Frauen sind von den Gebeten befreit Tragt ihr eigentlich immer eine Kippa und einen Bart? Warum wird im Judentum die Zeit anders berechnet und warum sind in den Gottesdiensten fast ausschließlich Männer? (06/03/2019 07:00:00 AM)

Tragt ihr eigentlich immer eine Kippa und einen Bart? Warum wird im Judentum die Zeit anders berechnet und warum sind in den Gottesdiensten fast ausschließlich Männer?
Diese und noch andere Fragen standen während des „Delphin Junior“- Treffens am 29. Mai in Bad Langensalza im Mittelpunkt. Die Veranstaltung der TMP Fenster + Türen GmbH findet bereits seit vielen Jahren in regelmäßigen Abständen statt. Das Ziel ist dabei, neuen und älteren Auszubildenden die Gelegenheit zu bieten, sich auch außerhalb der Arbeit besser kennen zu lernen.

Dazu werden in Abständen Gäste eingeladen, die außergewöhnliche Leistungen erbracht haben oder über ihr besonderes Leben erzählen können. Über das Thema „Judentum“ berichtetet dieses Mal im TMP-Wintergarten der Rabbiner Zsolt Balla von der IRG Leipzig & Landesverband Sachsen der Jüdischen Gemeinden und Prof. Dr. Sebastian Henn von der Friedrich-Schiller-Universität Jena, welcher auch nach dem jüdischen Glauben lebt.

Die Idee zu diesem Treffen entstand 2018 während einer Wirtschaftsreise von TMP-Geschäftsführer Bernhard Helbing nach Israel: „Dort habe ich in Jerusalem an der Klagemauer gestanden und Yad Vashem, - die Gedenkstätte der Märtyrer und Helden des Staates Israel im Holocaust -, die bedeutendste Gedenkstätte, die an die nationalsozialistische Judenvernichtung erinnert besucht. Das hat mich sehr beeindruckt.“ Da auch Prof. Henn an dieser Reise teilnahm, kam man schnell ins Gespräch und eine Einladung nach Bad Langensalza folgte. „Dann bringe ich aber einen richtigen Rabbiner mit“, war die einzige Bitte von Henn.

„Beim Duschen und zum Schlafen setze ich die Kippa natürlich ab“, lächelte Zsolt Balla, welcher 1979 in Ungarn geboren wurde und ein Wirtschaftsstudium als Ingenieur abgeschlossen hat. Danach absolvierte er erfolgreich eine säkulare jüdische Ausbildung. Über verschiedene Umwege kam er nach Deutschland.

Etwas schmunzelnd bemerkte Zsolt Balla, dass sich ein Jude nicht mehr als zwei Meter ohne Kopfbedeckung bewegen dürfe. Jedoch seien auch Mützen oder sogar Basecaps erlaubt. Die jüdische Zeitrechnung würde auf Mondphasen von Neumond zu Neumond basieren und so zähle man hier bereits das Jahr 5779. „Im Alltag benutzen wir aber auch die normale Zeitrechnung“, beruhigt Balla die TMP-Auszubildenden. Frauen seien im Judentum von den Gebeten befreit, „da sie die Verbindung zum jüdischen Glauben sowieso schon haben und in dieser Beziehung viel klüger als die Männer sind“. Auf fast alle Fragen würde die Tora - die fünf Bücher Mosis im Judentum – eine Antwort geben, so Balla. Zum Schluss durfte sich der Rabbiner an einer ebenfalls langjährigen Tradition beteiligen: der vorzeitigen Übergabe der Arbeitsverträge an Auszubildende, welche in diesem Jahr ihren Abschluss bekommen.

Die Jugendlichen verfolgten die Ausführungen viel Interesse. „Ich hatte noch nie Kontakt mit einem Menschen des jüdischen Glaubens. Ich habe viel gelernt. Auch Menschen mit diesem Glauben sind Menschen wie wir, so ein Azubi im 3. Ausbildungsjahr.“ - so lauteten die Aussagen der Teilnehmer.

Zum Schluss wurde es sogar musikalisch. Der Rabbiner Zsolt Balla hatte seine Gitarre mitgebracht und spielte bekannte Songs, die er mit hebräischen Texten interpretierte. Das löste so viel Begeisterung aus, dass sogar im Takt mitgeklatscht wurde. „Das ist das Besondere an TMP, dass es hier solche und auch viele andere interessante Veranstaltungen für die Mitarbeiter gibt“, lautete das abschließende Fazit von Prof. Sebastian Henn.

Auch an Sebastian Koch übergab Zsolt Balla den Arbeitsvertrag.



Prof. Henn aus Jena berichtete darüber, wie er zum jüdischen Glauben gekommen ist.



Zsolt Balla (vorn li.) und Prof. Henn (re.) beantworteten den TMP-Azubis viele Fragen.



Die Auszubildenden und Verantwortlichen von TMP hatten einen interessanten Vormittag mit Zsolt Balla und Prof. Dr. Sebastian Henn.