Ständige Konferenz tagte in Bremen (11/18/2021 11:46:56 AM)

Am 10. November 2021 trafen sich rund 60 Vertreter der Schloss- und Beschlagindustrie sowie des Baubeschlagfachhandels zur 59. Ständigen Konferenz in Bremen. In den Konferenzräumen des Parkhotels Bremen konnten Martin Meesenburg, Sprecher des Arbeitskreises Baubeschlag im ZHH und der FVSB-Vorsitzende Karl Kristian Woelm die Teilnehmer zu diesem nach strengen kartellrechtlichen Compliance-Regeln und Corona-konform durchgeführten Branchentreff begrüßen.

Martin Meesenburg war sichtlich erfreut, dass in diesem Jahr die Ständige Konferenz wieder als physisches Treffen stattfinden konnte. Nach guten Umsatzsteigerungen im ersten Halbjahr prognostizierte er für das Gesamtjahr 2021 ein Umsatzwachstum von knapp sechs Prozent im Baubeschlagfachhandel. Diese trotz Corona positive Entwicklung darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Branche weiterhin mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert sieht. Dazu gehören neben teils massiven Preissteigerungen bei Transportkosten und Rohstoffen auch die im Jahresverlauf zunehmenden Engpässe bei der Warenversorgung. Auch der schon häufig konstatierte Fachkräftemangel wird Hersteller, Handel und Verarbeiter noch länger beschäftigen und kreative Lösungen abverlangen.

Karl Kristian Woelm zeigte sich ebenfalls sehr zufrieden mit der derzeit erhöhten Nachfrage, die aber offensichtlich über den tatsächlichen Bedarf hinausgehe. Es sei daher zu vermuten, dass Handel, Verarbeiter und Handwerker mit Blick auf mögliche Versorgungsengpässe zusätzliche Läger aufbauen. Die Befürchtung liegt daher nahe, dass bei einem zukünftigen Rückgang der Nachfrage der Abbau dieses „Sicherheitspolsters“ auch wieder einen Abschwung überproportional beschleunigen könne. Für Arbeiten an einer brancheneinheitlichen Klassifizierung von Produktdaten unter dem Dach von ETIM konnte während der Pandemie leider nur wenig Energie aufgewendet werden. Eine weitere Präzisierung der Klassifikation wird aber als überaus sinnvoll erachtet, Doppelarbeit sollte dabei jedoch unbedingt vermieden werden.
Holger Koch, stellvertretender Geschäftsführer des FVSB, fasste in einem Bericht die wesentlichen Punkte der kürzlich fertiggestellten Innentürenstudie zusammen, die der Fachverband bei B+L Marktdaten beauftragt hat. Der deutsche Innentürenmarkt wird demnach bis 2023 die 11-Millionen-Grenze überschreiten, was einen Absatz von 7,7 Millionen „normalen“ Holzinnentüren, 2,7 Millionen Funktionstüren und 640 Tausend Wohnungsabschlusstüren entspräche. Das größere Potenzial wird derzeit im Eigenheimbau gesehen. Themen wie der „Green Deal“ und „Stadtflucht“ werden die Renovierungstätigkeit der nächsten Jahre tragen. Baubeschlaghersteller können weiterhin von der positiven Entwicklung der Baugenehmigungen und des hohen Bauüberhanges profitieren. Die amtliche Produktionsstatistik weist für den Baubeschlag im ersten Halbjahr ein Plus in Höhe von 15,7 Prozent aus, eine leichte Abflachung zum Jahresende ist jedoch zu erwarten.

Thomas Dammann, Hauptgeschäftsführer des ZHH, zeichnete ein positives Stimmungsbild des Baubeschlagfachhandels auf. Zwei Drittel der Händler beurteilen die aktuelle Branchenlage mit „gut“, ein Drittel mit „zufriedenstellend“. Die Umsätze im ersten Halbjahr konnten um 8,1 Prozent zulegen, für das Gesamtjahr wird mit einem Wachstum in Höhe von 5,8 Prozent gerechnet. Alle Segmente werden 2021 erneut zulegen: die höchsten Steigerungsraten werden bei Werkzeugen und Maschinen sowie bei Services und Dienstleistungen erwartet, vor den Bauelementen, der Befestigungs- und der Sicherheitstechnik. Auch für das nächste Jahr werden wieder steigende Umsätze prognostiziert, in dem momentanen Marktumfeld sind Mengen- und Preiseffekte aber kaum voneinander abgrenzbar.

