Unruhe bei Kömmerling: Wie viele müssen gehen? (05/02/2005 08:36:14 AM)


Profine-Gruppe will deutschlandweit 400 Stellen abbauen
Von den 2.500 Profine-Beschäftigten in Pirmasens, Troisdorf und Berlin sollen 400 Mitarbeiter ihren Job verlieren, Wieviele der 1.400 Mitarbeiter bei Kömmerling davon betroffen sind, ist noch nicht klar. In acht Wochen sollen die Verhandlungen zwischen Vorstand und Betriebsrat über den Personalabbau abgeschlossen sein.

Ertragsprobleme der Profine-Gruppe
Der Vorstand gab bekannt, dass die Profine-Gruppe (Kömmerling, KBE und Trocal) Ertragsprobleme habe. Die Struktur des Unternehmens müsse geändert werden. Stellanabbau und Einsparungen sind die Folge. In einer Betriebsversammlung (am vergangenen Freitag, Anm. d. Red.) informierten Vorstandssprecher Gerhard Sommerer und Geschäftsführer Hans Herpoel die Anwesenden 800 Pirmasenser Beschäftigten über die geplanten Veränderungen.

Konzernlogistik wird angestrebt - Profine müsse mit Blick auf die Wettbewerber in den Wachstumsmärkten im Osten konkurrenzfähiger werden
Die drei Sparten der Profine (Kömmerling in Pirmasens, KBE in Berlin und Trocal in Troisdorf) haben nach Sommerers Worten in den vergangenen vier Jahren nicht zusammen gearbeitet und sich nicht als Einheit verstanden. Die Zusammenführung der unterschiedlichen Marken fehle. Es habe keine zentralisierte Kundenauftragsabwicklung gegeben. Die firmeninternen Abläufe müssten geändert und die Struktur im Unternehmen vereinfacht werden. Eine gemeinsame Konzernlogistik werde angestrebt. Profine müsse mit Blick auf die Wettbewerber in den Wachstumsmärkten im Osten konkurrenzfähiger werden.

Produktvielfalt von Kömmerling wird vereinfacht



Hans Herpoel


Gerhard Sommerer

Fotos: profine
Diesen Handlungsbedarf habe es vor dem Verkauf im Dezember 2004 nicht gegeben, weil Profine in einen großen Konzern eingebunden gewesen sei, erklärte Sommerer gegenüber der Pirmasenser Zeitung. Mit dem Verkauf an die amerikanischen Finanzinvestoren gebe es aber "die Mutter" Rüttgers nicht mehr, sondern die Profine-Gruppe müsse eigenständig im Markt bestehen. Konkret für den Standort Pirmasens bedeutet das erst einmal, dass die Produktvielfalt von Kömmerling vereinfacht werde, um eine höhere Effizienz zu erreichen. "Wir brauchen ein Vollsortiment, aber auch ein vernünftiges Angebot", betonte Herpoel.

Die Stimmung bei den Pirmasenser Mitarbeitern war nach Aussage von Klaus Maier, Vorsitzender des Betriebsrates und Gesamtratsvorsitzender von Profine, "teils bedrückt, teils ernüchternd, aber nicht hoffnungslos".

Vorstand will Versäumnisse der Vergangenheit wettmachen
Versäumnisse in den vergangenen Jahren führten nach Ansicht des Profine-Vorstandes zu den jetzigen Ertragsproblemen. Die Wettbewerbssituation und die steigenden Rohstoffpreise spielen ebenfalls eine Rolle. Auch der Betriebsrat sieht Fehler im Unternehmen, die jetzt zusammen mit den Mitarbeitern behoben werden sollen.

"Das ist emotional schwer zu begreifen", sagte Klaus Maier, Vorsitzender des Betriebsrates und Gesamtratsvorsitzender von Profine. Vor dem Verkauf haben sich die Mitarbeiter durch Zugehörigkeit zu Rüttgers sicher gefühlt. "Wir haben uns in einer anderen Welt befunden." Mit dem Verkauf an amerikanische Finanzinvestoren hätten sich die Anforderungen verändert.

Keine Stellenverlagerung ins Ausland
Ein Versäumnis sei gewesen, dass sich die Profine-Gruppe nie als Einheit verstanden hat. "Der Name existierte nur auf dem Papier und im Handelsregister", sagte Maier. Umso wichtiger sei es jetzt, die Betroffenen zu Beteiligten zu machen. Deswegen informierte der Vorstand am Donnerstag, 28.04.2005, die rund 500 Mitarbeiter in Troisdorf, Freitag, 29.04.2005, gab es die Betriebsversammlung in Pirmasens. Am Samstag erfuhren die 600 Beschäftigen in Berlin von den geplanten Veränderungen. "Wir wollen Transparenz in den Betrieben", betonte Profine-Sprecher Sommerer. Die Straffung der Unternehmensgruppe sei zum Wohl des Mitarbeiter. "Wir wollen Arbeitsplätze erhalten." Es sollen auch keine Stellen ins Ausland verlagert werden. Auch in den Standorten China und Russland gebe es Probleme.

Zusammenführung der drei Unternehmensteile zu einer Einheit
Zur Existenzsicherung von Profine gehört die Zusammenführung der drei Unternehmensteile zu einer Einheit. Der Umsatz der Profine-Gruppe lag im vergangenen Jahr bei 680 Millionen Euro. Die Steigerung von 5 Prozent ist das Ziel in diesem Jahr. Weltweit arbeiten 3.750 Mitarbeiter in der Profine-Gruppe - 2.500 davon in Deutschland, 1.400 in Pirmasens.

Spekulationen darüber, dass allein in Pirmasens 250 Stellen gestrichen werden, bestätigte Sommerer nicht. "Es ist noch nichts entschieden", sagte er. Auch das Gerücht, dass die Produktion am Standort Berlin billiger sei und deswegen Teil der Verwaltung oder Produktion dorthin verlagert werden, dementierte er.

Pirmasenser Kömmerling-Mitarbeiter verunsichert
Dass die 1.400 Kömmerling-Mitarbeiter verunsichert sind, weil sie den größten Anteil der deutschen Profine-Beschäftigten stellen und die Angst vor dem größten Stellenabbau vorhanden ist, kann Sommerer nachvollziehen. "Deswegen sollen die Verhandlungen so schnell wie möglich abgeschlossen sein."

In den nächsten Wochen verhandeln die Verantwortlichen mit Betriebsrat und Gewerkschaft. Für Klaus Lehmen,, Bezirksleiter der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IBGCE), steht an erster Stelle, das neue Zahlenwerk zu prüfen, das die Profine-Manager vorgelegt haben.

Marke Kömmerling sei der Mercedes unter den Kunststoffen
Kömmerling hat in den vergangenen Jahren zwar schwarze Zahlen geschrieben, doch für Sommerer geht es um die Profine-Gruppe, die insgesamt Ertragsprobleme habe. Zwar sei die Marke Kömmerling der Mercedes unter den Kunststoffen, aber Ziel müsse es sein, diesen Namen weiterhin wettbewerbsfähig zu halten. Der Ruf von Kömmerling sei hervorragend. Durch die Probleme von Profine nehme er aber Schaden. Dem müsse entgegen gewirkt werden.

Im Dezember 2004 wurde die Muttergesellschaft der Firma Kömmerling, HT Troplast, an eine amerikanische Investorengruppe verkauft. Die amerikanischen Beteiligungsgesellschaften Carlyle Group und Advent International sind jetzt Eigentümer der HT Troplast und damit der Profine-Gruppe mit Kömmerling, KBE und Trocal.

Quelle: Pirmasenser Zeitung/30.04.2005