Der neue INTERSHOP-Tower in Jena (13.05.2002)

 
Richtungsweisende Komfort-Sanierung mit System

Dipl.-Ing. Gerd Geburtig, Planungsgruppe Geburtig, Weimar
Dr. Winfried Heusler, SCHÜCO International KG, Bielefeld

Ein Wahrzeichen der Stadt Jena erstrahlt in neuem Glanz / Komfort, Wohlbefinden und Sicherheit: intelligente Fenster- und Fassadenleittechnik setzt ganz neue Maßstäbe / e-Windows von SCHÜCO: für ein innovatives, kostensenkendes Gebäude- und Energiemanagement
 

vorher


nachher


Es war eine sehr anspruchsvolle und komplexe Bau- bzw. Sanierungs-Aufgabe. In nur einem Jahr verwandelte sich das ehemalige Universitätshochhaus der Stadt Jena, von 1970 - 1971 als monolithische Stahlbetonkonstruktion errichtet, in ein hochmodernes Bürogebäude mit attraktiver Fassadenkonstruktion und außergewöhnlich hohem Nutzer-Komfort. Während der Fachmesse Light + Building erhielt der sog. INTERSHOP-Tower den Innovationspreis Architektur und Technik als Anerkennung in der Kategorie Gebäudetechnik. Die Jury würdigte die technische Sanierung und speziell die web-basierte Raummanagement-Lösung.
 
Für die Planung der neuen Fassade gaben Stadtplanung und Architekt einen Farbwechsel in lisenenförmiger Ausbildung vor. Als Konstruktionsprinzip für die neue Fassade wurde eine Kalt-Warm-Fassade eingeplant, bei der die Warmbereiche (Fenster) horizontal um das Gebäude verlaufen. Der Bereich zwischen den Fensterbändern wurde als hinterlüftete Kaltfassade ausgebildet. Alle Fensterelemente - sowohl Kipp- als auch Dreh-Kipp-Elemente - sind auf Basis des SCHÜCO-Aluminium-

Systems ROYAL S mit Sonderprofilen im Blendrahmenbereich und speziellen Silikondichtungs-Profilen im vertikalen Bereich realisiert worden. Eine von vielen Besonderheiten: Aufgrund eines engen Zeitrahmens war es nicht möglich, nach der Demontage der alten Fassade ein entsprechendes Aufmaß vorzunehmen und auszuwerten. Damit war es nicht möglich, trotz vorgefundener extremer Maßabweichungen innerhalb der vorhandenen monolithischen Stahlbetonkonstruktion, die Ausführungsarbeiten zu unterbrechen. Durch die gemeinsame Bearbeitung von Architektur- und Tragwerksplanung innerhalb der Planungsgruppe Geburtig konnte in enger Zusammenarbeit von Architekten und Ingenieuren permanent schnell auf die jeweils vorgefundene Detailsituation reagiert werden. Nur durch diese integrative Planung in ständiger gleitender Abwicklung bis zur Anfertigung von Sonderelementen durch die Metallbaufirmen konnte die enge Terminstellung bewältigt werden.

Gemeinsam abgestimmt mit dem Bauherrn und den Architekten entwickelten die ausführenden Metallbaufirmen dazu ein flexibles Konzept, das es während der Montage erlaubte, die zwei verschiedenen Fensterelement-Typen untereinander zu tauschen und die einzelnen Etagen zueinander um bis zu 20 mm zu verschieben. Soweit diese Toleranz im Detail nicht ausreichte, wurde ein Eingriff in die Stahlbetonkonstruktion notwendig.

Die vorhandene, bauzeitliche Schaumglasdämmung konnte nach eingehender Überprüfung durch Materialprüfanstalten am Gebäude belassen werden und war vor Montagebeginn nur punktuell auszubessern. Es konnte damit die Wiederverwendung ohne aufwändige Entsorgung und damit eine energetische Einsparung auch in dieser Hinsicht erzielt werden.

Nach Montage der Fensterbänder war das Gebäude je Geschoss baudicht, so dass der Innenausbau fortgeführt werden konnte. Als letzte Montageschritte wurden jeweils die Unterkonstruktion im Kaltbereich montiert, die silberfarbenen Glasplatten eingesetzt und mittels Deckleisten befestigt. Bei der Montage mussten Betonnester und eine durch entsprechende Begutachtungen im Durchschnitt weit unter den zur Bauzeit der Rohbaukonstruktion projektierten Werten attestierte Betongüte berücksichtigt werden.

Das von außen sichtbare Sanierungs-Ergebnis: eine attraktive, zeitgemäße Aluminium-Glas-Fassade. Von außen nicht sichtbar ist, dass im INTERSHOP-Tower auch ganz neue Maßstäbe in punkto BUS-Strukturen, Einzelraummanagement und flexible Parzellierung von Kombi-Büros gesetzt wurden. So sind die SCHÜCO-Aluminium-Fenster als e-Windows ausgeführt. Das heißt: Die Gebäudebe- und -entlüftung erfolgt über elektromotorisch betätigte Kippflügel, die ein manuelles Öffnen und Schließen überflüssig machen. Die Steuerung übernehmen Wind-, Regen- oder Lichtsensoren. Auf zusätzliche Sicherungsmaßnahmen für geöffnete Fenster bei extremen Witterungseinflüssen konnte deshalb verzichtet werden. Wichtig für die Baupraxis: Die gesamte Verkabelung der elektromotorisch betriebenen Komponenten erfolgte werkseitig - bei der eigentlichen Montage wurden lediglich die Verbindungskabel zwischen den einzelnen Komponenten mittels Steckverbindungen montiert.