FVSB-Geschäftsführer Stephan Schmidt bemängelte, dass der Vorschriftendschungel sich im vergangenen Jahr zum Leid aller Beteiligten nicht gelichtet hat. Die weiterhin nur mühsam zu durchschauende Vielfalt der Normen lassen den Normungsprozess zu einer „never ending story“ werden. Es besteht jedoch Hoffnung auf Besserung: die EU-Kommission hat sich der Thematik angenommen und der Fachverband ist über die ARGE, der europäische Verband der Schloss- und Beschlaghersteller, und deren Vernetzung mit CPE in diese Entwicklung eingebunden. Dass ökologische Aspekte in der Branche Gehör finden, wurde schon vor Jahren mit der Erstellung von Umweltproduktdeklarationen bewiesen. Umso ärgerlicher ist es, dass Unternehmen sich nun mit einem weiteren Bürokratiemonster in Form der SCIP-Datenbank konfrontiert sehen.

Abgerundet wurde das Tagungsprogramm durch zwei interessante Gastvorträge: Elke Harreiß, Veranstaltungsleiterin der Fensterbau Frontale, berichtete über den aktuellen Stand der Vorbereitungen zur nächsten Messe, die vom 29. März bis zum 1. April 2022 in Nürnberg stattfinden wird. Aufgrund der schwer abschätzbaren, pandemischen Entwicklung hätten zwar einzelne Aussteller meist schweren Herzens auf eine Teilnahme verzichtet, die Nachfrage nach den freiwerdenden Flächen sei jedoch gut. Man spüre wieder einen starken Wunsch nach physischen Treffen, nachdem die Veranstaltung 2020 leider ausfallen musste. Die Nürnberg Messe beobachtet die Entwicklungen hinsichtlich Corona genau und passt ihr Hygienekonzept regelmäßig den aktuellen Rahmenbedingungen an, um für alle Beteiligten einen sicheren Messeverlauf zu ermöglichen.
 

Rund 60 Vertreter der Schloss- und Beschlagindustrie sowie des Baubeschlag-fachhandels trafen sich zur Ständigen Konferenz.


Martin Meesenburg freute sich über das physische Treffen in diesem Jahr.



FVSB-Vorsitzender Karl Kristian Woelm begrüßte die Teilnehmer zu diesem Branchentreff in Bremen.



Thomas Dammann, Hauptgeschäftsführer des ZHH, zeichnete ein positives Stimmungsbild des Baubeschlagfachhandels auf.



FVSB-Geschäftsführer Stephan Schmidt bei der 59. Ständigen Konferenz.



Die Teilnehmer der 59. Ständigen Konferenz in Bremen.

Bildhinweis: FVSB
Zuzana Blazek, Senior Researcher für Fachkräftesicherung beim Institut der deutschen Wirtschaft in Köln, referierte über „Employer Branding und Stellenbesetzung der Zukunft“. Der bereits jetzt in einzelnen Branchen zu beobachtende Fachkräftemangel wird sich auf alle Bereiche ausweiten und verschärfen. Der demografische Wandel wird in Deutschland dafür sorgen, dass zukünftig nicht mehr Arbeitgeber ihre Mitarbeiter aussuchen werden, sondern Arbeitnehmer ihren Arbeitgeber. Arbeitgeber müssten daher originelle und teils auch unkoventionelle Ideen entwickeln, um ihr Unternehmen für potenzielle Arbeitnehmer interessant zu machen. Dieser Prozess sollte bereits jetzt schon in Gang gebracht werden.



Über den FVSB
Der Fachverband Schloss- und Beschlagindustrie (FVSB) e. V. ist die verbandliche Organisation der Schloss- und Beschlaghersteller in Deutschland und somit die zentrale Interessenvertretung für Unternehmen der Branche. Aktuell betreut der Verband rund 70 Mitgliedsunternehmen mit insgesamt über 25.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von 3 Milliarden Euro. Der FVSB hat es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht, für die Mitgliedsunternehmen regelmäßig Ausarbeitungen für den Schloss- und Beschlagbereich zur aktuellen Branchensituation und Prognosen zu erstellen sowie zu Einführungserlassen, Verordnungen und Normungsänderungen zu informieren. Des Weiteren informiert der FVSB zum Messegeschehen der Schloss- und Beschlagindustrie sowie in Rundschreiben und durch Berichte zur Branche. Zudem ermöglicht der Verband die Diskussion in den jeweiligen Fachabteilungen, um produktspezifische Fragestellungen zu lösen. Internationale Interessen der Mitgliedsunternehmen gestaltet der Verband durch die Mitgliedschaft in der ARGE, dem europäischen Verband der Schloss- und Beschlaghersteller, auf europäischer Ebene mit. Das zur rechtlich selbständigen Gütegemeinschaft Schlösser und Beschläge e. V. gehörende Prüfinstitut (www.piv-velbert.de) steht mit praktischen Prüfungen und langjähriger Prüferfahrung zur Verfügung.