Neues Artenschutzzentrum eingeweiht (04/06/2023 11:03:52 AM)

So einen Macher braucht man

Damit brachte es Ronald Bellstedt, Vorsitzender des Naturschutzbundes Gotha (NABU), auf den Punkt: Ohne Bernhard Helbing würde es im Ortsteil Grumbach kein Artenschutzzentrum geben. Denn der ehemalige Geschäftsführer der TMP Fenster + Türen GmbH aus Bad Langensalza hat einen wesentlichen Anteil daran, dass das Bauwerk am vergangenen Freitag (31. März) offiziell der Nutzung übergeben werden konnte. Zahlreiche Anwohner und Gäste nahmen an der Feierstunde teil. Auch Dr. Burghard Vogel, Staatssekretär im Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz bedankte sich für die großartige Initiative. Durch die heutige intensive Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen gebe es immer weniger Rückzugs- und Nistmöglichkeiten in der Natur. "Dieser Turm bietet dafür jetzt die besten Voraussetzungen", so Dr. Vogel.

Die Geschichte geht auf eine ehemalige Trafostation der Netze Bad Langensalza GmbH zurück. Nach dem Rückbau der Technik vor etwa vier Jahren stand hier die Frage: Abreißen oder anderweitig nutzen? Mit dem ehemaligen Betreiber wurde die Idee entwickelt, den Turm in ein Artenschutzzentrum umzugestalten. Nach mehreren Gesprächsrunden mit seiner Führungsmannschaft konnte Bernhard Helbing TMP als Hauptsponsor und Träger gewinnen. Das war nicht besonders schwierig, denn nachhaltiger Natur- und Umweltschutz hat bei den ortsansässigen Fenster- und Türenbauern eine lange Tradition. Die Pflanzung alter Obstsorten, der Bau von Insektenhotels und Vogelnistkästen, die Unterstützung beim Bau von Wildkatzenkorridoren und Tierpatenschaften im Wildkatzendorf sowie die Übergabe von 13 Gewächshäusern an Schulen sind nur einige Beispiele. Damit fügt sich dieses Projekt nahtlos in die zahlreichen Aktivitäten ein, welche die TMP Fenster + Türen GmbH seit 1990 umgesetzt hat.

"Die Natur braucht den Menschen nicht, aber der Mensch braucht die Natur", sagte Helbing. Mit dem neuen Artenschutzzentrum wurden zahlreiche Nistplätze für bedrohte Arten wie beispielsweise Turmfalken, Schleiereulen, Mauersegler und Fledermäuse geschaffen. Aber auch Spatzen, Meisen, Rotschwänzchen oder Bachstelzen können hier eine neue Heimat finden.

Der neun Quadratmeter große und neun Meter hohe Turm wurde dabei komplett renoviert, im Inneren Treppen eingebaut und außen Nistkästen angebracht. Eine naturnahe Gestaltung des Umfeldes bietet vielen Krabbeltieren Unterschlupf, Fortpflanzungsstätten und Nahrungsquellen. So wurden hinter dem Turm drei verschiedene Sandsorten aufgeschüttet. "Dort wollen wir beobachten, wo die Wildbienen ihre Niströhren am liebsten bauen", erklärt Helbing. Denn auch die Umweltbildung soll dabei nicht zu kurz kommen. Hinter einer Glaseingangstür befinden sich im Erdgeschoss und dem 1. Stock zahlreiche Schautafeln des NABU, die eine Vielzahl an Informationen zu Insekten, Vögeln, Kriechtieren und zur artgerechten Gestaltung der Natur enthalten. Mit Bildern, Zahlen, Daten und Fakten wird die aktuelle prekäre Situation erläutert, in der sich unsere Umwelt befindet. Zukünftig will Bernhard Helbing persönlich hier naturkundliche Führungen für Schulklassen und Kindergartengruppen durchführen. "Aber erst nach der Brutsaison, denn wir wollen die Tiere nicht stören." Auch das sei gelebter Artenschutz, so Helbing.
 



So sah die Trafostation nach dem technischen Rückbau aus.

Bernhard Helbing (li) zeigte Dr. Vogel das Innere des ausgebauten Turmes.

Zahlreiche Gäste nahmen an der Einweihung teil.


"So einen Macher braucht man", lobte Ronald Bellstedt (Mitte) Bernhard Helbing (re). Auch Burkhard Vogel ist von dem Projekt begeistert.

Zur weiteren Begrünung wurden auch gleich symbolisch die Samen der Esparette (Schmetterlingsblüher) von Bernhard Helbing, Matthias Reinz (Bürgermeister Bad Langensalza) und Burkhard Vogel (v.l.n.r.) ausgesät.