Vollklimatisierte, abgeschottete Räume haben in der Arbeitswelt zum Sick-Building-Syndrom mit Symptomen wie Kopfschmerzen, Ermüdung und Demotivation geführt. Der INTERSHOP-Tower hingegen ist auf Behaglichkeit und kreatives Ambiente "programmiert". Jeder Mitarbeiter kann per Web-Interface ein Paneel aufrufen, das ihm diverse Steuerungsmöglichkeiten bietet. Per Mouseklick auf die Windows-Taskleiste kann sich jeder Mitarbeiter schnell und komfortabel von seinem PC am Arbeitsplatz aus die individuell gewünschten Umgebungsbedingungen einstellen: Angefangen beim Öffnen der Fenster, Heben, Senken und Kippen der Jalousien, Ein- und Ausschalten der Beleuchtung, bis hin zum Einstellen der persönlich angenehmsten Raumtemperatur. Diese Steuerungen beherrschen alle Rechner innerhalb des Gebäudes. Sicherheitsmechanismen gewährleisten dabei, das jeder Mitarbeiter nur innerhalb seiner Zugriffsrechte Einstellungen vornehmen kann. Mitarbeiter mit Administratorrechten, wie beispielsweise das Servicepersonal, haben ganzheitlichen Zugriff auf alle Räume in allen Etagen. Nach persönlicher Identifikation ist darüber hinaus sogar die Steuerung von außenliegenden Rechnern aus möglich.

Über die Zentralsteuerung kann das gesamte Licht, Heizungs- und Kühlsystem gesteuert und angepasst werden. Der Administrator hat zusätzlich das Recht zur Konfiguration von Gebäudedaten. Er kann z. B. per Mouseklick bewegliche Wände setzen oder entfernen, um völlig neue Raumkonfigurationen zu schaffen. Nach dem Verschieben der Wände, auf dem Grundriss der Software, ordnen sich automatisch alle Gewerke den neu entstandenen Räumen zu, die Steuerung für die neu entstandenen Büroräume wird dann selbstständig angepasst. Ein erhebliches Energieeinsparpotenzial ergibt sich ferner dadurch, dass beim Öffnen eines Fensters die darunter liegende Heizung oder Kühlung automatisch abgestellt wird.

Neben großen Energieeinsparungen bietet die neue Technologie auch ein deutliches Mehr an Sicherheit. So ist die Steuerung auch an das Brandmeldesystem des gesamten Gebäude gekoppelt. Bei Branddetektion erfolgt ein automatisches Öffnen der motorisch betriebenen Fenster in der Brandetage sowie den darunter und darüber liegenden Etagen und der inneren Verglasungswände. Damit setzt eine sofortige Entrauchung der gefährdeten Bereiche ein.

Auf vielfältige Weise tritt der INTERSHOP-Tower so den Beweis dafür an, dass hohe Energieeinsparungen, eine deutliche CO2-Reduktion, mehr Sicherheit und mehr Komfort im Rahmen einer Sanierungsmaßnahme in idealer Weise auf einen Nenner zu bringen sind. Also genau die Faktoren, die mittlerweile den Ausschlag geben, wenn es um die Vermietbarkeit von Objekten und die Motivation von Mitarbeitern geht. Ein weiteres architektonisches Highlight des INTERSHOP-Towers ist der neue Turmaufsatz, der ein Restaurant, Aussichtsplattformen und eine Konferenzetage beherbergt. Mit diesem Aufsatz wuchs Jenas Wahrzeichen im Rahmen der Komplett-Sanierung von ursprünglich 132 auf nunmehr ca. 145 m.
 
 
 
 


OBJEKT-DATEN




 




Bauherr:


Saller Gewerbebau, Weimar


 




Architekten:


Arbeitsgemeinschaft
Planungsgruppe Geburtig, Büro Weimar
Architekturbüro Ruhland, Weimar


 




Auftragnehmer
Metallbau:


Arbeitsgemeinschaft Fassade Universitätshochhaus Jena
Anders Metallbau, Fritzlar
Feldhaus Fenster und Fassaden, Emsdetten


 




Hauptmieter:


INTERSHOP Software Entwicklungs GmbH


 




Gebäudehöhe:


ca. 145 m (inkl. Turm)


 




Durchmesser im
Grundriss:


ca. 33,30 m


 




Geschosshöhe:


4.200 mm


 




Ausführungsumfang
Fassade:


25 Geschosse, je 56 Fassadenelemente mit den Maßen:
Breite = 1,90 m, Höhe = 4,20 m


 




Anzahl der
Fensterelemente:


ca. 1.400


 




Kaltbereich:


ca. 2.800 Glasplatten


 




Gesamtfassadenfläche:


ca. 11.200 m²

Pressemitteilung der Firma Schüco / Quelle: