Roto: "In stürmischer See Kurs gehalten" (12/01/2015 07:00:00 AM)

Starker Partner in schwachen Märkten

Wien/Lövö/Leinfelden-Echterdingen - (rp) "Wenn es Russland nicht gäbe, ginge es uns 2015 richtig gut. So geht es uns nur einigermaßen gut." Mit diesen Kernsätzen beschrieb der Vorstand der Roto Frank AG die Unternehmenssituation während des 10. Internationalen Fachpressetages. Wie es Mitte November vor rund 80 Journalisten aus 19 Ländern im ungarischen Lövö weiter hieß, gelingt es dem Bauzulieferer, "das Schiff der Gruppe in stürmischer See auf Kurs zu halten". Auch 2016 sei in Summe von den Märkten kein Rückenwind zu erwarten. Roto selbst wolle sich dennoch "positiv entwickeln". Zwei wichtige Erfolgsfaktoren dafür seien richtige Weichenstellungen und konsequent am Kundennutzen orientiertes Handeln.

Weltwirtschaft enttäuscht

"Für 2015 prognostizierten wir wieder keine Marktimpulse. Heute ist klar, dass das eine freundliche Untertreibung war", betonte Dr. Eckhard Keill gleich zu Beginn. Nach Aussage des Vorstandsvorsitzenden brachen relevante internationale Märkte und hier vor allem Russland stark ein. Daran gemessen, ziehe sich die Roto-Gruppe "achtbar aus der Affäre" und könne bei wichtigen Prioritäten Vollzug melden. Dazu gehörten die Festigung bzw. der Ausbau von Marktpositionen und die Dokumentation der wirtschaftlichen Stabilität.

Weltwirtschaftlich verlaufe 2015 per saldo enttäuschend. Einer aktuellen Weltbank-Prognose zufolge betrage das globale Wachstum nur noch 2,8 %. Während Schwellenländer wie Russland, Brasilien und Indonesien in eine tiefe Rezession rutschten, reiche es in den meisten Industriestaaten lediglich zu Stagnation bzw. einem moderaten Plus. Zudem gebe es zum Teil erhebliche Unruhe an der Währungsfront. Für Keill gilt dabei im Prinzip die Devise: "Schwache Wirtschaft – schwache Währung".

Deutschland verabschiede sich erkennbar von seiner Rolle als Europas Konjunkturlokomotive. Der jüngsten EU-Herbstprognose zufolge bewege sich das Wachstum von 2015 bis 2017 nur noch auf dem Durchschnittsniveau der Euro-Zone von jeweils knapp plus 2 %. Die inzwischen verbreitete Expertenmeinung, dass sich der gegenwärtige Flüchtlingsboom gerade für die Bauwirtschaft als Konjunkturspritze erweise, sieht der Roto-Chef im Übrigen kritisch. Er warnte vor der Billigbau-Gefahr und damit "den Schäden von morgen".

Deutschland ein Schlusslicht

Mit Blick auf die europäische Bauwirtschaft sei großer Optimismus ebenfalls unbegründet. Zwar steige das gesamte Bauvolumen in den 19 Euroconstruct-Ländern nach den Prognosen bis 2017 leicht an, liege dann aber gerade einmal wieder auf dem Niveau von 2011. Zudem schlössen die Forschungsinstitute nicht aus, dass die Belebung u. a. wegen der nach wie vor ungelösten Eurokrise nur eine "vorübergehende Erscheinung" sei. Ungeachtet dessen verliere der Wohnungsbau seine bisherige Wachstumstreiber-Funktion. Dabei nehme der Neubau deutlich stärker als der Bestandsmarkt zu. Im Ranking der Schätzungen bildeten Irland, Tschechien und Ungarn die Spitzengruppe, während u. a. Großbritannien, Portugal, Belgien, Polen und Norwegen zum Mittelfeld gehörten. Schlusslichter seien mit zum Teil sogar rückläufigen Wohnungsbau-Zahlen Österreich, Deutschland, Italien und die Schweiz.

