sich über auffällige Strukturen auszutauschen und neue Erkenntnisse zu diskutieren. Die personellen Ressourcen dafür sind frei geworden, nachdem die Steuerfahnder diverse vom Staat erworbene Steuer-CDs aus der Schweiz abgearbeitet und deutsche Steuersünder überführt haben.

Der Hintergrund
Im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt liegt der Anteil der Schattenwirtschaft in Deutschland im Jahr 2015 nach Prognosen des Linzer Ökomonie-Professors Friedrich Schneider bei 12,2 Prozent. In absoluten Zahlen sind das
 

339 Milliarden Euro. Steigende Sozialabgaben und der eingeführte Mindestlohn von 8,50 Euro dürften perspektivisch die Anreize für Schwarzarbeit verstärken.
Deshalb kommt die Initiative der Steuerfahnder auf Bundes- und Länderebene genau zur rechten Zeit. Die Fahnder ermitteln dabei nicht in erster Linie gegen Mittelständler, die Einnahmen schwarz einstreichen. Ihre Gegner sind hartgesottene Kriminelle: mafiöse Banden, die Schwarzarbeit in deutschen Betrieben organisieren.

Die Arbeitsweise
Die kriminellen Banden gründen zunächst Firmen, bei denen Strohmänner als offizielle Geschäftsführer fungieren. Das sind Personen, die extra zur Firmengründung eingeflogen werden und das Land danach wieder verlassen. Die Tarnfirmen versorgen Unternehmen dann mit Rechnungen über Leistungen, die in Wahrheit schwarz erbracht wurden.

So können beispielsweise Bauträger vorgaukeln, dass ein Subunternehmer Gerüste aufgebaut, Wände gemauert oder Estrich gelegt hat. Das Geld überweisen die Unternehmer brav an die Scheinfirma, erhalten es jedoch – abzüglich einer Provision von meist fünf bis zehn Prozent – in bar zurück. Damit können sie dann die Schwarzarbeiter entlohnen, die die Kriminellen häufig gleich mit organisieren (siehe hm-Grafik „Organisierte Schwarzarbeit“).

Die neue Schlagkraft macht den Job der Steuerfahnder auch deutlich gefährlicher. Denn niemand weiß, wie weit die Hintermänner gehen, wenn sie im Anschluss an eine Razzia in die Enge getrieben werden.

Ausführliche Informationen dazu finden Sie in der August-Ausgabe von "handwerk magazin".