Wintergärten: Wenn die Lust am umbauten Raum im Freien zum Frust wird (02/22/2005 07:00:00 AM)


Peter Struhlik, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Fenster, Türen, Fassaden und Wintergärten, über "typische Problemfelder bei Wintergärten aus der Sicht eines technischen Sachverständigen" auf der Grundlage von 24 Gutachten aus dem Jahr 2003.

Es gibt keine wirklich nachteilige Konstruktionsart
Von den in Augenschein genommenen 24 Wintergartenkonstruktionen waren etwa ein Fünftel komplett aus Holz gefertigt. Die Dachkonstruktionen des überwiegenden Teils der anderen Wintergärten waren mit Aluminiumprofilen ausgeführt. Reine stahlverstärkte Kunststoffkonstruktionen waren mit zwei Wintergärten relativ selten vertreten. Einen Rückschluss von dem verwendeten Material zu einem in der Praxis besonders häufigen Schadensbild kann Struhlik aus seiner Gutachterpraxis nicht ableiten. Es gibt offensichtlich keine wirklich nachteilige Konstruktionsart. Allerdings überwiegen bestimmte Schadensbilder abhängig vom verwendeten Material.



Peter Struhlik
(Foto: Struhlik)

Aluminiumdächer weisen im Gegensatz zu den Holzkonstruktionen keine so dramatischen Materialzerstörungen und Pilzbefall auf, allerdings sind sie bei entsprechend sorgloser Verarbeitung erheblich undichter (quantitativer Wassereintritt) als vergleichbare Holzkonstruktionen.

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Hauptmangelpunkt: fach- und sachgerechte Baukörperanschlüsse
Bei 54 % der besichtigten Wintergärten lagen handfeste Mängel im Bereich der Baukörperanschlüsse vor. Dabei hielten sich Undichtigkeiten im Fußpunkt der Elemente und an den hinteren Wandanschlüssen in etwa die Waage. Zwei Wandanschlüsse betrafen mit Wärmedämmverbundsystemen ausgestattete Häuser. Da diese in der Ausführung komplizierter sind als ein normaler Wandanschluss, verwundert das nicht. Erstaunlich ist hingegen, dass ganz normale Fußpunktanschlüsse in vielen Fällen so verkehrt ausgeführt werden. Die Schadensbil-der reichen hier vom Wassereintritt bis zur erheblichen Kondenswasserfalle.

Auf mangelhafter Planung beruhende Fehler
Auf mangelhafte Planung beruhende Fehler waren in 42 % der Fällezu finden und hatten mitunter etwas burleske Züge. Als Beispiel sei ein Fall genannt, bei dem Aluminiumfenster als Teil eines Holzständerwintergartens mit Neigung nach innen eingebaut wurden Die aufgetretene "Schräglage" des Rahmenprofils in Verbindung mit dem massiv auftretenden Regenwasser musste unfehlbar zum späteren Eindringen des Niederschlags zur Rauminnenseite führen. Davor schützte auch die vorhandene Entwässerung nicht. Als Lösungsmöglichkeit wurde von der ausführenden Firma vorgeschlagen, den Bereich von außen mit einer weiteren Glasüberdachung zu versehen, um so die Fenster vor Regenwasser zu schützen! Eine fachgerechte Planung hätte an dieser Stelle von vornherein den Einsatz eines Fassadensystems (Pfosten-Riegel-Konstruktion) vorsehen müssen.

Unsinnige "Silikon-Wülsteleien"
In 29 % der Fälle fand der Autor unsinnige "Silikon-Wülsteleien" vor. Es dichtet nicht, wenn äußere Abdeckbleche verschmiert werden. Die wasserführenden Profilebenen liegen ohnehin tiefer. Auch ungeeignete und daher selbstlösende Materialkombinationen von dauerelastischem Dichtstoff und Untergrund kamen immer wieder vor.

Verglasungsprobleme
Die Mangelerscheinungen in den Fällen mit Verglasungsproblemen (bei 21 % der Wintergärten) waren immer unterschiedlich. Dabei reichte die Palette vom Nichtbeachten der "Technischen Regeln für die Verwendung von linienförmig gelagerten Verglasungen" bis zum gewöhnlichen "Kratzer" auf der Scheibe.

Unzureichende Kundeninformation
Immer wieder (in 17 % der Fälle) kam es auch vor, dass der technische Laie und damit der Käufer des Wintergartens auf gewisse Dinge nicht oder nicht ausreichend hingewiesen wurde. Wenn bei der geplanten Wohnraumerweiterung (lassen wir das baurechtliche Problem einmal beiseite) nicht nachdrücklich darauf hingewiesen wird, dass der nach Süden orientierte Wintergarten im Sommer ohne eine Beschattung und zumindest mit mechanisch unterstützter Lüftung überhaupt nicht zum dauernden Aufenthalt von Mensch, Tier- und Pflanzen geeignet ist, dann ist das eindeutig eine Unterlassungssünde des Errichters. Gleichfalls ist es nicht in Ordnung, ohne entsprechenden Hinweis, auf Kundenwunsch eine Dachverglasung in Drahtglas auszuführen, wenn von vornherein klar ist, dass eine Kante der Verglasung ständig und ungeschützt der Bewitterung ausgesetzt ist. Wie der Kunde nicht wissen kann, ist so eine Ausführung nach den Richtlinien der Isolierglas herstellenden Industrie überhaupt nicht zulässig und führt mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem Glasbruch. Im vorliegenden Fall waren bereits drei Scheiben geplatzt.

Statische Probleme eher selten
Konstruktionen mit statischen Problemen sind glücklicherweise eher selten. Allerdings sind die Mängel dann in der Regel umso drastischer. Wenn beim Bauen der Konstruktion von der vorliegenden statischen Berechnung erheblich abgewichen wird, entsteht im Nachhinein meist ein beträchtlicher Aufwand zur Mangelbeseitigung.

Auswertungsgrafik der im Jahr 2003 besichtigten Wintergärten
verwendetes Konstruktionsmaterial
Mängeleinteilung in verschiedene Bereiche
Holz
Alu + PVC
Anschlüsse
Planung
Silikon
Verglasung
Beratung
Statik
21 %
79 %
54 %
42 %
29 %
21 %
17 %
8 %

Autor: Peter Struhlik

Falterweg 1
32425 Minden
Tel: 0571/648 1188
Fax: 0571/648 2089
email@peter-struhlik.de
www.peter-struhlik.de

Hinweis der fensterplatz.de-Redaktion
Wenden Sie sich für eine fach- und sachgerechte Ausführung an Fachbetriebe für den Wintergartenbau, deren Adressen Sie u. a. auf den Verbands-Seiten im Internet und/oder bei den Geschäftsstellen der Fachverbände erhalten.

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