Für Deutschland konstatierte Keill eine "gespaltene Baukonjunktur". Öffentlicher Bau und Wirtschaftsbau präsentierten sich ohne Schwung. Dagegen befinde sich der Wohnungsbau (noch) im Aufwind, könne jedoch im europäischen Vergleich nur eine unterdurchschnittliche Dynamik vorweisen. So lägen die Genehmigungs- und Fertigstellungszahlen unter dem langfristigen Bedarf. In der Abwägung positiver und negativer Einflussfaktoren müsse man registrieren, dass ein "weiteres Wohnungsbauwachstum keineswegs gesichert ist".

Analysen und eine entscheidende Frage

Eine "völlig uneinheitliche Gesamttendenz mit klarer Dominanz teilweise dramatischer Markteinbrüche" meldete der Vorstandsvorsitzende für die internationalen Fenster- und Türenmärkte. So bezifferte er die diesjährigen Rückgänge in Russland, Ukraine und Weißrussland mit 35 bis 40 % und in China mit etwa 20 %. Völlig abgestürzt sei speziell im 2. Halbjahr Brasilien (minus 40 %). Per saldo positiv verlaufe die Entwicklung in Europa und Nordamerika. Die hier zu verzeichnenden "moderaten bis guten Wachstumsraten" könnten jedoch die unter dem Strich für Roto stark negativen Markteinflüsse nicht verhindern.

Für Deutschland machte Keill erneut auf das "bekannte Manko" der offiziellen Verbandsprognosen aufmerksam. Es bestehe darin, dass sich die publizierten Wachstumszahlen auf verbaute Fenster und Türen beziehen und damit die kräftig zunehmenden Importe einschließen. In der Konsequenz bedeute das, dass der inländische Herstellermarkt auch 2015 sinken dürfte. Ebenfalls nicht "bereinigt" seien die positiven Einschätzungen für 2016, die von einem Mengenanstieg bei Fenstern um 2,9 % und bei Außentüren um 3,3 % ausgingen.

Alles in allem laute für Roto die wichtigste Frage: Wie schneidet die Gruppe im Vergleich zur Marktentwicklung ab? Die länderspezifische Antwort von Keill: "2015 entscheidet sich das in Russland, China und Deutschland."

Wenig Licht – viel Schatten

Status und Perspektiven des Unternehmens schilderte Michael Stangier. Der Finanzvorstand erinnerte zunächst an die Ausgangsbasis. Danach lag der Gruppenumsatz 2014 mit 641 Mio. Euro nur 2,6 % unter dem "Allzeit-Hoch" des Vorjahres (658 Mio. Euro). Dagegen seien die relevanten Märkte per saldo erheblich stärker rückläufig gewesen. Die daraus resultierende "positive Firmenkonjunktur" war, wie es hieß, auch das erklärte Ziel für 2015. Es werde mit "großer Wahrscheinlichkeit" erreicht.

Für die Division Fenster- und Türtechnologie (FTT) stehe per Ende September ein moderates Umsatzminus gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode zu Buche. Auf ein schwaches 1. Halbjahr folgte laut Stangier eine Stabilisierung im 3. Quartal.
 
 

"Es ist uns 2015 gelungen, das Roto-Schiff in stürmischer See auf Kurs zu halten.": So beschrieb Dr. Eckhard Keill während des 10. Internationalen Fachpressetages Situation und Entwicklung des Unternehmens. Auch 2016 erwartet der Vorstandsvorsitzende von den Märkten keinen Rückenwind. Erheblich optimistischer zeigte er sich im ungarischen Lövö für den Bauzulieferer selbst. Zwei Gründe: richtige Weichenstellungen und konsequent am Kundennutzen orientiertes Handeln.
Foto: Roto



Geht für 2015 von einem Umsatzminus der Roto-Gruppe im unteren einstelligen Bereich aus: Michael Stangier. Mit Blick auf das "Debakel" in wichtigen Kernmärkten wie Russland ist das aber ein "sehr respektables Ergebnis", erklärte der Finanzvorstand Mitte November 2015 im ungarischen Lövö. Für die Kunden sei die erneut bestätigte wirtschaftliche Stabilität des Bauzulieferers ein wichtiger Sicherheitsbeweis.
Foto: Roto


Die gerade in der Fenster- und Türtechnologie ausgeprägte Internationalisierungsstrategie der Roto-Gruppe hat sich auch 2015 bewährt. Das betonte der Vorstand des Bauzulieferers Mitte November 2015 im ungarischen Lövö. Im Bild: die neue Ausstellung am größten Fertigungsstandort des weltweiten Produktionsverbundes.
Foto: Roto


Das Wohndachfenster-Kerngeschäft der Division Dach- und Solartechnologie befindet sich "auf gutem Weg", hob der Roto-Vorstand Mitte November 2015 hervor. Das beruhe nicht zuletzt auf der neuen, im mittleren Preissegment angesiedelten Produktgeneration "RotoQ". Sie trage künftig wesentlich zu einem weiteren kontinuierlichen Gewinn von Marktanteilen bei.
Foto: Roto RotoQ_Messe.jpg
In der Einzelanalyse verglich der Finanzvorstand die jeweilige Markt- mit der Roto-Entwicklung in bedeutenden Regionen bzw. Ländern. Die "extremen Einbrüche" in Russland, Ukraine und Weißrussland als dem bisher größten Dreh-/Kipp-Markt wirkten sich natürlich auch auf den Marktführer Roto aus. Er habe jedoch etwas besser als der Markt abgeschnitten. Gleiches gelte in China trotz der starken Schrumpfung des besonders wichtigen Premiumsegmentes. Im insgesamt "stabilen" Deutschland gewinne man ebenfalls Marktanteile. In Nordamerika übertreffe der Beschlagspezialist das Marktwachstum. Auch in Südamerika verzeichne er trotz der aktuell gravierenden Probleme in Brasilien eine alles in allem positive Marktanteilsentwicklung. In Europa schließlich überwiege bei starken Länder-Schwankungen ein geringes Marktplus. Die Roto-Position habe sich meist verbessert. Per saldo lasse sich feststellen, dass sich die gerade in der Fenster- und Türtechnologie ausgeprägte Internationalisierungsstrategie "ein weiteres Mal bewährt".

Auf gutem Weg

Der Umsatz in der Division Dach- und Solartechnologie (DST) sei kumuliert per Ende September etwas geringer als im Vorjahr. Dabei habe sich der Trend in der Quartalsbetrachtung stetig verbessert. Den nicht zuletzt auf einen Basiseffekt zurückzuführenden schwachen ersten drei Monaten folgten laut Stangier stabile bzw. sogar leicht wachsende Perioden. Das Wohndachfenster-Kerngeschäft befinde sich auch dank einer neuen, im mittleren Preissegment angesiedelten Produktgeneration auf "gutem Weg". Das trage in den meist rückläufigen Märkten wesentlich zu einem kontinuierlichen Gewinn von Marktanteilen bei.

Die für die DST-Entwicklung nach wie vor prägenden Umsätze in Deutschland verdienten das Prädikat "zufriedenstellend". In Osteuropa belaste die Krise in Russland/Ukraine auch das Geschäft dieser Division. In Westeuropa werde der in Frankreich bewusst eingeleitete Neuausrichtungsprozess fortgesetzt. Erfreulich sei die Entwicklung in Süd- bzw. Südosteuropa, wo sich der Erfolgskurs vor allem durch eine positive Firmenkonjunktur in Österreich und Tschechien erneut bestätigt habe.

Strategische Investition

Den Gruppenumsatz per 30. September 2015 bezifferte der Finanzvorstand auf knapp 480 Mio. Euro. Er liege zwar 4 % unter Vorjahr, sei aber mit Blick auf das "Debakel" in wichtigen Kernmärkten ein "sehr respektables Ergebnis". Da für das 4. Quartal keine wesentlichen Veränderungen zu erwarten seien, gehe man für das Gesamtjahr von einem Umsatzminus im unteren einstelligen Bereich aus.

Auf Gruppenebene habe sich die Relation zwischen Auslands- und Inlandsgeschäft zugunsten des deutschen Anteils verschoben, der stichtagsbezogen auf ca. 36 % gestiegen sei. Die klar fallende Tendenz bei der Mitarbeiterzahl (30.09.: knapp 4.400) sei eine unvermeidbare Konsequenz der häufig schlechten Marktverfassung. Trotzdem gebe es bei Roto keinen "Investitionsstopp". Vielmehr seien die für Sachanlagen aufgewendeten Mittel auch 2015 höher als die Abschreibungen. Für 2016 kündigte Stangier ein Investitionsvolumen von ca. 8 Mio. Euro allein für die umfassende Modernisierung des Lager- und Versandzentrums im Stammwerk in Leinfelden-Echterdingen an. Die gesunde wirtschaftliche Verfassung des Bauzulieferers mache zudem Investitionen in sinnvolle Akquisitionen wie den erst vor wenigen Wochen erfolgten Erwerb der Deventer-Gruppe möglich.

Die zum 01. Januar 2016 wirksame Übernahme diene dem konsequenten Ausbau der fenster- und türtechnologischen Gesamtkompetenz und sei deshalb von strategischer Bedeutung. Sie bewirke eine "ideale Ergänzung" des bisherigen Roto-Portfolios. Bei Deventer handele es sich um einen führenden Spezialisten für Dichtprofile aus TPE für Fenster, Türen, Tore, Zargen und Verglasungen. Die dezentral geführte Gruppe mit Gesellschaften in Deutschland, Polen, Russland und den Niederlanden beschäftige rund 160 Mitarbeiter, sei wie Roto "kerngesund" und im Markt für ein hohes Qualitäts-, Innovations- und Leistungsniveau bekannt. Positive Kundenreaktionen bestätigten die Akzeptanz des strategischen Investments. Die Integration des neuen Gruppenmitgliedes in den Roto-Verbund erfolge wie bei den früheren Zukäufen "konzentriert, aber ohne Zeitdruck".

Gerade in der gegenwärtigen Marktsituation stelle der Erwerb einen wichtigen Stabilitätsbeweis für alle Kunden dar. Die Finanzierung der Akquisition war laut Stangier aus dem Cashflow und damit ohne zusätzliche Fremdmittel möglich. Die Ertragssituation 2015 der Gruppe charakterisierte er vor dem Hintergrund der Marktbelastungen mit "insgesamt noch akzeptabel". Das sei das Ergebnis unterschiedlicher Maßnahmen und beruhe ferner auf ebenso positiven wie negativen Währungseinflüssen. Zu den beiden Divisionen hieß es: "DST ist klar ertragsstärker."

Wieder ambitionierte Ziele

In seiner Vorschau auf 2016 sagte Keill, dass "erhebliche Marktrisiken bleiben, so dass Roto insofern keinen Rückenwind erwartet". Er untermauerte seine Einschätzung mit mehreren konkreten Beispielen. So sei in Russland die Talsohle vermutlich nur dann erreicht, wenn sich die geopolitische Situation nicht weiter verschärfe. Eher sei aber ein weiteres Minus zu befürchten. Der Markt in China könne sich erst dann beleben, wenn es zur "Freigabe" der großen Zahl zurückgestellter Immobilienprojekte komme. Aber auch hier müsse man wohl mehr mit einem erneuten Marktrückgang rechnen. Für Europa inklusive Deutschland sowie Nordamerika sei überwiegend eine "leicht positive Tendenz" zu prognostizieren. In Süd- und Lateinamerika gebe es unterschiedliche Signale. Einer "starken Skepsis" für Brasilien stehe die Hoffnung auf stabile Märkte wie Chile gegenüber. In Summe gehe das Unternehmen von nochmaligen weltweiten Markteinbußen in einer Größenordnung von 5 % aus.

Ungeachtet dessen habe Roto wieder ambitionierte Ziele. So wolle man zumindest eine "schwarze Umsatz-Null" schaffen und erneut besser als Märkte und Wettbewerber sein. Im Fokus stehe dabei das "bewährte Erfolgsrezept" der konsequenten Ausrichtung am Kundennutzen. Es sei bei der Fenster- und Türtechnologie seit acht Jahren und bei der Dach- und Solartechnologie seit vier Jahren "ein effizientes Geschäftsmodell". Nicht umsonst habe das Konzept 2015 den Beraterpreis des Magazins "WirtschaftsWoche" für "exzellente Projekte" erhalten. Dem internationalen Journalistenpublikum in Lövö versicherte Keill resümierend: "Unsere Kunden wissen, dass auf Roto Verlass ist. Auch oder gerade in unberechenbaren Märkten."



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